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Für Stars und Sternchen der deutschen Gourmet-Szene sind PR-Events ein willkommenes Zubrot. Gegen auskömmliche Honorare lassen sich bekannte Köche, Sommeliers und Publizisten von Weingütern und regionalen Vermarktungsverbänden anheuern, um deren Erzeugnisse publikumswirksam in ein möglich gutes Licht zu rücken.
Auch die Stuttgarter Sommelière Christina Hilker gehört zu dieser Szene. Nachdem Sie 2004 und 2005 vom Bertelsmann Verlag bzw. dem Gault Millau als Sommelière des Jahres ausgezeichnet wurde, hat sie sich 2006 selbständig gemacht und fungiert mittlerweile als Gesellschafterin und regionale Geschäftsführerin der Sommelier-Consult Köln, zu deren Geschäftfeldern laut Website auch „Vorbereitungen und Moderationen von Weinveranstaltungen für Unternehmen und Privatleute“ sowie „Seminare zum Thema Harmonie von Wein und Speisen“ gehören.
Kommunikation mit dem Einzigartigen
Frau Hilkers Job ist nicht einfach. Egal ob Weine aus Deutschland, Frankreich, Österreich, Schweiz, Spanien oder Südafrika – so ihre Fachgebiete – muss sie stets das Besondere, ja Einzigartige an den jeweiligen Produkten kommunizieren, und auch müdeste Tropfen müssen noch mit ein paar netten bis begeisterten Worten bedacht werden. Schließlich werden Sie und ihre Berufskollegen von den Auftraggebern nicht dafür bezahlt, potenzielle Kunden mit kritischen Anmerkungen zu verunsichern.
Frau Hilker kann das gut. Seit Jahren nimmt auch das Conseil Interprofessionel des Vins d’Alsace (CIVA) ihre Dienste in Anspruch um „Elsässer Weine und kulinarische Genüsse aus aller Welt“ zu präsentieren. Stets outet sich die Sommelière sofort als glühende Verehrerin der elsässischen Weinkultur.
Großes Spektrum im Elsass
Diese habe ein „typisches Terroirprofil“ und werde von einer besonders strengen Qualitätsphilosophie geprägt. Außerdem passten die Weine ganz hervorragend zu allen erdenklichen Gerichten und besonders zu bestimmten Kräutern und Gewürzen. Zudem seien Winzer und auch alle anderen Menschen in dieser Region von einer besonderen Herzlichkeit und Gastfreundfreundschaft beseelt.
Natürlich würde Frau Hilker das alles auch erzählen, wenn es um Weine aus anderen Teilen der Welt ginge.
Bleiben wir beim Elsass. Von dort kommen in der Regel rebsortenreine und meistens auch -typische Weine, die im besten Fall das Terroir ihrer Herkunftslagen wiederspiegeln. Das Spektrum ist groß und reicht vom einfachen Zechwein bis hin zu hervorragenden trockenen, rest- und edelsüßen Gewächsen.
Wie es sich eigentlich gehört, hat auch die regionale Küche eine besondere Affinität zu diesen Weinen. Egal ob Gänseleberpastete, Weinbergschnecken, Choucroute, Baeckeoffe, Coq au Vin oder Truite au Riesling: Es gibt kaum ein Gericht, zu dem man sich nicht einen guten Elsässer Wein vorstellen kann. Sei es ein mineralischer Riesling, ein erdiger Silvaner, ein feinwürziger Muscat d’Alsace oder ein opulenter, restsüßer Gewürztraminer.
Aber im globalisierten Weinbusiness hat Regionalität nur den Stellenwert eines folkloristischen Farbtupfers. Marktkonformität und Internationalität sind Trumpf. Und so wird Frau Hilker nicht müde zu betonen, dass viele der von ihr vorgestellten Weine auch „dem deutschen Geschmack“ entsprächen oder im „internationalen Stil“ vinifiziert seien, was immer das sein mag.
