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Wein für 100 €? Ihr Ernst, Herr Ernst?

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Gerhard Retter, Magister Willi Schlögl und der Captain trinken einen österreichischen Blaufränkischen, der sage und schreibe hundert Euro kostet. Kann ein Wein so viel wert sein? Ja, sagt der Captain. Unter besonderen Umständen. Eine außergewöhnliche Weinempfehlung.
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Das hatten wir schon. Einen außergewöhnlich teuren Wein aus einem weniger außergewöhnlichen Weinbaugebiet.

Zuletzt ein Grüner Veltliner aus dem Weinviertel, heute ein Blaufränkischer aus dem Mittelburgenland. Von Bernhard Ernst, der dem Captain schon vor drei Jahren als extrem ehrgeiziger Weinmacher aufgefallen ist. Manches damals war erstaunlich gut, manches konnte sich vom Durchschnitt nicht abheben. Aber Bernhard Ernst ist jung. Und er will das Besondere. Jetzt hat er es hingekriegt. So viel ist sicher.

Denn sein Blaufränkisch 2009 ist ein großer Wein. Das kann man sagen. Und Ernst kann mit Holz umgehen. Der Wein lag bis zu 48 Monate in verschiedenen Barriques, das Holz ist erstklassig elegant eingebunden. Das Händchen hat Bernhard Ernst also. Und wir hoffen, er verliert es nicht. Denn ein Händchen für Holz haben nur wenige. So viele auch mit Holz operieren. Manche sollten es sein lassen. Bernhard Ernst nicht.

Super Säure.

Dieser Blaufränkisch ist eine Cuvée der beiden Lagen Hochberg und Goldberg, zwei unterschiedliche Bodenverhältnisse. Einmal sandiger Kalk, einmal Muschelkalk. Kalkböden sichern Schlankheit und Eleganz. Wenn ausreichend Säure mitspielt. Und das tut sie hier: 6,5 %. Dazu knochentrocken mit 1,4 Gramm Zucker. Der Alkohol ist freilich hoch: 14 %. Es werden wohl ein paar Kommastellen mehr sein.

Der Captain hat aber mit hohem Alkohol wenige Probleme, solange der Wein in der Balance ist. Das kennt er von seinem eigenen Weingut in der Toskana, wo es ihm schwer fällt, den Alkohol unter 14 % zu halten. Deswegen alle Kraft der Säure.

Einen Hunderter? Verrückt!

Doch zurück zum Preis. Hundert Euro geradeaus. Ist der Wein das wert? Gute Frage, aber leicht zu beantworten: Ja. Er kostet mehr als die Blaufränkischen von Velich oder Schiefer, die Aushängeschilder dieser österreichischen Sorte. Und Ernst tut gut daran, eine Grenze abzubilden. Dort wo er steht, wird so schnell nichts folgen. Ist der Wein so gut, wie andere vergleichbare österreichische Rotweine, die auch so viel kosten? Der Captain sagt ja, er kann probemlos mit dem Salzberg von Gernot Heinrich mithalten. Frage nur, ob Ernst seinem Spitzenwein die nötige Stabilität geben kann. Die nächsten paar Jahre.

Hundert Euro – warum nicht? Manche Weine Klaus Peter Kellers kosten inzwischen mehr. Aus Rheinhessen, auch nicht die tollste Weingegend der Welt. Wenn es jemand zahlt, warum nicht? Trotzdem, soll man das zahlen?

Mal fünf Jahre warten. Und staunen.

Ja. Eine Flasche für den Keller. Und fünf Jahre liegen lassen. Der Captain glaubt, dass dieser Wein dann zeigt, was in Österreich möglich ist. Auch, wenn nur ein kleiner, dafür aber engagierter und ehrgeiziger Winzer Hand angelegt hat. Kein großer Star. Dann, in fünf Jahren, sollte man diesen Blaufränkischen mit gleich teuren Weinen des gleichen Jahrgangs aus dem Burgund oder dem Bordelais vergleichen. Oder mit einem Guado al Tasso aus der Maremma. Und man wird überrascht sein, wie sich der Wein von Bernhard Ernst mühelos eingliedern wird. Unter diesem Gesichtspunkt ist der Preis voll gerechtfertigt. Und einer muss den Anfang machen; zeigen, dass Rebsorte und Region auch erweitert für Großes garantieren.

Und keine Sorge: die teuren Weine der Toskana haben auch Platz für erstklassige andere Weine geschaffen, die deutlich billiger sind, den Großen aber immer auf den Fersen bleiben. Der Captain kann ein Lied davon singen. Aber nicht heute.

  • Blaufränkisch Bernhard Ernst 2009 für 100,00 Euro.
 

Datum: 13.10.2013 (Update 30.1.2015)
 

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