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Keine Lust mehr auf Riesling?

Cheri, hast Du mal etwas anderes zu trinken?
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Gleich viel Säure aber ganz anderer Geschmack. Chenin Blanc ist DIE Alternative zu Riesling. Ich habe einen aus Südafrika getrunken. Von einem Weingut mit kurioser Geschichte.
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Darf ich vorstellen – die wohl vielseitigste Rebsorte der Welt: Chenin Blanc.

Aus ihr macht man feine und langlebige Süßweine auf der einen Seite. Auf der anderen keltern Winzer aus ihr spritzige Schaumweine, die wegen ihrer hohen Säure äußerst angenehm und frisch zu trinken sind.

Zwischen diesen beiden Extremen gibt es jede nur erdenkliche Spielart von Weißwein. Zwischen fruchtig und würzig ist alles drin.

Besonders wichtig ist Chenin Blanc in Südafrika. Dort ist sie die meist angebaute Rebsorte überhaupt und steht in 17 Prozent aller Weinberge. Manchmal nennt man sie dort auch Steen.

Zusammen mit einer Flasche Chenin Blanc aus Stellenbosch habe ich eine herrliche Geschichte für euch:

Ein paar Jahre vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gründete in Südafrika der deutsche Rentner Hans Otto Hoheisen ein Weingut. Eigentlich hatte er auf einer Farm an den Hängen des Simonsberges im Weinbaugebiet Stellenbosch zusammen mit seiner Frau einen ruhigen Lebensabend verbringen wollen. Aber er ließ sich von einem Freund bequatschen, es doch mit Weinbau zu versuchen. Ahnung hatte Hoheisen keine und dummerweise brach in Europa schon bald der Krieg aus. Neue Maschinen, Geräte, Tanks oder Fässer zu importieren, war unmöglich.

So klebte Hoheisen seine Etiketten von Hand auf die Flaschen und verkorkte sie anschließend selber. Immer wieder gingen ihm die Weinflaschen aus, er nahm dann gebrauchte Bierpullen. Zu dieser Zeit konnte man den alten Herrn oft dabei beobachten, wie er mit einem Lehrbuch für Weinbau in der Hand im Weinberg oder Keller hantierte.

So richtig in Fahrt kam das Unternehmen nicht. Deshalb reiste nach ein paar Jahren ein Neffe nach Südafrika: Hans Michael Sperling, genannt „Spatz“.

Der kam aus Tettnang am Bodensee. Aber auch er hatte zunächst keine Ahnung vom Weinbau. Er wurstelte so vor sich hin, bis seine Frau einen Wein von ihm mit den Worten „Spatz, das ist jetzt aber wirklich Dreck“, kommentierte.

Das weckte endlich seinen Ehrgeiz und er gab sich von nun an richtig Mühe. Ergebnis: Ein exzellenter Weißwein, dem er den Namen Spatzendreck gab. Die erste Auszeichnung folgte prompt: Das Weinmagazin Decanter kürte das Etikett zum schlechtesten der Welt. Spatz nahm die Schlappe mit Humor.

Diesen ganzen Quatsch erzähle ich Euch, weil er etwas beweist:

Wenn jemand trotz so vieler Rückschläge und Kritik dabei bleibt, einfach weiter macht, dann ist das wahre Leidenschaft. Deshalb interessiert mich das Weingut Delheim und ich öffne nun eine Flasche Chenin Blanc von dort.

Die Nase ist schon mal nicht übel. Zitrusnoten, Grapefruit und vollreife Mango ergänzen sich äußerst harmonisch. Ein bisschen Rapshonig kommt nach einer halbe Stunde an der Luft noch hinzu.

Ich nehme einen Schluck und stelle das Glas sofort wieder auf den Tisch. Der muss atmen! Noch ist er unrund, holpert über die Zunge, nichts passt zusammen. Eine halbe Ewigkeit später hat sich der Tropfen endlich geöffnet und macht richtig Spaß. Grapefruit gibt den Chef am Gaumen, dazu kommen Zitronenschale sowie sehr reife Mango und Passionsfrucht. Ganz dezente Karamell- und Honignoten deuten auf etwas Holzeinsatz hin. Die Säure ist sehr präsent und gibt den vollreifen Früchten eine belebende Frische an die Seite. Der Alkohol ist perfekt eingebunden und mit 14 Volumenprozent ordentlich hoch.

Diesen Wein empfehle ich allen, die gerne Riesling trinken. Die Säure ist ähnlich hoch, der Geschmack aber mal was völlig anderes. So etwas öffnet Horizonte.

Als Essenspartner empfehle ich eine Gemüsequiche oder einen Pasta mit Meeresfrüchten.

 

Datum: 4.2.2018
 

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