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Weinwunder: Riesling überlebt Kellerloch

Herrliches Gelb. Trotz I-Phone Kamera.
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Bei seiner Heimfahrt hat der Captain noch einmal Halt in der Wachau gemacht. Dort hat er bei der Familie Knoll ein wahres Weinwunder getrunken. Einen alten Riesling der einfachen Machart, der über ein Jahrzehnt in einem Kellerloch überlebt hat.

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Die Österreicher, so weiß es nicht nur der Captain, haben große, oft unheimliche Keller. Als der Captain aus Ungarn ablegte und die Donau flussaufwärts segelte (freilich mit Unterstützung eines Dampfkessels), da machte er in der Wachau Station, um dort nach dem Rechten zu sehen (es gibt in Österreich ja viele Rechte).

In Loiben, einem Ort vor der wunderschönen Festung Dürnstein, keltert die Familie Knoll (die mit dem unverwechselbaren Etikett) seit Generationen großartige Rieslinge und Veltliner, die zu den haltbarsten Weinen der Region zählen. Das weiß man inzwischen auch in Deutschland.

Das Wissen von der Haltbarkeit der Wachau-Weine verdanken wir übrigens einem deutschen Fernsehbeitrag aus den Achtzigern. Knapp nach dem Weinskandal fuhren Journalisten in diese prominenteste österreichische Weinregion, um gemeinsam mit Josef Jamek, dem großen betagten Winzer, alte Weine zu verkosten. Und welch Wunder, selbst Veltliner aus dem Jahre 1959 (und auch ältere Säfte) präsentierten sich opulent und gewaltig. Als hätten sie nur darauf gewartet, aus ihren Kellerlöchern geholt zu werden.

So entstand eine andere, eine neue Sicht auf die Weine der Wachau, wiewohl die meisten Konsumenten (zum Bedauern des Captain) diese Abfüllungen immer noch jung und unreif ermorden. „Einen fünf Jahre alten Riesling“, so erzählt der Gastronom Klaus Wagner, „kann man leider nur schwer verkaufen, obwohl erst dann die Trinkreife beginnt.“

In der Wachau gibt es drei Kategorien der Weinproduktion. Die „Steinfeder“ steht für leichte und duftige Weine, das ist die einfachste Kategorie, die manche Spitzenwinzer gar nicht mehr produzieren. „Federspiel“ heißt der günstige Mittelbau (genaue Infos in den jeweiligen Links). Die Bezeichnung „Smaragd“ steht für opulente und hochwertige Weine, die ein höheres Mostgewicht und eine längere Reife vorweisen müssen.

Nun kennt der Captain ja sehr alte Smaragdweine, die immer noch (oder erst jetzt) hervorragend zu trinken sind. Die meisten Federspiel-Weine sind aber nach fünf bis acht Jahren Lagerung über dem Berg, haben also ihren Höhepunkt schon überschritten.

Doch jetzt trank der Captain bei Knoll zwei wahre Wunder. Und zwar die Rieslinge Federspiel Loibenberg 1998 und 1995. Der 1998 präsentierte sich in unglaublicher Frische, ein Wein mit hoher Eleganz, präsenter Frucht, ausgeprägter Mineralik und fantastisch eingebundenen Alterstönen (dem so genannten Petrol). Trotz geringem Alkohol (12,5%) hat er die Jahre gut überstanden, man muss fast annehmen, dass er jetzt am besten schmeckt. Ein großartiges Erlebnis, der Captain lechzt nach Kisten von diesem Wein.

Und auch der 1995er (man bedenke: 14 Jahre alt) ist von herausragender Eleganz, es fehlt dann freilich schon an Opulenz und auch die Alterstöne sind präsent. Aber dieser Riesling ist für ausgewiesene Altweintrinker (die Nekrophilen der Weinwelt) ein echtes Vergnügen.

Jetzt aber kommts: Da es sich hier „nur“ um Federspeilweine handelt, kosten sie bei Knolls Schwager im Restaurant Loibnerhof nur siebenundzwanzig Euro. Zum hervorragendem Kalbsschnitzel. Im wunderschönen Garten. Das Weingut, so hört man, hat auch noch einige Flaschen dieser Raritäten im Keller. Hinfahren! Austrinken! Der Captain segelt schon nächstes Wochenende wieder gegen Süden.

Der Captain emphiehlt außerdem einen Blick auf weitere Weine aus Österreich zu werfen.

 

Datum: 5.8.2009 (Update 2.8.2011)
 

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