Die Rotweinpreise. Sie steigen und steigen. Welcher Weintrinker hat sich darüber nicht schon geärgert? Sie steigen vor allem in den bekannten und traditionellen Regionen. Vor Jahren gab es von dort noch Spitzenweine, die sich auch die nun schrumpfende Mittelschicht noch leisten konnte. Aber heute?
Heute ist von den international bejubelten Topweingütern keine relevante Flasche unter zwanzig Euro zu bekommen. Deswegen suchen viele Weintrinker seit langem schon den leistbaren, wohlschmeckenden und wenn möglich auch individuellen Alltagsrotwein. Wenn es überhaupt so etwas wie Alltagsrotwein gibt. Das ist manchmal wie die Suche nach der eierlegenden Wollmilchsau.
Man kann seinen Alltagsrotwein gleich in unbekannten Weingegenden suchen. Dort, wo das Prestige nur gering den Preis bestimmt. Eine solche Region ist das Anbaugebiet Valpolicella nördlich von Verona. Zwar ist der Wein aus dieser Zone weltbekannt, meist aber nur als simpler Schankwein in einfachen italienischen Restaurants. Und diese Art Wein trägt gerne Kopfweh im Gepäck.
Schockschwernot: Amarone
Der erfahrene Weintrinker kennt Valpolicella meist als Amarone – einer der originellsten Rotweine Italiens. Doch hat man nicht immer Lust, einen tiefdunklen und hammerschweren Saft mit mindestens 15 Prozent Alkohol zu trinken. Amarone kann ein (zugegeben köstliches) Schlafmittel sein.
Der allgemeine Qualitätsaufschwung der letzten zwanzig Jahre ist auch im Valpolicella nicht ohne Folgen geblieben. Zwar gehen nur wenige Winzer den Weg ihrer Südtiroler und Trentiner Kollegen, die zunehmend auf biologischen und biodynamischen Weinbau umstellen. Doch herrscht auf breiter Ebene das Bewusstsein, mit seltenen Rebsorten wie Corvina, Rondinella oder Molinara auf einem autochthonen Schatz zu sitzen. Deswegen werden die einstigen Massenweine individualisiert. Und beim Individualisieren sind die Italiener Weltmeister.
Die Trauben für den schweren Amarone werden nach langer Lufttrocknung als Rosine ausgequetscht, die Zweitvergärung mit den Schalen des Amarone gibt dem Ripasso folglich mehr Gewicht und eine leichte Süße, ohne dabei die Säure des Jungweins zu beeinträchtigen. Der Önologe ist für das Gleichgewicht der Kräfte verantwortlich, scheitert er (und das kommt nicht selten vor), kann man den Flascheninhalt zum Kochen verwenden.
Mal was völlig Unkompliziertes
Einer meiner derzeit schönsten Weinee ist der Valpolicella Superiore der Kellerei Zenato aus San Benedetto. In der Nase Walnüsse, Kirsche, erstaunlicherweise etwas Lakritze, dann wieder Johannisbeere und auch der Rückstand eines gezuckerten Espresso. Im Mund mittlerer Druck, die Frucht dominiert und die Lagerung im gebrauchten Holzfass ist kaum zu merken. Aufmachen und trinken. Einen besseren, regionaltypischen Wein aus Italien wird man zur Zeit kaum finden.
Hey, Captain. Heisst das wirklich DIE Valpolicella?
Natürlich nicht.
Coretto heisst das : Hol doch mal DEM Valpolicella aus DE Kellerversteck!
DE Italienisch ist gar nicht mal so schwer,wenn man erstmal DE Aaaahtickel begriffen hat,veramente.
Mit Zenato kann man oft wenig falsch machen, die Weine finden viel Zustimmung in der Breite. Mit den heutigen Weinpreisen verbaut man sich meiner Meinung nach mehr und mehr die nachrückenden Weintrinker…die Schwellen sind einfach zu hoch…Cash Cow