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In Deutschland tobt ein Kampf um den Weinverschluss. Es gibt nur ein Entweder. Oder ein Oder. Der Captain findet das dämlich. Und begibt sich auf ein Terroir, das schnell ins Rutschen kommt. Die Analyse einer absurd anmutenden Gegenüberstellung.
In Deutschland tobt ein Krieg um den Weinverschluss. Da wird bei manchen Weinschreibern getan, als handle es sich beim Korkverschluss um einen gefährlichen Pfropfen. Eine Kompanie von Weininquisitoren macht sich im Netz breit, nur um über den Weinkorken und seine Hersteller herzuziehen. Als wäre diese uralte und lange erprobte Möglichkeit Weinflaschen zu verschließen ein Attentat auf den Rebensaft selbst. Diese Weininquisition macht sich fast durchgehend für den Schraubverschluss stark. Und hebt diesen in den Himmel. Zukünftig soll es nur mehr Schraubverschluss geben. Für alle Weine. Lächerlich.
Wenn es Krawall gibt, muss man an die Wurzel des Krawalls. Ein Krawall, der nur in Deutschland so lärmt, weil Deutschland eine ganz eigene Empörung kreiert. Der Aufruhr ist Teil einer Alarmgesellschaft, die sich von heftigen Postulaten nährt.
Kork war eine Katastrophe
An die Wurzel kann sich noch jeder Weintrinker und Weinsammler gut erinnern. Die Unzufriedenheit mit dem Korkverschluss begann etwa vor 10 bis 12 Jahren. Da machte jeder Weinenthusiast, jeder Gastronom, aber auch fast jeder normale Weintrinker die Erfahrung, dass die Qualität der Korken rapide schlechter wurde. Und das führte zu Korkfehlern. Bei vielen Weinen.
Dem Captain ist ein Extremerlebnis noch gut in Erinnerung, als er vor acht Jahren sieben Flaschen F.X Pichler Riesling Kellerberg öffnen musste, bis er eine Flasche ohne Korkfehler gefunden hatte. Soll heißen: Der Captain hat 300 Euro in den Gully gekippt. „Da geht einem“, wie der Österreicher gerne sagt, „der Feitel (das Klappmesser) in der Hosentasche auf“.
Andere Matrosen des Captain berichten Ähnliches. Es gibt quasi keinen Weintrinker, der in dieser Dekade keine negative Erfahrung mit Naturkork gemacht hätte. Und jedem dieser Weintrinker – und in der Folge auch jedem Gastronomen und jedem Winzer – hat dieser Qualitätsverfall Geld gekostet. Der Ruf nach Alternativen wurde immer lauter. Und die gab es rasch. Sehr simple Alternativen.
Plastik, Glas und Schraubverschluss
Schnell war der Plastikkorken auf dem Vormarsch, erfunden war er schon seit vielen Jahren. Er kam entweder als Korkimitat. Oder als bekennender Kunststoffpfropfen in bunten Farben. Nach dem Plastik geriet der Glasverschluss in Mode, eine edle und nobel anmutende Verschlussart, die auch elegant knackt, wenn man sie betätigt. Der Vorteil: Glasverschluss ist wiederverwendbar Der Nachteil: Glasverschluss ist teuer. Und die Winzer haben immer weniger Geld. Zeitgleich mit dem Glasverschluss kam noch ein vierter Flaschenkopf auf den Markt, ein Verschluss, dem niemand zuvor auch nur den leisesten Hauch einer Chance eingeräumt hätte: Der Schraubverschluss.
Doch gerade diese einfache und bei Massenprodukten wie Mineralwasser oft eingesetzte Methode schaffte es, sich in großem Umfang auch beim Wein zu etablieren. Heute stört es keinem mehr, wenn er eine Flasche „aufdreht“. Oder wenn der Sommelier das tut. Ganz im Gegenteil, der Schraubverschluss ist auch ein Zeichen önologischer Moderne geworden. Manche hippen Winzer pfeifen auf Naturkork. Insbesondere bei den jungen und frischen Weinen. Wieso, fragt man sich heute, ist der Naturkork vor zehn Jahren quasi über Nacht so schlecht geworden? Warum hat dieser doch recht sympathische Pfropfen tausende Weine vernichtet? Was hat ihn zum Täter gemacht. Die Antwort ist recht einfach: Es war die Bequemlichkeit.
Gute Korken, schlechte Korken
Jahrelang hatten die Korkerzeuger eine annähernd gleich große Anzahl Weinproduzenten zu versorgen. Sie hatten zudem das Monopol, denn Weinflaschen wurden fast ausschließlich mit Kork verschlossen. Eine Monopolstellung, das wissen wir, führt immer zu einer gewissen Gelassenheit. Und Nachlässigkeit.
Als dann plötzlich Mitte der Neunziger-Jahre die Weinproduktion rapide anstieg und Millionen Korken zusätzlich gebraucht wurden, da waren die Korkhersteller von dieser Nachfrage völlig überrumpelt. Sie hatten schlicht nicht geahnt, was da kommen würde. Und als die Bestellungen dann eintrafen, hat man in Portugal, Griechenland, Spanien, Italien und Marokko nicht lange über Qualitätssicherung nachgedacht. Sondern produziert, was die Wälder hergaben. Und neue Gebiete erschlossen. Zu schnell erschlossen. So kam es zum Desaster.
Es ist anzunehmen, dass die Korkproduzenten aus dem Dilemma gelernt haben. Und es ist merkbar, dass die Zahl der Korkfehler drastisch zurückgegangen ist. Das ist ja logisch, sagt die Weinblogger-Inquisition, weil es freilich viel weniger Flaschen mit Korkverschluss am Markt gibt, als früher. Da muss es ja weniger Korkfehler geben. Das, mit Verlaub, ist polemischer Blödsinn. Den Schraubverschluss nach knapp zehn Jahren zum einzig möglichen Verschluss hochzujubeln, ist angesichts der geringen Erfahrung mit Reifeprozessen arg übertrieben. Der Captain behauptet, dass der Konsument auf Flaschen mit gehaltvollen und teuren Weinen keinen Schraubverschluss sehen will. Sondern nur Kork. Der Captain will das eigentlich auch, er will keinen Léoville im Schrauber. Und auch keinen Riesling Auslese von der Saar.
Egal, im Laufe der nächsten Wochen wird der Captain sich in der Verschlusssache umhören. Und nachsehen, ob die „Naturkork-Mafia“, der „Schraubverschluss-Kamarilla“ etwas entgegensetzen kann. Nichts macht mehr Spaß, als ein Kulturkampf in Deutschland.
Hier muss man ja zum Kork stehen, Captain Schrauber wär‘ auch nicht so der Renner 🙂 .
