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Viel Aufregung gab es 2009 in Österreich, als die lokale Ausgabe des Guide Michelin eingestellt wurde und eine Mär die Runde machte, das Buch solle dank Staatshilfe dennoch erscheinen. Die Groteske hat jetzt ein Ende.
Österreich ist ein Land vieler kleiner Grotesken. Und so ist diese Geschichte aus Österreich auch lehrreich für jene, die gerne gelernte Österreicher werden wollen.
Der französische Guide Michelin hat letztes Jahr seine nur drei Jahre lang publizierte Ausgabe für Österreich eingestellt. Der Grund ist klar: Das Buch verkaufte sich weltweit etwa 3.000 mal, Tendenz stark sinkend. Und die Wirtschaftskrise zwingt den Reifenhersteller zum verschärften Sparen. Der Verlag war ja immer ein werbetaugliches Supplement und selten genug ein wirklich rentables Profit-Center.
Das wäre nicht weiter schlimm, wäre das nicht Österreich. Sofort ging ein befremdlich wirkendes Raunen durch die Branche. Hat doch Österreich noch kein einziges Lokal mit einem dritten Stern, der Höchstwertung des Guide Michelin. Dieses Rennen war unter den Spitzengastronomen noch nicht entscheiden. Und so wollte man den Michelin nicht gehen lassen, bevor die Spitzenwertung an einer Eingangstür festgenagelt war.
Auch das wäre nur ein hilfloses Manifest gewesen, hätten sich nicht Vertreter, namentlich der österreichische Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner, für das weitere Erscheinen des Guide Michelin eingesetzt. Michelin-Direktor Jean Luc Naret muss das Geschwafel der vielen Stellen als eine Art Bestandsgarantie verstanden haben, denn er gab einem österreichischen Fachmagazin ein Interview mit der Aussage: Österreichs Guide Michelin wird 2010 wieder erscheinen, denn der Staat wolle dafür zahlen. Geht´s noch?
Zuerst wurde das von allen Seiten bestätigt, dann schnell wieder zurückgerudert. Das Ministerium teilte mit, man habe die Gespräche auf eine andere, nichtministerielle Ebene ausgelagert. Und die Gespräche sind ergebnisoffen.
Wie schon das Portal Nikos Weinwelten am Montag berichtete, hat sich der Status der Gespräche im Dezember von ergebnisoffen auf ergebnislos verändert. Dem Captain liegen interne Informationen vor, dass eine Einigung mit dem Michelin auch nie angestrebt worden sei. Zu viel habe sich im vergangenen Jahr verändert.
Vor allem die zuerst dramatisch initiativen Spitzengastronomen leiden stark unter der Wirtschaftskrise. Folglich hat ihre Initiative auch deutlich an Schwung verloren, sodass sich die Gesprächsführer der österreichischen Tourismuswerbung auch nicht nachgerade bemühten, hier ein Lösung herbeizuführen. Aus der Angelegenheit war schon Mitte Oktober die Luft raus.
Und dann gab es auch Druck und Interventionen verschiedener Mitbewerber (Gault-Millau, A la Carte, Falstaff), die auf eine Subventionierung ihrer eigenen Produkte bestanden (in Österreich geschieht das meistens über Inserate von Regierungsstellen). Also habe man prognostizieren können, dass ein subventioniertes Weitererscheinen des Guide Michelin mehr Geld gekostet hätte, als angenommen wurde.
Und nicht zuletzt wäre eine Subvention des Guide Michelin ein willkommenes Fressen für Österreichs rechtsradikale Populistenpartei FPÖ gewesen, die sich anschickt, bei den nächsten Wahlen die 30 %-Hürde zu überspringen. Was hätte deren Parteiführer Hans-Christian Strache wohl über das „bezahlte Luxusfressen für ausländische Gourmetpäpste“ gewettert? Nicht auszudenken, der Schaden wäre riesig gewesen.
Das war es denn wohl mit dem Michelin Österreich. Die Spitzenköche in Wien und Salzburg aber können weiter um den dritten Stern fechten. Denn der Michelin „Main Cities of Europe“ wird sicher nicht eingestellt. Und da sind Wien und Salzburg aufgelistet. Aber wen interessiert heute noch ein dritter Stern? Wichtiger ist, wie man das Lokal kostendeckend voll bekommt. Und das wird 2010 wohl schwerer werden, als es 2009 war. Nicht nur in Österreich.
Nachlese zur Michelin Österreich-Operette
. . . angesichts des Fotos von Veronika und Leo Doppler (die beiden sind Geschwister). Der gute Leo war 1985 mein Commis Sommelier im Restaurant „Korso bei der Oper“ in der Wiener Innenstadt, ich der Chef-Sommelier.
As times go by . . .
Viel erstaunlicher ist, dass man sich ernsthaft mit der Frage beschäftigt hat, sich weiter dem Urteil von Auswärtigen zu unterwerfen.
Aber warten wir mal ab, ob die Regierung nicht bald eine Kommission gründet und selbst die begehrten Sterne vergibt. Selbstverständlich im Parteienproporz…
Ein Nachbar aus Bayern
da unsere Politgrößen oft genug in den besternten Tempeln dinieren, wäre eine Sternvergabe des Parlaments gar nicht so abwegig.
Liebe Grüße und Dank für die Lösung nach Bayern!
Es ist eh an der Zeit, daß die Wirte in Österreich mal auf die Goschn fallen, bei den Preisen die sie verlangen. Kein MItleid.
Einige unserer besten Köche haben eh weiter Sterne. Weil die eh im Ausland hackeln.