Der Silvaner. Das ist eine Sorte, mit der ich immer wenig anfangen konnte. Richtig große Silvaner habe ich noch nie getrunken. Glaube ich.
Ja, vielleicht war mal ein richtig guter Silvaner dabei. Das ist nicht auszuschließen. Aber gemerkt habe ich mir den nicht. Das sagt ja schon alles.
Gemerkt habe ich mir hingegen unzählige trinkfreudige Silvaner. Und die kamen – wie jene von Horst Sauer, Bickel-Stumpf und Bürgerspital – alle aus Franken.
Kann Silvaner zu wenig?
Diese Diskussion will ich hier nicht anstoßen. Und ich bin froh, dass die Franken ihre Silvaner gerne selber trinken und deswegen so wenige Silvaner in den nationalen und internationalen Export gehen. Weine aus dieser Traube haben kein Problem, weil sie ohnehin vor Ort weggetrunken werden.
Soll der Silvaner mehr sein, als ein einfacher und trinkfreudiger Weißer, ein sogenannter Terrassenwein, der den Durst stillt und die Trinkfreude nährt? Soll man aus Silvanern Spät- und Auslesen keltern und diese hochmineralischen Rieslingen entgegenstellen?
Diese Frage kann ich nicht beantworten. Und ich will auch jetzt kein Fass aufmachen.
Ich habe gehört, dass die Silvaner vom Weingut Werther Windisch aus Rheinhessen selten gute Silvaner sein sollen. Und dass diese wenig kosten.
Deswegen habe ich mir so einen aufs Schiff bringen lassen. Es ist Jens Windischs Silvaner-Ortswein, also die Mittelklasse des Weinguts, die zwischen Gutswein und Lagenwein steht. Man hatte mir geflüstert, dass dieser Wein Erstaunliches zu bieten hat.
In der Nase Kieselstein, reife Birne, Liebstöckl und weißer Pfeffer. Mannomann, das ist Würze!
Dann im Mund viel Nuss, viel Rauch, etwas Pfeffer, mehr Salz. Und wieder Birne. Ein großartiger Wein, der mehr Boden als Frucht bietet. Er wurde zum Teil im Stahltank und zum Teil im großen, alten Holzfass ausgebaut. Das schmeckt und riecht man.
Provokant gesagt ist dieser Silvaner ein gute Ergänzung zu teuren Großen Gewächsen aus der gleichen Region.
Ganz unter uns: Ich traue dem Getue um Erstes Gewächs, Großes Gewächs usw. sowieso immer weniger.
Lest mal meinen Artikel über das verwirrende Klassensystem des Winzerverbands VDP:
Wie lese ich ein deutsches Weinetikett – Teil 2?
Fazit: Ein sehr guter, sehr gehaltvoller, sehr individuell wirkender Wein, der mit betörend dunklen Tönen verführt.
Hatte den Lieth Silvaner letztens in einer Silvaner-Probe und muss sagen, dass er sich gegenüber weit teureren Silvanern nicht verstecken braucht. Unglaublich dick, reif und harmonisch! War die Überraschung des Abends.
Habe gerade den „einfachsten“ Silvaner im Glas, finde die Birne nicht, finde ihn aber wie immer einfach wunderbar für den Preis. Habe aber den Keller noch voll mit 2010 und 2011, deswegen muss 2012 wohl noch warten. Ich empfehle aber ganz besonders den Weissburgunder von WW, ist zwar wohl nur einen „Nebenprodukt“ hat mich aber am meisten beeindruckt was Preis/Leistung angeht. Unbedingt probieren!
So so….richtig große Silvaner hat er noch nie getrunken, der Captain. Trotzdem gab er dem Grüner Silvaner Hohen Sülzen 2011 von Battenfeld-Spanier unlängst 94 Punkte und bezeichnete diesen Wein sogar als vielleicht den besten Silvaner der Welt. Hoffentlich hat er keine Probleme mit seinem Kurzzeitgedächtnis.
Ich finde es jedenfalls klasse, das eine zu Unrecht unterschätzte Rebsorte in letzter Zeit hier im Forum die Aufmerksamkeit bekommt, die sie immer öfters verdient
Der Mann hat mal einen vernünftigen Nachnamen!