Anyway, in der Spitze bleibt der Kork unangefochten Nummer 1, und zwar Korken höchster Qualität. Wieviele der vielleicht 1000 jetzt präsentierten Großen Gewächse sind denn verschraubt? Kaum mehr als eine Handvoll würde ich schätzen, und die „wahren“ Großen Gewächse außer Kühn gar nicht. Und selbst der nutzt wieder den Korken für seinen Amphorenwein. Und vielleicht demnächst verstärkt für andere Weine auch. Wie es eh einige Winzer gibt, die nach Schraubversuchen reumütig zum Kork zurückgekehrt sind.
Anders in der Basis und der Mittelklasse, also für geschätzte 95% aller Weine auf dem Markt, die gehören verschraubt und sonst gar nichts. Warum z.B. ein südeuropäischer Supermarkt-Rotwein einen Billigstöpsel braucht verstehe ich nicht. Wahrscheinlich kostet JEDER Alternativverschluß mehr als der Wein selbst wert ist.
Wer bitte ist vom Schrauber reumütig zum Kork zurückgekehrt?
Das gute Recht auf einen fehlerfreien Wein wurde jahrelang bei vielen Winzern und Händlern schlichtweg ignoriert. Oder mit fadenscheinigen juristischen Argumenten vom Tisch gewischt. Aber beim Wein wurde es jahrelang hingenommen. Überlagerte Wurst, vertrocknetes Gemüse, schlecht geschnittene Hosen – das Geschrei ist zu Recht groß, wenn es um fehlerhafte Produkte geht. Und die Haftung eindeutig. Nur beim Wein war man bereit zurückzustecken, es handle sich schließlich um ein Naturprodukt, so der Tenor. Blödsinn. Und eine Schande, wer als Winzer seinen Lieferanten dafür nicht aufs Dach gestiegen ist.
Das hat sich zum Glück gebessert. Ob es nur an der Bequemlichkeit lag oder auch an der Nachfrage nach den billigsten Korken, ist schwer zu beantworten. Schön zu sehen übrigens an der Qualität der Korken in Bordelaiser Abfüllungen aus den 80er Jahren und solchen aus den 90ern.
Viele deutsche Winzer stehen dem hochwertigen Drehverschluss skeptisch gegenüber. Auch solche, die ihn schon seit Jahren bis in den Mittelbau der Kollektion verwenden. Wenn man mit Stelvin verschlossene 05er oder 07er Kabinette und Spätlesen probiert, weiß man warum. Die Weine entwickeln sich kaum oder nur sehr, sehr langsam. Trotzdem ist mir eine immer jugendliche Riesling-Auslese tausendmal lieber, als das Prinzip: Risiko trinkt mit.
Uwe Schiefer zum Beispiel.
Das ist alles nur die halbe Wahrheit und das halbe Problem.
Erstens kommen Korkschmecker mitnichten erst seit 10/12 Jahren häufig vor. Bei jeder einzelnen Raritätenprobe, an der ich in den letzten Jahren teilgenommen habe, gab es mindestens einen eindeutigen Korkschmecker.
Viel schlimmer aber: zu den eindeutig identifizierbaren Korkschmeckern kamen auch noch etliche Fälle, in denen die Weine schlicht „maskiert“ waren oder stumpf oder oxidiert.
Kork ist nun einmal ein höchst unzuverlässiger Verschluss. Man nehme einmal eine Hand voll frischer Korken und wässere sie einzeln ein paar Tage: Man hat am Ende eine Sammlung wundervoll stinkender Wassergläser.
Auch die Behauptung, man hätte mit dem Schrauber zu wenig Erfahrung, ist eine Mär. In Australien oder auch in der Schweiz arbeitet man seit zig Jahren mit dem Schraubverschluss, zum Teil auch bei hochwertigen Rotweinen.
Jede vergleichende Verkostung zwischen Kork und Schrauber, die ich kenne, ging völlig eindeutig zugunsten des Schraubers aus.
Nicht die Freunde des Alternativverschlusses sind militant, sie haben es auch kaum nötig, da sie alle guten Argumente auf ihrer Seite haben. Bei Korkverteidigern habe ich das schon ganz anders erlebt. In vielen Diskussionen wird schnell klar: es geht hier nur um die Gewohnheit, die Zeremonie, das wichtige Getue beim Öffnen der Flasche. Der Geschmack ist zweitrangig.
Auch komisch: fast hysterisch weisen viele Korkverfechter darauf hin, dass der Wein doch unbedingt durch den Korken atmen müsse, um harmonisch zu reifen. Aber alte Flaschen kaufen alle dann doch lieber mit perfektem Füllstand, also mit Korken, die wirklich dicht waren. Und es erweist sich stets als richtig: die Weine unter möglichst luftdichtem Verschluss reifen besser, länger und harmonischer.
Also mir wäre ein Léoville mit Schrauber deutlich lieber, als einer mit Korken. Ich habe zu viele davon schon wegschütten müssen. Alle deutlich älter als 10 oder 12 Jahre. Darunter auch Einzelflaschen, die ich mir noch als kleiner Lehrling mühsam zusammengespart habe. Da freut man sich 25 Jahre drauf, nur um festzustellen, dass wieder Mal die Drecksrinde das Rennen gemacht hat.
Geschichte ist wohl nicht des CaptainSchraubers 🙂 Stärke. Oder ist er noch zu grün, um sich an die heftigen Debatten seit dem Ende der 1980er Jahre zu erinnern. Ich weiß nur, dass ich seit jener Zeit Alternativen zum Kork fordere. Soviel zu: „Die Unzufriedenheit mit dem Korkverschluss begann etwa vor 10 bis 12 Jahren“.
Ob diese Alternative notwendigerweise der Schrauber sein muss (bei allen unbestreitbaren Vorteilen genüber dem Kork) weiß ich nicht. Noch nicht. Aber die Verschluss-Forschung geht weiter, und ich kann mir nicht vorstellen, dass wir nicht in absehbarer Zeit für jeden Weintyp den richtigen Verschluss zur Verfügung haben werden.
Kork unangefochten Nr1 bei der Spitze? Das ist bestimmt in Deutschland so. Aber zum Glück nicht mehr in Österreich, zumindest bei manchen Qualitäts-Topbetrieb. Natürlich gibt es auch hier noch genug „Traditionisten“ die einfach dieses Risiko eingehen das ihre Weinqualität durch den Kork beintächtigt wird. Aber wenn jemanden Topweine mit Schraub bzw Glasverschluß sucht hier ein paar Tipps: Ott, Neumayer, Huber, Hirsch, Sattlerhof und bestimmt noch an die 10-15 weitere Winzer. Bei den Top-Rotweinen dauert es noch, aber auch hier gibt es schon einige die ihre Spitzenweine mit Glas bzw Schrauber verschließen.
Also, alleine die Geräuschästhetik beim Aufmachen erleichtert die Wahl: Sattes Plopp oder ein schmerzendes Krachen, wenn beim ersten Drehen der untere Ring des Schraubers abreißt?
Geräuschästhetik? Beim Wein trinken? Na Gratulation!
