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Bordeaux aus Burgenland

Aimez-vous essayer? Vient de Burgenland!
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Unser Weintester Felix Eschenauer ist kein Experte für österreichischen Rotwein. Trotzdem (oder gerade deshalb) fand er einen Blaufränkischen, der wie klassischer Bordeaux schmeckt. Aber viel weniger kostet.
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Das österreichische Rotweinwunder zog spurlos an mir vorüber. Irgendwie war ich nicht empfänglich für die Etiketten, die Sorten, die Architektur.

Alles schien geplant und auf dem Reißbrett entstanden. Irgendwie schick – auch die Weine. Sicher schmackhaft aber teilweise lieblos und ohne höhere Idee.

Damit tue ich wohl vielen Unrecht. Vielen Winzern, welchen nicht nur der Erfolg Recht gibt. Ich denke, es war alles der Zeit geschuldet. Und jetzt sind andere Zeiten.

Mir fehlt der Zugang. Auch weil ich noch nie etwas mit übermäßig konzentrierten, sogenannten „Weltweinen“ anfangen konnte.

Bewusster Genuss sollte die Norm sein. Der Rausch die Ausnahme. Auch wenn er zum Wein gehört, wie die Sättigung zum Essen. Und deshalb will ich anspruchsvollen Wein, der leicht trinkbar ist. Und bei dem ich nicht schon nach dem zweiten Schluck satt bin.

Auch mit dem Blaufränkischen war man meiner Ansicht nach lange auf dem Holzweg. Hin zum Monsterwein.

Das hat sich geändert. Zum Glück. Denn gerade diese Rebsorte kann Weine hervorbringen, die mächtig und trinkanimierend zugleich sind. Man muss sie nur anders denken.

Eine der schönsten Empfehlungen kam von meinem Weintester-Kollegen Clemens Maria Mally. Kein Geheimtipp, aber als teutonischer Blaufränkisch-Laie ist mir der eine Name so geläufig wie der andere.

Das Weingut Weninger, das sowohl im Burgenland, als auch im benachbarten Ungarn Wein anbaut, gehört ja zu den bekannteren österreichischen Weingütern. Und trotzdem machen Weningers einen Wein, in dem ich einen lange gesuchten Ersatz für meinen geliebten, altmodischen Bordeaux gefunden habe.

Ein blöder Vergleich? Vielleicht. Und wahrscheinlich auch nicht zu halten. Aber ich versuche es einmal.

Übrigens, der Captain wiederum hat das Burgund im Burgenland entdeckt.

Der Blaufränkisch Hochäcker von Weninger kommt von richtig alten Reben, ist spontanvergoren – auch das ist bei Rotwein immer noch die Ausnahme – und wurde 17 Monate im großen Holzfass gelagert.

Ein auf den ersten Schluck verschlossener, ja ruppiger Wein. Aber er versprüht schon im Glas einen herben Charme. Ein raues, unbehandeltes, fast monolithisches, klotziges Element. Das genaue Gegenteil zu den meisten aktuellen Rotweinen.

Hier wurde nichts auf schnelle Trinkbarkeit getrimmt. Langsamkeit war hier die Maßgabe.

Nach drei, vier Stunden in der Karaffe (die braucht er dann doch) steht der Wein voll da. Noch schöner ist er aber am nächsten Tag.

Da blüht der Hochäcker merklich auf und gibt seine einfache Eleganz preis. Eine Anmut wie ein grober, dunkler Holztisch mit einem einfachen, gestärkten Leinentuch drauf. Einladend aber nichts zum ewigen Hockenbleiben.

Nicht nur von der Struktur her ist Bordeaux für mich ein passender Vergleich. Auch die Aromen, die Säure, das herb Animierende, erinnert an einen perfekten Cabernet Sauvignon-Merlot-Cabernet Franc-Verschnitt aus einem klassischen Jahr.

Seine mineralische Kühle, das Herzhafte, machen diesen Wein zum perfekten Speisenbegleiter. Auch der Trinkfluss ist nicht zu vergessen – großartig!

 

Datum: 19.5.2018
 

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