Dem deutschen Geschmack entsprechen
Das ist natürlich alles ganz furchtbar und kann einem die Lust auf Elsässer Weine ganz schnell verleiden. Vor allem wenn dann unter anderem ein säuerlicher und verdächtig dunkler Pinot Noir ins Glas kommt, oder ein laut Hilker „moderner“ Silvaner, den ich wohl bei keiner Blindverkostung als solchen identifiziert hätte.
Dabei kann alles so einfach sein. Einfach mal ein bisschen stöbern und probieren, und schon kann man sich für recht kleines Geld an gebiets- und sortentypischen „Einsteiger-Grand-Crus“ delektiven. Zum Beispiel an einem Riesling Grand Cru Sommerberg 2009 von Jean Geiler. Schon die Nase wird von reifem Steinobst und Zitrusfrüchten betört. Eine feine Säure ergänzt den ausgesprochen fleischigen Charakter des Weines und wenig Mango gibt der Sache den letzten Kick. Ein glaubwürdiger Gegenentwurf zum stahligen Saar-Riesling und somit ein Beleg für die Bandbreite dieser Rebsorte
- Riesling Grand Cru Sommerberg 2009 von Jean Geiler gibt es für 8,95 Euro,
Der elsässische Weinbaupräsident hat mir vor knapp zwei Jahren gesagt, dass das Elsaß seine Identität verloren hat. Da hat er leider Recht. Ich bin da quasi „groß geworden“ und mir fällt spontan kaum eine Gegend ein, die in Sachen Wein mehr Identität zu bieten hat, als diese. Man stelle sich einmal vor, das Elsaß hat bis weit in die 80iger Jahre gefühlt fast ganz Europa mit trockenem Wein versorgt. Alleine die Ausfuhrzahlen nach D waren gigantisch. Und dann fingen sie auf einmal an, völlig ohne Not, ganz eigenartig restsüßen Wein zu produzieren – warum auch immer. Ganz besonders grenzwertig: Pinot Gris mit 50 Gramm Restzucker, 14 Prozent Alk und einem Geruch nach faulen Pilzen. Ich muss so etwas nicht verstehen, aber ich würde es gerne. Solche Dinge ändern allerdings nichts daran, dass diese Region ein Potenzial hat, dass so groß und so unverwechselbar ist, wie es kaum ein zweites Mal zu finden ist. Es gibt mittlerweile wieder Weine, die eben nicht international, sondern regional sind. Dutzende, ach was sage ich, Hunderte! Insbesonder im „öko“ Bereich ist das Elsaß eine wahre Schatztruhe. Die arme Frau Hilker, auf der hier hauptsächlich rumgehackt wird, versucht nur ihren Job zu machen. Mensch Lotse, mach doch mal einen gescheiten Elsaß Beitrag. Einen über den Wein und die Menschen und meinetwegen auch über die regionale Küche. So einen, bei dem ich Lust bekommen sofort ins Auto zu steigen und direkt hinzufahren. Und nicht so einen wie diesen hier, wo mich die Überschrift/Frage total neugierig macht aber die Erklärung selbiger lediglich ein Geschimpfe auf eine Someliere ist.
Oder mach es jetzt hier in den Kommentaren. Wie erklärt man denn jetzt das Elsaß?
Was Würtz sagt, unterschreibe ich gerne – prima Kommentar. Nur kann Balcerowiak das von ihm Eingeforderte mangels Kompetenz nicht umsetzen. Er bleibt ein sehr eingeschränkter bis dürftiger Schreiberling, der dies mit Gesinnung wettzumachen glaubt.
Bitte jetzt nicht über die „Gesinnung“ diskutieren. Die hat, für mich jedenfalls, mit dem Beitrag hier nichts zu tun
Eine mehrteilige Serie übers Elsass wär wirklich spannend!
Guten Morgen, ich möchte an die bereits erschienenen Elsaß-Artikel erinnern, die man mittels der hauseigenen Suchmaschine leicht abrufen kann.
