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Was macht der Kaugummi im Wein?

Cabernet in the mist...
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Captains Maat Clemens Mally über einen Wein aus Südafrika, der ausnahmsweise nicht an Bordeaux erinnert und einen eigenen Geschmack aufweist, weil der Klon beim Wachsen Kaugummi gekaut hat.
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Für mich schmeckt Südafrika nicht nach Bordeaux. Das ist eigentlich gut so, denn Südafrika sollte in erster Line nach Südafrika schmecken. Aber es gibt viele Leute, die in Südafrika einen „kleinen“ Bordeaux suchen, weil die guten Bordeaux entweder mordsmäßig teuer oder ausverkauft sind. Gut, es gibt ein paar wirklich spannende Weine in Südafrika, die an dieses seltsame Ziel auch herankommen. Doch die meisten sind Blender.

Für mich hat Südafrika mit Bordeaux nicht viel zu tun. Außer, dass in vielen Weinen die Rebsorten des Bordelais zu finden sind. Trotzdem sind die Weine aus der Umgebung von Bordeaux immer präziser, feinnerviger und nicht so gekünstelt voluminös. Ich spreche vor allem vom süßen Charakter der Südafrikaner, der selten vom Extrakt stammt. Restzucker heißt das Geheimnis. Und der kann schon ganz schön verführerisch sein.

Der Zufall ist bekanntlich ein wankelmütiger Geselle und als ich neulich im Schiffsbauch Flaschen schichten durfte, entdeckte ich eine Flasche, die meine Meinung zu Südafrika festigen sollte. Natürlich ein Südafrikaner. Ich wollte meine Vorurteile bestätigt wissen.

Minze im Klon

Es war ein Wein vom Weingut Thelema Mountain. Ein Sortenreiner Cabernet Sauvignon aus der Region Stellenbosch. Jahrgang 2008, genannt „The Mint Cabernet Sauvignon.“ Was für ein seltsamer Name.

Die Reben des „Mint Cabernet Sauvignon“ wurden 1985 ausgepflanzt. Offensichtlich mit einem besonders charakterstarken Klon, denn der ist Schuld an der ausgefallenen Namensgebung des Weins und macht ihn auch verantwortlich für den ausgeprägten Geschmack nach Minze. Dieser Cabernet ist von derart kräutrig-minziger Würze geprägt, dass man ihn wahrscheinlich nie wieder vergisst. Unvergessen: das ist ein wesentliches Kriterium, sich den Wein näher anzusehen.

Denn er schmeckt auch gar nicht nach Frankreich. Er hat die ganze Erdigkeit des schwarzen Kontinents in sich. Die Erdigkeit, die auch die Weine von Paul Sauer zeigen. Oder die Weine von Boekenhoutskloof. Für mich ist das alles nachvollziehbar und hat nichts mit Bordeaux zu tun. Aber vielleicht suche ich auch am falschen Ende nach Parallelen. Orientierung an Frankreich? Finde ich o.k. Schmecken sollen die Weine aber nach Afrika. Darum dieser Pfefferminz-Cabernet, der nebenbei spontan vergoren wurde. Was mir ja besonders gut gefällt.

Doublemint oder Spearmint?

Im Glas ein schönes Rubin. In der Nase Doublemint. Oder Spearmint – ich kann diese Kaugummi-Noten leider nicht auseinanderhalten. Ordentlich erdig, wie frisch gebaggert, richtig feucht, mit Regenwürmern im Aushub. Mit etwas Luft dann auch Karamell und Johannisbeere. Keine deftige Beere, sondern die junge Frucht, an der auch noch die Blätter des Strauches dran sind.

Im Mund dann kräftig, aber nicht übertrieben füllig. Der „Mint“ hat ordentlich Säure und ein saftig-packendes Tannin von bester Güte. Auch im Schluck mächtig Druck und eine ordentliche Länge, die mit etwas Luft auch kürzer wird. Kein aufdringlicher Wein. Und die Minze erfrischt den Atem wie eine Marlboro Menthol. Der perfekte Wein zum besoffen Autofahren. Wenn man nur ausatmen und nicht blasen muss. Ja, ja, ein Scherz, Herr Captain, man fährt natürlich nicht besoffen Auto.

 

Datum: 6.6.2011 (Update 2.9.2014)
 

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