Interssantes zum Thema gibt es auch aus der Wissenschaft: Es ist nämlich gar nicht klar, ob der „Korkmuff“ wirklich immer vom Kork kommt oder ob es sich um chemische Altlasten handelt. Laufende Untersuchungen im Fachbereich für Kellerwirtschaft an der Forschungsanstalt Geisenheim in Hessen belegen: Der Muffton tritt immer öfter auch bei der Verwendung von Kunststoffkorken auf. Interessant!
Ich muss gestehen, dass mich das Geploppe eher nervt und auch in der Gastronomie wird eher darauf geachtet, Flaschen geräuschlos zu öffnen.
Und ganz Ernsthaft: haptisch finde ich einen guten Schraubverschluss sogar eher angenehm (Wer weiß, in 50 Jahren, wenn es womöglich einen noch besseren Verschluss gibt, wollen vielleicht alle Weinliebhaber stur an ihrem „Kracks“ festhalten). Und auch beim Einschenken läuft der Wein einfach besser, weil der Halsdurchmesser etwas dicker ist.
Aber das ist alle Nebensache. Das Wesentlich ist: unter Schrauber schmeckt die eine Flasche eines Weins genauso wie die andere – und alle so, wie der Winzer den Wein gemacht hat, ohne Zusatztöne, die die blöde Rinde glaubt, hinzfügen zu müssen.
Ich bin mir völlig sicher: würden wir Heute den Kork neu einführen, würden alle, die jetzt unbedingt bei ihrem Kork bleiben wollen, laut aufschreien und fragen, was dass denn für eine blödsinnige Idee sein soll, klaren Wein mit einem derart unzuverlässigen und verfälschenden Material in Kontakt zu bringen.
Ja natürlich, der Schrauber hat seine Tücken. Er erfordert (noch) mehr Verschlußtechnik-Know-How vom Winzer und verzeiht keine Überreduktivität/Böckser während der Weinbereitung.
Alle anderen, auch vom Captain wiedergekäuten Gegenargumente sind jedoch bis auf die Frage der Klangästhetik längst widerlegt (insbesondere, was die Langzeiterfahrungen betrifft, da sollte der Captain mal bei Michael Pronay Rücksprache halten).
Deshalb ist es immer wieder erheiternd, was alles vorgeschoben wird, um nicht sagen zu müssen, dass man nicht wegen des Weines, sondern wegen des Zeremoniells am Naturkorken hängt:
Wein- und Mineralwasserverschlüsse in einem Halbsatz zu nennen zeugt nicht gerade von Ahnung, was das enorme Know-How betrifft, das hinter den Wein-Long-Caps steckt.
Zu meinen, dem Schrauber hätte niemand auch nur den leisesten Hauch einer Chance eingeräumt ist zwar ein netter dramaturgischer Kunstgriff, aber leider falsch. Ebenso wie die Aussage, der Schraubverschluß wäre zeitgleich mit dem Glasstöpsel auf den Markt gekommen. Und auch die Wiederverwendbarkeit des Glasstoppels halte ich (außer eingeschmolzen und neu gegossen, aber das kann der Schrauber auch) für eine Legende.
Durchaus bezweifeln darf man auch die Story, es hätte vor Mitte der 90er weniger Korkgeschmack gegeben, bzw. die Korkqualität würde seit dem Erfolg der Alternativen besser.
Natürlich ist der Schrauber nicht der perfekte Verschluß. Aber nicht, weil die Langzeiterfahrungen fehlen, sondern weil jeder seine Vor- und Nachteile hat. Aber es ist gut, dass es seit ein paar Jahren bei diesem Thema eine Wahlmöglichkeit gibt, die wie die Praxis zeigt, auch bei den Spitzenweinen vom Konsumenten gerne angenommen wird.
Beinahe hätte ichs vergessen: Die Sache mit den naturkorkbedingten unterschiedlichen Flaschenverfassungen bei älteren Weinen (d.h. in der Regel gehobenen Qualitäten) sollte man natürlich in diesem Zusammenhang auch nicht unter den Tisch fallen lassen…
Kinder, das ist doch ganz einfach: Für die wertvollen Flaschen Glas, aus optischen, akustischen und haptischen Gründen. Für alle anderen Blech. Kork war und ist ein bedauerlicher Irrtum, kann passieren.
Wer sagt denn, dass für Flaschenfehler gereifter Weine ausschließlich der Kork verantwortlich zeichnet? Wer garantiert denn andererseits, dass verschraubte Flaschen nach 10 und mehr Jahren gleich (oder überhaupt) schmecken? (Und kommt mir jetzt nicht mit Langzeitstudien australischer High-Tech factories.) Sind etwa fast alle großen Winzer ausnahmslos so dumm, dass sie ihre besten Weine weiterhin bewußt verkorken?
Wie gesagt, das Gros der Weine gehört verschraubt, nicht aber die Topqualitäten mit großem Reifepotenzial. Finde ich. Und jetzt haut mich.
Erstens: warum nicht mit Australiern kommen? Weil die auf dem Kopf stehen da unten oder warum?
Und dann ist doch eines Fakt: alle „Langzeitstudien“ mit verkorkten Weinen beweisen: Kork taugt nicht für die zuverlässige Lagerung.
Ich seh das genau umgekehrt: verkorkt von mir aus den ganzen Massenschrott, das Zeug will ich nämlich nicht trinken. Und verschraubt mir Eure Spitzenweine, dann weiß ich in 20 Jahren wenigstens, dass ich mich nicht umsonst auf eine rare Flasche freue!
Also das mit den Winzern und ihren besten Weinen stimmt so definitiv nicht, nicht in Österreich: Ob Marienthal oder Gabarinza, um nur zwei Beispiel zu nennen, gibts alles auch mit Glasverschluss.
Hallo Pivu!
Fast alle großen Winzer sind nicht dumm, aber fast alle großen Winzer sind seeeehr konservativ. Das hat gerade beim Wein sehr viele positive Seiten, manchmal aber auch negative. Ich würde deshalb unterstellen, das viele nicht deshalb „bewußt“ beim Naturkork bleiben, weil sie ihn für besser halten, sondern weil sie (und viele, aber zunehmend weniger ihrer Kunden) gewöhnt sind. Und so schlecht ist der Kork natürlich nicht, dass es einen dringenden, zwingenden Änderungsbedarf gäbe.
Dass verschraubte Flaschen nach zehn und mehr Jahren gleich (oder zumindest deutlich gleichER) schmecken, als Naturkorkflaschen sagt einem allein schon die Logik. Zumindest dann, wenn man die Produktionsprozesse von beidem ein wenig kennt.
Und dass sie überhaupt schmecken, nun da gibt es auch in Europa, auch in Österreich Beispiele mit ähnlich dichten Kronenkorken, es gibt jede Menge Material zum Thema Weinalterung und Sauerstoff, es gibt die Sache mit den Champagnern vor dem Degorgieren, es gibt die Weine, die unter Wasser gelagert wurden, es gibt jede Menge Daten, dass die besten Korken de facto so gasdicht sind, wie Schrauber (nur halt nicht alle in der Charge, siehe oben), und allein in unserem Betrieb (und wir waren da bei weitem nicht die ersten) gibt es jetzt schon 6 Jahrgänge unter Schraubverschluß.