@Dirk Würtz,
Genau, das Elsass hat weitgehend seine Wein-Identität verloren. Und Wein-Promis wie Frau Hilker – die es eigentlich besser wissen müssten – geben dieser Entwicklung ihre PR-Weihen. Darum ging es in meinem Artikel. Gerne werde ich mich (vermutlich im Herbst) auf die Suche nach ein paar tollen (Öko)Winzern und Landgasthöfen da unten machen. Aber es war mir diesmal ein Bedürfnis, dieses ganze Geschwurbel der gemieteten Wein-Schönschwätzer hochzunehmen.
@Gast
Eine Frage: Lesen Sie eigentlich die Beiträge, oder kommt die Gesinnungskeule automatisch, wenn mein Name erscheint?
„Aber es war mir diesmal ein Bedürfnis, dieses ganze Geschwurbel der gemieteten Wein-Schönschwätzer hochzunehmen.“
Was für eine negative Einstellung. Ignorieren Sie doch das „Geschwurbel“ einfach, wenn es Sie stört. Und um die ätzende Sommelière-Schelte herum dann einen Beitrag über das Elsass zu zimmern, für den selbst oberflächlich noch zu viel des Lobes wäre, ist nicht nur überflüssig, sondern doppelt negativ.
Dirk Würtz hat recht. Der Beitrag macht keine Lust auf Weintrinken. Er ist einfach nur ätzend.
Lieber Herr Balcerowiak,
Kritik in Ehren – aber Menschen anzugreifen (und nichts anderes ist es hier), die ganz offiziell unter der Elsass-Flagge segeln und wissentlich dafür bezahlt werden, ist einfach nicht fair.
Erstens mag Frau Hilker – die ich nicht kenne – vielleicht wirklich gern Elässer Weine (darf man, bei aller gebotenen Kritik, die Dirk Würtz äußert), zweitens treten diese Menschen ja nun auch häufig bei Events auf, die für die schreibende Presse kostenfrei, samt Infomappe und Probenpaket sind. Hieran z.B. habe ich noch keinerlei Kritik gehört.
Das Kritisieren einzelner Weine, von Philosophien und Stilen ist mehr als wichtig und wohl auch der wichtigste Teil dieser site. Das Angreifen und Verurteilen von Menschen, die Promotion im Bereich Wein als ihren Beruf gewählt haben, ist mehr als unangemessen – unterschwellig schwingt hier der Vorwurf der Lohnschreiberei mit.
Ihre kritische Einstellung zu manchen Elsässer Weinstilen hingegen kann ich – leider – mehr als nachvollziehen.
Ganz grundsätzlich habe ich überhaupt nichts gegen diese art von PR. Ich habe das beispielsweise jetzt auf der ProWein auch gemacht und zwar für die Pfälzer und für Portugieser. Ich mag diese Rebsorte, ich bin Pfälzer, alles authentisch. Ich habe meinen Beitrag dort allerdings mit den Worten „Nichts ist fieser als Portugieser“ begonnen und war ansonsten eben auch sehr deutlich, wenn es mir nicht geschmeckt hat 8Portugieser lieblich… brrrr). „Gemietete-Weinschönschwätzer“ ist aber schon ein arger und heftiger Begriff. Sehr abwertend für jemand, der versucht seinen Job gut zu machen. Die Leute werden ganz klar für PR und Werbemaßnahmen engagiert und machen das Ganze so gut es geht. Wenn das verwerflich sein sollte, dann ist jegliche Werbung per se verwerflich, auch die die hier auf der CC-Seite zu sehen ist.
Lieber Lotse B. ich hatte mir halt von der Überschrift etwas ganz anderes versprochen, als das, was ich dann zu lesen bekam. Macht ja nix… umso mehr bin ich auf die kommenden Elsaß Berichte aus Deiner Feder gespannt.