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Mirco, wie konnten wir dich übersehen?

Gestatten, Mirco Schunck.
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Kaum einer kennt das Weingut Schunck. Das will unser Weintester Patrick Hemmiger jetzt ändern. Denn die Weine sind wirklich grandios gut.
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Schon mal im Pfälzer Örtchen Leinsweiler gewesen? Nein. Das solltet Ihr ändern. Und die Fahrt mit leerem Kofferraum antreten. Der wird auf dem Rückweg voller wunderbarer Weine sein. Und der Geldbeutel nicht leer.

„Wir machen Weine von fünf bis 15 Euro. Darüber fühlen wir uns gar nicht wohl“, sagt Winzer Mirco Schunck.

Er leitet das Familienweingut in der dritten Generation. In den 1960er Jahren gründete sein Großvater einen klassischen Mischbetrieb, wie es in der Pfalz damals viele gab. Man baute Obst und Gemüse an, hatte etwas Vieh und machte Wein.

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Im Gegensatz zu vielen anderen setzte Schuncks Opa schon damals nicht nur auf Masse, sondern auch auf Klasse. Er brachte seinen Wein nicht einfach in eine anonyme Großkellerei. Er füllte die Flaschen schon selber ab.

Mit der Zeit lief das immer besser und in den 1980er-Jahren verließ das letzte Stück Vieh den Hof. Von nun an konzentrierte sich die Familie auf ihre Reben.

Als Schunck vor fünf Jahren seine Ausbildung zum Weinbautechniker abschloss, hatte das Weingut rund sieben Hektar.

Inzwischen ist es bei zehn angekommen und es sollen noch mehr werden. „Aber zurzeit ist es schwierig, Flächen zu bekommen. Jeder will wachsen“, sagt Schunck.

Dabei gab es eine Zeit in seinem Leben, da wollte er so ziemlich das genaue Gegenteil von Winzer werden: Informatiker.

Nachdem er jedoch in den Beruf des Computertüftlers hineinzuschnuppern begonnen hatte, fehlten ihm schon bald die Natur, die Arbeit im Weinberg und im Keller. Also machte der junge Schunck eine Rolle rückwärts, begann mit der Ausbildung zum Weinbautechniker und stieg in den elterlichen Betrieb ein.

Die Weinberge der Schuncks erstrecken sich in einem Umkreis von fünf Kilometern rund um Leinsweiler. Riesling spielt natürlich eine wichtige Rolle. Aber bereits Ende der 1990er-Jahre erkannte Mirco Schuncks Vater Rainer das Potential der Pfalz für Rotwein, insbesondere für die internationalen Sorten. Er pflanzte Cabernet Sauvignon, bald kamen Merlot und Syrah dazu. Alles Weine, die sich hervorragend für den Ausbau im Holzfass eignen.

Den Merlot zum Beispiel lässt Schunck erst im Edelstahl vergären, dann kommt er für ein bis eineinhalb Jahre in gebrauchte Barriques.

Dieser Wein zeigt sehr schön die Philosophie, die der 32-Jährige bei seiner Arbeit verfolgt: „Wir wollen trinkfertige Weine in die Flasche bringen, die das Nachschenken leicht machen.“

Die Schuncks leben traditionellerweise vom Verkauf ihrer Weine ab Hof. Ein bisschen geht auch via Internet, zum Beipiel hier am Schiff. Seitdem der Vertrieb aus dem eigenen Keller immer schwieriger geworden ist (die Stammkunden werden immer älter), haben sie sich einen zweiten Erwerbszweig geschaffen.

Inzwischen kann man auf dem Weingut Urlaub machen. Drei Gästezimmer und drei Ferienwohnungen werden vermietetet. Dazu gibt es ein Restaurant, in dem regionale Spezialitäten und die eigenen Weine angeboten werden. Ohne dort gewesen zu sein, kann ich sagen: Das wird passen. Denn was predige ich hier schon seit Jahr und Tag? Wer eine gute Kombination von Wein und Speisen hinbekommen möchte, der öffne zu einer regionalen Spezialität einen Wein aus der gleichen Gegend. Das geht so gut wie niemals schief.

Mirco Schunck ist es wichtig, dass so viel von der anfallenden Arbeit wie möglich von der Familie selbst erledigt wird. „Deshalb arbeiten wir so extensiv wie möglich, verwenden Maschinen und spritzen so wenig es geht“, sagt er. Gesunde Trauben sind dabei immer das oberste Ziel. Denn zum einen kann nur aus solchem Lesegut guter Wein entstehen, zum anderen braucht Wein aus guten Trauben im Keller nicht mehr viel Betreuung. „Das ist doch das A und O beim Weinmachen“, sagt Schunck. „Nur wenn ich im Keller nicht mehr viel machen muss, kommt am Ende guter Wein raus.“

Das beste Beispiel hierfür ist Schuncks Dunkelfelder. Eine Rebsorte, die nur selten reinsortig abgefüllt wird. Sie wurde in den 1970ern in Deutschland als Deckwein gezüchtet und sollte kräftige Farbe in die damals recht blässlichen Rotweine bringen.

Inzwischen werden deutsche Rotweine so gemacht, dass das nicht mehr nötig ist. Eigentlich braucht niemand mehr den Dunkelfelder. Mircos Vater aber sah das völlig anders. Er ließ schon früher einen reinsortigen Dunkelfelder bis zu drei Jahre im Stückfass (Volumen: 1.200 Liter) liegen, dazu noch mindestens ein Jahr im Stahltank. Danach ist der Schuncksche Dunkelfelder ein Gaumenschmeichler, der seinesgleichen sucht. Deshalb macht der Sohn diesen Wein noch immer genau wie der Alte.

Bei der Vergärung seiner Weine vertraut Schunck normalerweise auf Reinzuchthefen. Aber nach der Lese 2011 reizte es ihn, mit der Mode zu gehen und etwas anderes auszuprobieren. Er ließ zwei Glasballons Riesling spontan vergären und füllte das Ergebnis in kleine Flaschen ab.

Schunck wollte mal testen, wie der Wein bei den Kunden ankam. Die mochten ihn und so stellt Schunck seitdem jedes Jahr einen Riesling auf diese Weise her. „Das ist immer ein Experiment und jedes Mal aufs Neue eine Überraschung, was dabei herauskommt“, sagt der Winzer.

Mal gärt der Tropfen fast durch und hat drei Gramm Restzucker, mal bleibt er bei 15 Gramm stehen. „Dieser Wein“, so sagt Schunck, „ist sozusagen das Überraschungsei in unserem Sortiment.“

 

Datum: 5.4.2017 (Update 7.4.2017)
 

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