Grüße
Bernhard
@Marcus Genau! Meine Rede seit anno dunnemal. Eine Flasche für 2,99 schütte ich weg, wenn sie fehlerhaft ist. Bei einem Pétrus möchte ich, bitte schön, was für mein Geld haben. Ich erinnere mich an eine Verkostung des 2000ers: Eine Flasche gut, eine total korkig. Aussage von Teilnehmern, die viel Erfahrung in dieser „Gewichtsklasse“ haben: „Passiert beim Pétrus ziemlich häufig!“ Und das bestimmt nicht, weil das arme Château sich keine anständigen (teuren) Korken leisten kann. Dass der Preis der (guten) Flasche Pétrus sich so von 1500 auf 3000 Euro erhöhen würde, kommentiert der Captain wahrscheinlich mit „Eh egal!“
@Marcus / Eckhard: jetzt eine Lobby für „Kork für Billigwen“ zu bilden ist entweder nicht ernstgemeint oder Quatsch und arrogant. Gerade im Bereich von Weinen für jeden Tag, die auch mal 10,- oder 12, kosten dürfen, wär mir ein Verzicht auf Kork wichtig.
@Bernhard: die ach so konservativen Winzer sind ja offen und nutzen Schrauber oder andere Alternativverschlüsse. In den selltensten Fällen aber für deren Spitzenweine mit großem Lagerpotenzial. Weil sie blöd sind?
@pivu Nein, weil ihre Kunden stur sind und ihnen auch seitens der angeblichen Fachleute immer wieder eingebläut wird, dass großer Wein durch den Korken atmen muss. Das ist zwar längst eindeutig widerlegt, wird aber von den Korkverfechtern dennoch weiter kolportiert.
Weiß ich nicht, ist aber ohnehin ein überbezahlter Tropfen.
@Pivu:
Nein, sie verwenden Schrauber bei der unteren und mittleren Liga, weil sie dort ihr (meistes) Geld verdienen und dort eher auf den Markt reagieren müssen. Die Zielgruppe dieser Weine ist deutlich aufgeschlossener (bzw. uninteressierter an der Verschlußfrage) und der Wettbewerbsdruck von Winzern mit Alternativverschlüssen ein ganz erheblich höherer.
Dagegen ist die Spitzenweinliga eine Sache für konservative Freaks oder ahnungslose Konsumenten mit dem nötigen Kleingeld, die beide den Kork wollen (z.B. aus dem von Marcus genannten Grund). Oder für Weinliebhaber, die Wein xy so unbedingt haben wollen, dass sie den Kork zumindest akzeptieren. Oder für Gastronomen, die befürchten vorwiegend Gäste der ersten und zweiten Kategorie zu haben und sich durchaus verständlicherweise nicht auf Verschlußdiskussionen einlassen wollen.
Wie stark das konservativ-beharrende Element in Sachen Weinverschluß ist, zeigt Captain Cork ja geradezu exemplarisch: Sonst stets zur Stelle, wenn es gilt, überholte Traditionen beim Wein zu hinterfragen wird er beim Kork ganz zahm und versteckt sich hinter einigermaßen schwachen Argumenten. Aber gut, bei dem Namen muß das wohl so sein 😉
@pivu Richtig lesen, dann meckern. Marcus hatte geschrieben „von mir aus“, was man wohl kaum als wirkliche Aufforderung lesen kann. Von einer Lobby „Kork für Billigwein“ war nie die Rede.
Kollegen, Freunde im Geiste, Matrosen: Contenance bitte!
Im Lichte der gegenständlichen Diskussion kann wohl nur eines mit absoluter Sicherheit behauptet werden: Der „einzig wahre“ Verschluß für unser aller liebstes alkoholisches Getränk ist bislang noch nicht gefunden.
Auf der einen Seite gibt es den von der Rinde versauten Wein, auf der anderen die Flaschenreifung – beides absolut nachvollziehbare Argumente für die eine oder andere Seite.
Aber Fakt ist: Solange ein Korken verwendet wird, und selbst wenn es der beste Korken seit Erfindung des Weines an sich wäre, ist eine Flasche niemals dicht – er stellt im Prinzip eine (semi)permeable Membran dar, die die Flasche von der Umgebung trennt.
Dass sich dann innerhalb der verkorkten Flasche eine chemische Reaktion abspielt, die über die reine Gleichgewichtsreaktion hinausgeht, ist die logische Konsequenz. Diese Reaktion beeinflusst, wie auch immer, die Flaschenreifung des Saftes. Daran gibt es nichts zu rütteln. Und auch nicht daran, dass Plastik, Glas und Schrauber wesentlich dichtere Verschlüsse darstellen, in denen die Reaktion vergleichsweise geringer schnell abläuft.
Ergo sollte man die ewigen Diskussionen beenden und das Thema lieber proaktiv angehen: wie kann ein Flaschenverschluss gestaltet werden, der die Vorteile beider Seiten in sich vereint? Diese Aufgabe muss ingenieursmässig angegangen und gelöst werden: es lockt mit Sicherheit ausserordentlicher Verdienst für den Erfinder.
Folgende Eigenschaften sind meiner Meinung nach relevant:
– Durchlässigkeit in der Art eines Korkens aus Korkrinde
– Dichte hinsichtlich dem Austritt von Flüssigkeit
– Geschmacksneutralität in der Art eines Glas-, Plastik- oder Schraubverschlusses
– Handhabung wie beim Korken aus Korkrinde oder Plastik, um das Ritual nicht zu beschädigen (Korkenzieher)
Ich bin kein Chemiker oder Werksstoffingenieur – aber ich kann mit beim besten Willen nicht vorstellen, dass diese Aufgabe so schrecklich schwer zu lösen ist…
Sorry, aber er läuft nicht „besser“, sondern schneller. Wenn man am Abend 2500 Gläser Weißwein ausschenkt, mag das ansatzweise von Belang sein, ansonsten…überhaupt nicht.
Ich glaube übrigens nicht, dass es das ureigenste Interesse des Korkens ist, das er aktiv verfolgt, dem Wein Zusatztöne hinzufügen zu müssen.
Denk bitte nochmal über die Definition von „Leben“ nach.
@Bernhard: [„Aber es ist gut, dass es seit ein paar Jahren bei diesem Thema eine Wahlmöglichkeit gibt, die wie die Praxis zeigt, auch bei den Spitzenweinen vom Konsumenten gerne angenommen wird.“] … aber eben auch abgelehnt wird. Es gibt offensichtlich saublöde Häändler und Konsumenten, die den Spitzenwein A des Betriebs B ausschließlich verkorkt oder gar nicht bestellen.
