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Alkohol, der alte Enthemmer. Der Captain klingelte bei drei prominenten Berliner Callgirls und ließ sich erklären, welcher Schluck gewöhnlich das Vorspiel einleitet. Und wie man ihre Aufmerksamkeit erregt.
Sie würde sagen, sie ist irgendwie reingerutscht damals, vor fünf Jahren. Studium zu Ende, keinen richtigen Job. Praktika bei einem Privatsender. Immer schon gerne Sex, Berlin, eine sehr sexuelle Stadt. Warum nicht Geld verlangen?
So ist sie zu einer führenden Begleitagentur gegangen, über ihr Äußeres und ihre Werkzeuge war sie sich gewiss. 31 Jahre, einen Freund, der davon nichts wissen sollte, keinen Wunsch nach Kindern und Familie. Irgendwie so reingerutscht. In das Leben als Callgirl.
Nennen wir sie Lena, sie lebt in Mitte, wo sie immer schon gewohnt hat. Denn sie glaubt, dass man schon beim Betreten des Prenzlauer Bergs schwanger wird. Lena hat bei der Agentur angeheuert, sie macht nur ganze Abende und längere Reisen. Und bekommt dafür etwa 1.000 Euro für 12 Stunden. Die Nacht inklusive. Ein Drittel kriegt die Agentur, die Austern zahlt der Herr.
Lena hat der Agentur gesagt, dass sie vor allem Kreative als Kunden haben will, Männer aus Medien oder Werbung, Männer mit Kultur, wie sie sagt. Keinen aus der Politik. Und auch Industrielle langweilen sie. Sehr angenehm sind ausgerechnet Investmentbanker im vorzeitigen Ruhestand. „Die haben es geschafft und genießen ihr Leben“, sagt Lena.
Lena, Karen, Rebecca
Doch der Captain will vor allem wissen, mit welchen Getränken, mit welchen Wein das richtige Date beginnt. Und ob die Männer wissen, was sie auftischen?
Manchmal nicht, sagt Lena; manchmal kommt ein einfacher Sekt einer Massenkellerei, das Billigste, das auf der Karte war. „Das liegt nicht nur am Geiz“, sagt Lena, „manche Männer kennen sich schlicht nicht aus. Das sind alles Biertrinker. Auch die Kreativen. Und auch, wenn sie schon viel Kohle haben. Das Bier kriegste nicht aus dem Mann.“
Und wenn dann ein Mann kommt, der sich bei Wein auskennt, ist der dann der bessere Liebhaber? „Na klar“, sagt Lena, „wenn einer weiß, was er will, dann geht das immer glatt.“ Und was bestellt so ein „Weinkenner“? „Das Übliche“, sagt Lena, „teure Italiener, Ornellaia, Sassicaia. Das ist für die wie Porsche fahren. Die wollen mich beeindrucken. Männer sind so einfach.“
In das gleiche Horn stößt Karen. Karen ist Ende Dreißig und macht den Job (wie Lena) nebenher, um mehr Geld zu verdienen. Karen kommt aus Flensburg und findet die Anonymität von Berlin ideal für diese Tätigkeit. Auch Karen hat einen Freund, der das „bitte nicht erfahren soll“. Deswegen stimmt auch Flensburg nicht.
Rosé Champagner öffnet Tür und Tor
Karen trinkt gerne Rosé-Champagner. Und wer ihr einen Jahrgangs-Champagner kredenzt, der hat gewonnen, was es selten zu gewinnen gibt: Vertrauen. „Wer weiß, das es bei Champagner Jahrgänge gibt, der kennt sich auch in Liebesdingen besser aus“, sagt Karen. Wer aber ein Buch zückt, oder eine Karte und akribisch nachforscht, oder wer sich mit dem Kellner auf eine Diskussion einlässt, der hat bei Karen auch gleich an Ansehen eingebüßt. „Das ist dann meistens ein Klemmi, oder ein Neurotiker“, sagt Karen. Einer, der will, dass die Wäsche genau sitzt und während des Akts nicht verrutschen darf. „Bei dem kannst du dich sicher nicht entspannen.
Ganz out ist jener, der sich am Beginn des Dates mit Hochprozentigem Mut antrinkt. Da weiß man schon, das wird ein arbeitsamer Abend. „Zu viel Alkohol macht den Penis müde“, sagt Lena. Bei manchen Männern ist das auch gut so.
