Fetter Schweinebauch, marmorierte Schweineschulter, viel Salz, Pfeffer, Muskatblüte und Zitrone? Das schreit geradezu nach einem feinherben Wein. Diese Weine mit Restsüße haben in Deutschland nicht den besten Ruf. Sie gelten als vulgär, ordinär und ungeschliffen. Doch das ist dumm, denn ein guter Winzer weiß, wie seine feinherben Weine Zucker und Eleganz in Balance halten.
Feinherb ist ein Begriff, der vor allem von Moselwinzern verwendet wird. Und feinherb ist unscharf, denn feinherb ist im Weingesetz nicht verankert. Feinherb kann ein Wein schon sein, wenn er etwas mehr als 9 Gramm Zucker hat (was in einem säurereichen Jahr wie 2010 am Gaumen leicht als trocken durchgeht); feinherb heißt aber auch, dass der Wein, meist ein Riesling, fast 45 Gramm Zucker mitbringt. Das wird schon als süß wahrgenommen, obwohl es nicht annähernd an den Zuckergehalt einer Beerenauslese herankommt.
Nik Weis leitet den St. Urbans Hof in Leiwen an der Mosel. Weis keltert gerne fruchtbetonte Weine, er ist ein Freund der Restsüße und schreckt auch nicht vor der spontanen Vergärung zurück, die vielen Winzern Kopfzerbrechen bereitet. Weis stößt gerne an die Ränder vor, kann die Extreme aber zügeln.
Sein Wiltinger Riesling Alte Reben ist der derzeit beste feinherbe Wein Deutschlands. Keinem anderen Winzer (außer der Kellermeister von Van Volxem) hat die Säure dieses ungewöhnlichen, meiner Meinung nach schlechten Weinjahres, so perfekt ausgebremst. Ohne Tricks, vor allem ohne Chemie. Stattdessen Intuition und Können. Weis Riesling duftet nach Zitrone, Mandarine und Himbeeren, im Mund mischt sich fruchtbetonte Breite mit terroirbetonter Eleganz. Von diesem Wein will man bis zum Abwinken trinken.
ich bin ja kein großer chardonnay fan, aber zu meinem steinbutt werde ich den wohl mal versuchen…