Der Captain hat wirklich keine Ahnung von der Geschichte: Das Korkproblem erst seit 1999/2000 in der Fachpresse? Da lachen wirklich die Hühner. Warum bitte sollte ich dann bereits 1998 einen Artikel schreiben mit dem Titel „Friaul wird zum Trendsetter bei Kork-Alternativen“ (http://www.enobooks.de/aktuell/news/friaul-wird-zum-trendsetter-bei-kork-alternativen), wenn das Problem damals nicht nur bereits weithin diskutiert, sondern auch vielerorts Lösungsansätze, d. h. Alternativen zum Kork ausprobiert worden wären. In Kalifornien stammen die ersten Plastikkorken m. W. auch bereits mindestens aus den frühen 1990er Jahren. Und davon abgesehen: Die Gegenüberstellung elitäre Zirkel vs Fachpresse funktioniert auch nicht so richtig. Das Mitglied elitärer Zirkel, das ich nach Ansicht des Captain offenbar bin, hat bereits seit 1987 für Vinum, kurz darauf für Weinwirtschaft geschrieben. Keine Fachpresse?
@Captain Cork:
Ja, der Kulturkampf ist lächerlich. Aber offenbar notwendig, weil es scheinbar jede Menge Leute gibt, denen das liebgewonnene drumherum mindestens so wichtig ist (oder noch wichtiger) als der Inhalt der Flasche. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, wenn man beim argumentieren die Kirche im Dorf läßt.
Also z.B. nicht argumentiert (zumindest würde ich das als solches bezeichnen), es gäbe geringe Erfahrungen mit Reifeprozessen. (Nur mal zum allerersten Einlesen: http://www.schneider-oenologie.de/dnn/LinkClick.aspx?fileticket=vgzx3KG%2fN2c%3d&tabid=89&mid=520 )
BTW: Meine Erläuterungen zum Thema Spitzenweine sind übrigens nicht halb so dämlich, wie die Behauptung, DER Konsument will irgendwas oder will irgendwas nicht. Dafür sind die Ländermärkte und innerhalb dieser die Zielgruppen und innerhalb dieser die Charaktere gerade in Bezug auf die Verschlußfrage viel zu verschieden.
Der Captain hat eingangs geschrieben, er will „Spaß“, „Kulturkampf in Deutschland“. Den hat er jetzt.
Und hat ein deutscher Winzer, dessen Weine im NOMA gelisted sind, der vor ca. 4 Jahren alle seine Weine verschraubte und mehr als überzeugt war vom Stelvin („… der richtige Verschluss für meine Weine…“), um jetzt festzustellen, dass die Weine aus diesen Jahrgängen nachvollziehbar lange nicht so schön gereift sind, und in Konsequenz zum (jetzt wieder in besserer Qualität verfügbaren) Kork zurückgekehrt ist, auch keine Ahnung von der Materie wie die doofen Händler oder Endkunden für Spitzenwein?
richtig, aus dem Labor könnte bald mal was interessantes kommen: Im April gab beim Spiegel was dazu, scheint irgendwie untergegangen zu sein:
„Doch die Sache mit dem klar definierbaren Korkmuff ist inzwischen gar nicht mehr so eindeutig. Laufende Untersuchungen im Fachbereich für Kellerwirtschaft an der Forschungsanstalt Geisenheim in Hessen belegen: Der Fehlton tritt immer öfter auch bei der Verwendung von Flaschenstopfen aus Kunststoff auf, und kontaminiert werden die Weine dabei erst in der Kellerei.“
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,687815,00.html
[@““Spaß“ steht nirgendwo“] Ich darf den Captain zitieren: „Nichts macht mehr Spaß, als ein Kulturkampf in Deutschland.“ Und der Winzer als ein weiterer Schrauber-Geschädigter ist Henrik Möbitz. Den kennt wahrscheinlich niemand, wie auch das NOMA. Aber gut sind sie, beide.
ja da kann sich der captain wirklich nimma erinnern, als wir vor 15 jahren oder sogar ein bisserl mehr heftig ins streiten gerieten während der damaligen weinmesse in wien (noch die alte im messegelände) im nagelneuen weibls wirtshaus. ich musste mir als damaliger schon verfechter und freund von schraubverschlüssen einiges anhören. unter anderem das sich „auch diese verf… cds nicht durchsetzen werden weil vinyl das einzig wahre ist“.
ja so war das mal. lang lang ists her.
schrauber setzen sich durch, alleine im elsass und an der loire (henri bourgeoise) setzen schon auch viele auf stelvin, ebenso wird sich gerade italien ein bisschen darin umstellen (um im export nicht weiter anteile zu verlieren) auch übersee macht schon sehr viel.
schrauber sind einfach herzustellen, die fetigungsgenauigkeit ist überragend. glasverschluss ist edel, fein, aber teuer und sehr langwierig in der herstellung, also beschränkt in den ressourcen (weil die glasflaschenhersteller auf schrauber setzen und wenig glaspfropfenflaschen herstellen können). zudem stört mich noch immer der kunststoffring zum abdichten sehr.
ich hätte gerne alles in stelvin (und habe einiges, wie grange oder hill of grace seit einigen jahren) damit ich zu 100% weiss das mir der wein in 15 jahren zumindest noch so gut entgegenkommt wie abgefüllt. klar, die 0,02% der korken die dann manchen weinen den „überflieger“ werden lassen fehlen schon, aber das ist sowieso nur für spezialisten. also nix für mich.
Fakt ist, dass die Qualität der Korken wieder sehr viel besser wurde und die Zahl der Korkschmecker, wie vom Captain festgestellt, in den letzten Jahren wieder deutlich zurückging.
Fakt ist, dass der Druck durch die Alternativen notwendig war, damit die Korkindustrie ihre Produktionsprozesse überdachte…
Fakt ist, dass es die Belastung mit TCA, also den klassischen Korkschmecker, auch bei Schrauber gibt…
Schön ist, dass es jetzt die Wahlmöglichkeit gibt und der Winzer für jeden Wein den richtigen Verschluss auswählen kann.
Hab in Berlin(VDP GG) mit einem amerikanischen Impoteur über das Thema gesprochen und ihm gesagt das ich Glasverschlüsse bevorzuge.
Er darauf:
Gott bewahre das ist viel zu riskant!
Auf Nachfrage erklärte er mir das es um Haftung geht falls sich mal ein Glassplitter in den Wein bzw. in den Mund des Konsumenten verirrt! Tja auch eine Sichtweise!
Und gleich noch eine Sichtweise, zutreffend i.bes. für Spitzenweine, um die’s mir geht. Ich kann den abwertenden Begriff (unberechenbare) „Baumrunde“ nämlich nicht mehr hören und auch nicht nachvollziehen. Wo lagert denn der Wein nicht selten, bevor er mit der bösen „Baumrinde“ in Kontakt kommt? Richtig, im Holz, und dieses stammt bekanntlich auch vom Baum. Und in erster Linie nicht, um nach Holz zu schmecken, sonder – na – weil’s dem Wein besser bekommt. Und verschieden schmeckende Fässer soll es ja auch geben, da wird es akzeptiert. Insofern ist’s nur konsequent, einen holzfassgereiften Wein weiterhin etwas „Holz“-Kontakt zur finalen Flaschenreife zu gönnen.