Rebecca kommt aus dem Senegal und hat eine deutsche Mutter. Sie hat in Berlin als Model gearbeitet und nebenbei als Callgirl begonnen. Meist in der Modebranche. „Mit Koks und so, Du weißt schon…“. Rebecca ist jetzt 29 und zählt zu den teuersten Callgirls der Hauptstadt. Sie zerstört gleich alle Illusionen der Neueinsteigerinnen. Wirklich gut kannst du das nur drei bis viermal im Monat machen. Alles andere beschädigt Seele und Körper. Rebecca ist (wie Lena und Karen) bei einer Agentur, die sie auch ablehnen lässt. Welche Männer sind tabu? Politik, Securitybusiness, Versicherungen und Barbesitzer. Das mach ich nicht. Und ich will ein Foto vorher sehen, ob es überhaupt geht. Wie hoch ist da die Ausfallsquote? „Sechzig Prozent. Bierbauch geht nicht. Aber ich habe genug Anfragen.“
Rebecca hatte schon einen Winzer als Kunden. Einen Spitzenwinzer aus Italien. Der hat dann im Lutter & Wegner alle möglichen Weine öffnen lassen. Rieslinge aus Deutschland. Von denen war er begeistert. Und von seinen eigenen Weinen, die dort auch auf der Karte stehen. Rüber ins Hilton war es dann ja nicht mehr weit.
Und welchen Wein trinken die Damen selber gerne?
Eine Pinot Grigio aus Italien sagt Lena. Oder überhaupt alles, was fruchtig ist. Sehr gerne auch einen Moscato. Oder einen anderen Süßwein. „Teure Weine“, sagt Lena, „erkennt man daran, dass man am nächsten Tag keine Kopfschmerzen hat.
Pinot Grigio, schwerer Roter und Chardonnay
Karen bevorzugt schwere Rotweine. Das hat sie von ihrem zweiten Freund gelernt, der eine Vinothek in Schöneberg hatte (oder immer noch hat). „Da habe ich immer Franzosen oder Spanier bekommen, richtige Weingüter. Ich habe mir auch ein paar gemerkt, zB Vega Sicilia. Den habe ich lange für einen Italiener gehalten.“
Und Rebecca? Rebecca hat in ihrer Zeit als Model zu viel Champagner getrunken. „Mit Koks fuhr man dann doppelt so schnell“, sagt sie. Deswegen heute kein Champagner mehr, überhaupt nichts mit Perlen. Lieber ein Glas Chardonnay, fruchtig, ruhig auch ein bisschen Holz. „Wie das schmeckt, weiß ich inzwischen. Und ich weiß auch, dass mir Chardonnays besser schmecken, die nur kurz im Holz gelegen sind. Oder im gebrauchten Holz. Denn das ist weicher.“
Macht der Wein am Beginn den guten Abend aus. Klar, sagen alle drei. Je besser der Wein, um so fröhlicher die Miene. „Aber du glaubst nicht“, sagt Lena, „wie viele nach der zweiten Flasche einfach nur reden wollen und dann ins Bett. Schlafen. Sonst nix.“
Kann man dem Wein also dankbar sein? „Manchmal ja“, sagt Rebecca, „ein paar Schlucke mehr ersparen manchmal die ganze Arbeit.“
„Dann wird man zum Therapeuten“, sagt Karen. Im Wein liegt die Wahrheit.
süß…
„Das Bier kriegste nicht aus dem Mann.“ Schöner Satz…
also mal Respekt, zum Tema hab ich ja auch schon mal gebloggt. Aber solche Statement sind ja schon kulturanthropologisch wertvoll zu nennen. So sie denn wirklich stattgefunden haben und nicht der Phantasie und flotten Schreibe des Captains entsprungen sind…
Ein Mann, der weiß, der sich bei Wein auskennt, sowie einer, der weiß, was er will, ist ein besserer Liebhaber?
Ersterem stimme ich sofort zu – Mann, der genußfähig ist, ist idR auch ein besserer Liebhaber. Mann, der weiß, was ER will? Eher nicht – Mann, der rausfindet, was SIE will, schon eher.
Im Übrigen: Klasse Story!