Früher hab‘ ich mir dazu schon mal Gedanken gemacht: http://bit.ly/cE8Nim ,
Klasse – eine meiner Lieblingsdebatten 🙂
Und wie erwartet gibt es nun seit mehreren Jahren immer mehr „eindeutiger“ Langzeitstudien die den Korken angeblich in der Luft zerreissen. Immer langsam… es gibt auch etliche Studien die dies bezweifeln oder relativieren. Welche Branche die jeweilgen Studien finaniziert hat, naja. Jeder schönt bzw kauft sich seine Statistik.
„Fakt“ ist dass ich mich als Befürworter des Korkverschlusses seit Jahren zunehmend schämen muss, als Dummchen angefeindet werde, so als würde ich jemandem in den Wein spucken…, und was lese ich jetzt? Kunden/Konsumenten werden als saublöd bzw stur beschimpft, wenn sie Korkverschlüsse bevorzugen! Ja geht’s noch?
Ich gestehe, ich fröhne als Touristiker der althergebrachten Weinkultur und akzeptiere dabei das Risko eines (zum Glück wieder seltener werdenden) Korkschmeckers. Die Bedeutung des Zelebrierens mit Korkenzieher und (meinethalben auch leisem) Entkorkgeräusch ist nicht wegzudiskutieren, und in vielen Umfragen (bei natürlich ignoranten dummen Konsumenten…) belegt. Ein weiterer Beweis sind die unzähligen Haushalte, in denen Korken – auch aus nostalgischen Gründen und Emotionen der Wertigkeit – aufgehoben werden. Denn Kork als Naturprodukt gibt ein Gefühl der Natürlichkeit und der Wertigkeit. Aber das Sammeln machen die Miesmacher den diesen unwissenden Konsumenten sicher auch noch madig. Ich möchte mal sehen, wann die Leute anfangen Schraubverschlüsse zu sammeln… Wie wäre es mit einem Retourpfand für den Schrauber ?
Die Debatte war selten nur eine des geschmacklichen Fehlers an sich, sondern längst auch eine ökonomischer gegen kultureller Argumente. Logisch, dass nun der Kork auch zwingend kulturell entzaubert werden muss.
Bei jungen, preiswerten oder bzw lagerfähigen Weinen ist ja absolut nichts gegen Glas oder den Stelvin zu sagen. Was mich veranlasst, erstaunt zu fragen, warum hier alle (wenigstens ehrlich 😉 vom Schraubverschluss reden. Der kultivierte Schrauber-Fan nennt ja längst die Verschlüsse alle nur noch Stelvin – schließlich klingt das auch viiieell schöner…
Weniger elegant sind jedoch die vehementen Versuche, den Korken als den schon immer schlimmerhaftigsten Verschluss hinzustellen. Ein Wunder so dünkt es einen, dass es im letzten Jahrhundert trotz des Korkens überhaupt noch guten Wein gab!
Wahscheinlich sind die Alternativen inkl. Glas und Schraube für viele Weine ein gute und sichere Wahl. Aber ich danke auch für den Hinweis, dass die Korkfehler – oh Wunder – bei immer mehr Wein mit Alternativverschlüssen entdeckt werden! Da bleibt zu untersuchen, wie viele Korkschmecker in der Vergangenheit nicht dem Korken zuzuschreiben waren…
Im Grunde finde ich bis zu einem gewissen Grad positiv, dass diese Debatte etwas emotionales hat. Es bestärkt in der Annahme, das sich der Naturkork trotz aller verzweifelter Niedermache hartnäckig in vielen Flaschen hält …
Ich hoffe nur, das die Diskriminierung der Korkverfechter sich irgendwann legt, denn dass es gute Alternativen für einige Kategorien von Wein gibt, wird ja nicht bestritten. Soll doch jeder Winzer verschließen womit er will – der Markt wird es schon richten,- auch wenn er oft aus sturen, saublöden Korkliebhabern besteht…
Also hoffe ich, dass ich nicht bald aus jeder Veranstaltung geworfen werde wenn ich einen Wein mit Korkverschluss mitbringe… Falls doch, gibt es zum Glück noch genug Länder zum Auswandern, in denen man sich aufgrund des Markets nur sehr restriktiv zu Schraubern oder Plastik entschließt. Aber die lernen’s wohl auch noch, ist zu befürchten….
Ach ja, gern geb ich mir noch eine weiter Blöße – der Korken ist schließlich nicht alles! Was ist aus diesen herrlichen (Blei)Zinn-Kapseln geworden, die vor X Jahren noch viele teuren Franzosenkorken ummantelten, und eine herrlich schwere Wertigkeit beim Kapselschneiden vermittelten?
Nun, inzwischen sind Sie dank EU-Verordnung weg, es gibt keine Bleivergiftungen und „Bleischmecker“ mehr, und der Falschenhals von Welt umgibt sich mit Plastik oder bei etwas Anstand noch mit Alu (beim Stelvin gleich inklusive:-)
Was natürlich alles auch nicht viel umweltfreundlicher ist. Hier plädiere ich auf eine – von Zigarren so schön bekannte – Halsbinde aus Papier und sonst gar nichts. Netter Vorteil nebenbei: Man sieht, ob der Verschluss aus Plastik ist oder nicht 🙂
Captain, jetzt machen Sie mal halblang und werden Sie bitte nicht unverschämt. Ich habe nirgends behauptet, dass ich der Erste war, dass meiner größer ist, noch sonst einen Unfug. Das ist ohnehin nicht mein Stil, vielleicht Ihrer.
Ich habe lediglich behauptet, dass Sie von der Geschichte der Weindiskussionen in den letzten Jahrzehnten keinen blassen Schimmer haben und dafür zwei Beispiele angeführt, die mir gerade einfielen. Weit vor mir ist das Thema in vielen Ländern schon heiß diskutiert worden. Dass das an Österreich lange Zeit vorbeiging, ist mir durchaus bewusst, aber ich dachte, wir führen hier keine rein österreichische Diskussion.
Und die Gleichsetzung elitär=Fachpresse haben Sie ja genau oben, in einem ihrer ersten Beiträge durchaus nicht so gesetzt. Nicht mal so weit reicht Ihr Gedächtnis.
Es klang ein bisschen rechthaberisch zuvor, unbestritten die lange Tätigkeit. Und das mit dem Gedächtnis halte ich mit Adenauer (und Dagobert Duck), der Spruch ist ja bekannt..
@pivu
Henrik Möbitz kennt doch einer und bitte wer kennt das NOMA nicht???
Ach du mein Captain, wieder mal laut gepoltert. Und wieder mal mit vielen angreifbaren Aussagen, damit die Diskussion so richtig losgeht. Ich hatte gestern dieselbe Idee, das Thema auch mal wieder aufzunehmen, weil in letzter Zeit wieder gar so viel Unsinn verbreitet wird. Nur kurz: Die Alternativ-Diskussion begann schon Ende der 1980er, förderte in den frühen 1990ern die Kunststoffpfropfen und die Stelvins (die es allerdings schon viel länger gab).
Der Rest steht hier: http://wine-times.com/artikel.php?idus=&idrk=73&idde=304&iden=&language=DE
Weils so schön passt…
Soeben geöffnet: Heymann-Löwenstein Uhlen R 2004.
Kork!
Aber er hat ganz supertoll geploppt, als ich ihn heldenhaft, cool und unglaublich männlich mit dem Korkenzieher öffnete, und das ist doch das Wichtigste!
Drecksrinde!
Ganz aktuell: 1998 Brücke Auslese, Dönnhoff – Dreckskork, zum Glück gibt es Abwechslung!
Dieser (obige) Beitrag ist der vernünftigste in diesem Thread bisher. Kompliment.
Ich könnt ja auch schreiben: 03 Nikolaus von PJ Kühn mit Schrauber, reduktive Noten, dabei war der früher sooo gut. Nur um Stimmung zu machen.
Darum geht’s doch nicht, es bezweifelt doch kein Mensch, dass es fehlerhafte Flaschen gibt, die meistens aber nicht immer aufgrund inferiorer Korken auftreten. Die Korkgegner könnten auch akzeptieren, dass es verschraubte Flaschen gibt, die suboptimal reifen. Dann aber nicht 1, 2 oder 5, sondern 100 %.
Heimatland!
Manchmal frage ich mich schon, warum es die freie Marktwirtschaft mit Angebot und Nachfrage gibt.
– Wer die Faxen mit Korken dick hat, der soll bitteschön keinen verkorkten Wein mehr kaufen.
– Wer anderer Meinung ist, egal aus welchem Grund, kaufe Ihn bitte.
Unter dem Strich regelt sich doch alles von alleine!
und was ist davon zu halten – kommt der muffige TCA-Geruch am Ende gar nicht vom Naturkork?
http://www.hr-online.de/website/fernsehen/sendungen/index.jsp?rubrik=59539&key=standard_document_39571241
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,687815,00.html
Der Korkfehler kommt erwiesenermaßen in über 95% der Fälle vom Korken und nicht von einer Kontaminierung des Weinguts. Wenn nämlich die Konterflasche*) derselben Herkunft einwandfrei ist, dann spricht das eindeutig gegen die Theorie der Kellerverschmutzung und für den Korkstöpsel als Schuldigen.
*) Wir haben bei unseren Proben (etwa 3.000 Weine pro Jahr) immer eine Zweitflasche dabei.
Wenn ich zB die Wachau als Maßstab nehme, dort ist’s deutlich besser geworden, nach katastrophal vielen Korkfehlern in den 90ern bis ca. vor 5 Jahren. Das zumindest ist meine Wahrnehmung.
Vergangen Woche, zwei Proben, insgesamt 105 Weine, 70 davon mit Kork, davon 2 eindeutige Korkstinker, 1 vorzeitig oxidierter Wein („sporadic oxidation“, auch ein Korkproblem, durch Konterflasche bewiesen), also etwas über 4%.
In Summe hab‘ ich das Gefühl, dass die schweren Stinker zurückgehen, dass aber die leisen Beeinträchtigungen mindestens gleichgeblieben sind.
Herr Lehrer, ich will hier auch einen Erlebnisaufsatz abgeben! Gestern Mittagessen auf der Terrasse von Burg Schlitz (Mecklenburg-Vorpommern). Die Sonne knallt runter, schwitz, eine Fischsuppe am Tisch. Und ein offener Riesling 2009 von Dr. Loosen in der Karaffe. Schmeckt komisch. Nochmal gekostet. Irgendwie muffig, ein zarter Hauch von Kork im modrigen Aroma. Die (sehr!) freundliche Servicedame eilt herbei. Selbstverständlich wird der Wein soforrrrrt ausgetauscht, eine neue Flasche geöffnet. Nur: Das Zeug kommt aus dem Schrauber. Aber: Der Gast hat immer recht. Abgang, Pause. Dann kommt der neue Wein. Die Servicedame schmallippig: „Ich habe gekostet, Sie hatten recht!“ Hmtja.
Es ist ganz einfach so, dass ich keine Lust habe, mir von jedem Wein, den ich trinken will, immer eine Reserve-Flasche parat haben zu müssen, weil sie nach Kork oder nach ’schleichendem‘ Kork schmecken könnte. Ich will beim Wein unbeschwerten Genuss und keine Zitterpartie. Das ist beim Kork nicht der Fall, war es auch nie und wird sich auch nicht ändern. Denn Ärger mit dem Kork gab es schon vor dem im Artikel genannten Zeitraum. Vielleicht nicht in so großem Ausmaß. Aber auch in den 80ern des letzten Jahrzehts habe ich einige gute Barolo, Brunello oder auch günstigere Weine (die nach zwei wegen Kork weggekippten Flaschen gar nicht mehr günstig waren) in den Ausguß geschüttet. Deshalb wünsche ich mir für alle Weine den sicheren Schrauber.
schiefe optik. erst dieser artikel und dann plötzlich werbung für naturkork auf captain cork…
klimek scham di.
lg knalli
Herr Doktor Supp,
Sie beanspruchen den Status Quo doch immer für sich! Sei es ob sie der sind der seit der Urzeit für Alternativverschlüsse Stimmung macht oder ob sie schon seit eh und je für die oder die gerade aktuelle Stilistik plädieren.
Bekennen Sie sich doch bitte endlich einmal zu einer Linie, der sie TREU bleiben, ihre Kommentare werden nämlich von mal zu mal unnötiger!
Anmerken möchte ich, dass es für den Weingenuss unerheblich ist, ob es sich um einen „schweren Stinker oder um eine „leise Beeinträchtigung handelt“. Der Wein ist ungenießbar. Genauso wie ein Auto mit Kolbenfresser unbrauchbar ist, ob es nun einen oder alle vier Kolben erwischt hat.
In der Praxis sind die leisen Beeinträchtigungen sogar noch nerviger. Statt Wein genossen, wird dann über ihn diskutiert: „hat er Kork, hat er keinen“, „ist es der Kork, ist es was anderes“, etc. Wobei man sich die Diskussion komplett sparen kann. Ist die erst mal losgegangen, schmeckt der Wein ohnehin niemanden mehr.
In diese Diskussion mit irgendwelchen Fakten und Erkenntnissen einzusteigen ist sinnlos.
Was wir aber beim Verbraucher bewirken müssen ist ein gewisses Veständniss für die Entscheidung eines Winzers, welchen Verschluss er für seine Flaschen verwendet.
Es gibt sie leider immer noch, diejenigen, die wegen dem Verschluss den Wein ablehnen.
Und diese Ablehnung verunsichert den Winzer in puncto Verkaufbarkeit.
Schmeckt der Wein im Glas genial, dann kann es jedem egal sein, mit was er verschlossen wurde.
Genau dann brauchen wir kein „Entweder Oder ein Oder“ sondern nur ein akzeptiertes Miteinander.
Übrigens würde ich mal sehr gerne einen Châteaux Pétrus unter Schraubverschluss verkosten.
Gestern übrigens mein erster Wein mit „Glasfehler“ (Zweigelt 2005, G. Heinrich). Lockerer Verschluss, kein Plopp beim Öffnen, keine Freude beim Trinken.
Ich denke, wer die Weinqualität mit Schraubverschluss als gut empfindet, fährt auch Audi. Ein Wein von mindestens mittlerer Qualität mit Schraubverschluss schmeckt oft so, als wäre er gerade aus dem Weinfilter gelaufen, unharmonisch, wenig entwickelt. Bei einer Feindegustation fällt dieser Wein regelmäßig hinter der Vergleichspartie mit Korken ab. Das wissen aber diese „Weinkenner“ mit ihrem Halbwissen nicht, sie haben ja nur den Wein mit Schraubverschluss im Glas. Darum wird ein infomierter Weintrinker immer einen Wein mit Korkverschluss favorisieren.
Über 60 % der in Deutschland abgefüllten Weinen werden mittlerweile mit Schraubverschlüssen und Kunststoffstopfen verschlossen. Ergo dürfte es kaum noch Reklamationen wegen „Korkschmecker“ geben.
Frage: Warum sind seit dem vermehrten Einsatz der alternativen Weinverschlüsse die Wein-Ablehnungsquoten bei den amtlichen Prüfstellen für die Qualitätsweinprüfung so angestiegen? Nach den (Vor-)Urteilen der Schraubverschlussbefürworter, dürfte es doch kaum noch diesbezühliche Weinfehler geben?
Über die Frage des CO² – Footprints beim Gebrauch von Aluminiun als Flaschenverschluss wollen in diesen Zusammenhang gar nicht reden, nur über die Weinqualität.
Dies sind weitere Belage dafür, dass die meisten Schraubverschlussbefürworter von der Entwicklung der Weinqualität keine Ahung haben, nur einem Trend hinterher laufen und jetzt versuchen, ihre Mittelmäßigkeit zur Maxime zu erheben.
Selten so viel Unsinn auf einmal gelesen. Ich war schon im Begriff, diesen Beitrag ausführlich zu kommentieren, nur tu ich das ungern anonymen Personen gegenüber.
Hi Sam, genauso habe ich auch grad reagiert. Ich versteh auch nicht, woher jetzt nach Jahren des langsamen Umdenkens und Verstehens all diese Schwachsinnigkeiten kommen und Kork-Exhumierer aus den Gräbern kriechen. From Dusk till Cork.
Und fast immer anonym mit lustigen Wein-Nicknames, weil es sich da leichter schimpfen lässt.
Ich tippe ja noch immer stark auf eine sehr gut gemachte, diffizile Online-PR-Kampagne…
Ich meinte dasnicht auf Captain Cork bezogen, aber die derzeitige auschwappende Schwachsinnswelle ist schon ein Tsunami. Das kann nicht mehr aus normalen Weinliebhaber/Forums-Kreisen kommen. Ich kenne das nun wirklich lang genug. Hier wird ganz gezielt Pro-Kork-Stimmung lanciert. Und zwar in ganz Europa, speziell aber natürlich im deutschsprachigen Raum, wo der Schrauber inzwischen gut verbreitet und akzeptiert ist.
Daher ist meine Vermutung schon zulässig.
PS: Eure Anmelderei nervt. Wenn man auf einen Beitrag antworten will, sollte man doch automatisch reinkommen und nicht nach Anmeldung und mühsamen Artikel wiederfinden noch lesen, dass ein anderer mit meinem Benutzernamen registriert ist… Da funzt was ned ganz.
mir geht es da sehr ähnlich wie sam hofschuster. das erschreckende an der kork sache ist, dass auch fachleute immer noch sehr viel fachlichen unfug verbreiten. in proben sage ich schon lange nichts mehr, weil es nur zu polemischen diskussionen führt.
captain cork: bring bitte demnächst die kleine faktensammlung von mir, wie besprochen.
Sehr bald..
#gezielte PR-Kampagne? Da muss man gar nicht viel spekulieren oder raten, dürfte alles, mit ein wenig Recherche, dokumentierbar sein. Es gab ja in den letzten Jahren jede Menge Berichte, dass die Korkindustrie viel Geld in den Markt (das Marketing) gepumpt hat. Das sind dann eben die Folgeerscheinungen.
#Frankreich und Italien Es ist richtig, dass in beiden Ländern der Schrauber deutlich unpopulärer ist als in Deutschland. Dafür hat Italien eine wesentlich intensivere und längere (auch unglückliche) Geschichte mit Plastikstoppern, und in Frankreich ist der Bag-in-Box in einem Ausmaß verbreitet, von dem wir in Deutschland nur träumen können.
Sorry, aber ich bleibe bei der Meinung, von der ich überzeugt bin: meiner eigenen. Ich war über die Feiertage in Südtirol und habe dort phantastische Weine getrunken, weiße und rote, alle mit Korken verschlossen. Die Weine präsentieren sich rund, harmonisch, ohne Bitterstoffe, reif und fehlerfrei. Diesen Weintyp findet man niemals bei einem deutschen Wein mit Schraubverschluss. Diesen Weinen raubt man die Entwicklungsphase.
Der LEH und die Discounter tun alles, um den Schraubverschluss zur Maxime zu erheben, denn diese heißt: „billig“. Der Konsument wird in seiner Meinung manipuliert, diese „billige“ Ware als qualitativ erstrebenswert anzuerkennen. Wenn Sie bei einem guten Winzer Ihren Wein und bei einem guten Landwirt Ihre Eier kaufen, erhalten Sie die o. b. Qualität und Eier ohne Dioxin.
Der deutsche Verbraucher gibt nur ca. 15 % seines Einkommens für Lebensmittel aus. Das ist mit Abstand der geringste Anteil in Europa. Dabei zählen die Deutschen zu den high-income-people.
Fazit: Der Siegeszug von Billigprodukten ist der Beweiß der Effizienz der Werbung des LEH und der Discounter. Wenn man sieht, wie aggressiv der Konsument seinen Einkauf beim Discounter oder den Gebrauch von Schraubverschlüssen beim Wein verteidigt, dann erübrigt sich jede weitere Diskussion über den vermeintlich aufgeklärten Verbaucher.
Zum Vergleich: Schauen Sie sich die Lebensgewohnheiten unserer Nachbarn in Italien, Frankreich und Spanien an. Diese haben ein wunderbares Selbstbewusstsein und benötigen dazu keinen Mittelklasse PKW für € 60.000,–.
Die Unreflektiertheit der deutschen Verbraucher kann einen schon . . . . traurig machen.