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Es braucht mehrere anstrengende Jahre, um Master of Wine zu werden, und die Quote derer, die es tatsächlich schaffen ist niedrig. Dennoch gibt es eine Menge Anwärter, die zur Prüfung antreten.
Caro, aus welchen speziellen Motiven hast du dich für diese Mühsal entschieden?
- Ich wollte Wein verstehen lernen. Als ich zuerst das WSET-Diplom als Weinakademiker abschloss, habe ich vor allem eines gelernt: es gibt noch so viel mehr zu lernen. Und als Master of Wine weiß ich jetzt ganz bestimmt, dass ich niemals auslernen werde.
Warum gibt es eigentlich so wenige sichtbare Frauen in der Weinwirtschaft?
- Die Weinwirtschaft ist ein weites Feld – und ich sehe darin viele Frauen. Zum Beispiel Alison Flemming (Master of Wine und Export Director der deutschen Kellerei Reh-Kendermann), Kathy Féron (leitet den Einkauf bei der Handelskette Jacques Weindepot, die zur Hawesko-Holding gehört), Weinfachfrauen wie Christina Fischer oder Natalie Lumpp, die junge Riege der Winzerinnen von Meike und Dörte Näkel bis Caro Kühling-Gillot. Aber es ist schon richtig: bei den sichtbaren Personen in Deutschland dominieren Männer – noch! Ich glaube, das ändert sich nicht von heute auf morgen, aber in den nächsten Jahren. Siehe England: dort haben Frauen inzwischen ganz selbstverständlich die wichtigsten Positionen inne.
Trinken Frauen anders?
- Trinken oder verkosten? Ich vermute mal, Frauen trinken weniger. Und ich finde, Frauen trinken ehrlicher. Wenn ihnen ein Wein nicht schmeckt, unterwerfen sie sich nicht so leicht dem gefühlten sozialen Druck, dass sie eventuell mit ihrem Geschmack falsch liegen. Frauen denken nicht, der Wein hat soundsoviel gekostet, also muss er auch gut sein… Frauen stehen eher zu ihrer Meinung. Beim Verkosten: ich trete da ganz für die Gleichberechtigung des Mannes ein, auch wenn mir irgendwelche Forschungsergebnisse widersprechen mögen. Frauen und Männer verkosten genauso gut – im Master of Wine-Kurs zumindest waren wir uns immer ebenbürtig.
Was ist ein Damenwein, gibt es den überhaupt?
- Uuuh, schwierige Frage. Den EINEN Damenwein gibt es sicherlich nicht. Aber es mag bei Frauen vielleicht geschmackliche Präferenzen geben: weniger Alkohol, mehr Frucht, leichterer Körper, glatteres Tannin, eventuell etwas Restsüße. Aber das zu generalisieren, würde ich nicht wagen. Allein schon deshalb, weil es auf mich nicht zutrifft.
Hat deutscher Wein international gesehen das Renommée, das er verdient?
- Ja und nein. Im edelsüßen Bereich wird Deutschland verdientermaßen zur Weltspitze gerechnet. Auch bei restsüßen Weinen haben wir einen herausragenden Ruf, der vor allem den Mosel-Weinen als unvergleichlichen Klassikern zu verdanken ist. Aber im trockenen Bereich herrschen einfach noch Wissensdefizite. Viele Konsumenten – in Amerika beispielsweise oder in Asien – ahnen nicht einmal, dass es trockene Weine aus Deutschland gibt, die Weltklasse sind. Da herrscht noch sehr viel Nachholbedarf.
Welches ist nach dem Riesling der nächste Megatrend?
- Ich würde ja eher sagen, dass Rosé der letzte globale Megatrend war oder ist. Davor waren es Rebsorten wie Cabernet, Chardonnay, Sauvignon Blanc und Riesling, die einen hohen Wiedererkennungswert in der Aromatik haben. Bei Rosé ging es allerdings um etwas ganz anderes: eine Stilistik, also viel Frucht und unkompliziertes Wesen. Bei der aktuellen Alkoholdebatte könnte ich mir durchaus vorstellen, dass vielleicht alkoholreduzierte Weine ein stilistischer Trend werden könnten. Aber noch habe ich keinen einzigen probiert, der qualitativ geeignet ist, um zu einer Modeerscheinung beizutragen.
Wird Bordeaux innerhalb der nächsten 10 Jahre seinen Über-Status verlieren?
- Das kann man eigentlich nur hoffen, denn bei den aktuellen Preisen verliert Bordeaux die Genießer als Kundschaft und bedient nur noch die Spekulanten. Der Über-Status wird daran zugrunde gehen, dass die besten Bordeaux in Bonded Warehouses (Zolldepots) begraben liegen und nicht mehr getrunken werden, um ihren eigenen Ruf zu rechtfertigen.
Sie sind Weinjournalistin. Welchen Einfluss hat Ihre Berufsgruppe auf Weintrends?
- Diese Frage könnte auch der Titel einer Dissertation für den Master of Wine sein. Ich denke, der Einfluss von Weinjournalisten hat sehr viele Facetten. Die wichtigste sehe ich darin, Entdeckungen zu machen – und diese nach draußen zu tragen. Das hilft den Winzern ebenso wie den Konsumenten.
Warum gibt es noch keine berühmten deutschsprachigen Weinjournalisten?
- Der Grund dafür ist ganz einfach: die Sprache. Die weltweite Sprache ist englisch. Es gibt bestimmt einige Kollegen, die Fachwissen und Schreibtalent haben, aber außerhalb von Deutschland, Österreich und der Schweiz halt einfach nicht verstanden werden.
Bitte ganz schnell und ohne lange nachzudenken: Ihre 3 Weinempfehlungen* für die Matrosen bei CaptainCork…?
- 2010 Felseneck Riesling Großes Gewächs von Schäfer-Fröhlich (Nahe)
- 2000 Domaine de Chevalier blanc (Bordeaux)
- 2008 Moric Blaufränkisch Alte Reben (Burgenland)
Dieses Interview führte im Auftrag des Schiffs Frank Roeder, Deutschlands dritter Master of Wine, Berufspilot und Weinhändler. Seine Abschlussarbeit (Dissertation) zum Master of Wine beschäftigt sich mit den Herausforderungen des Klimawandels und die Anpassungsstrategien der Moselwinzer. Caro Maurers Dissertation trägt den Titel „Die Erste Lage – eine Klassifizierung im Wandel“.
Allein die Empfehlungen entlarven MW Maurer als Opportunistin ohne eigener Meinung oder Geschmack.
Sie entspricht dem ganz üblichen Klischee eines Master of Wine.
Ich frag mich wirklich ob die Dame auch eine eigene Meinung hat.
Trotzdem herzlichen Glückwunsch von meiner Seite.
Lieber Rebenmelker, ich kenne Caro relativ lange, das geht völlig daneben. 😉
Als einer, der die Büffelei schon vor vielen Jahren (eher aus finanziellen Gründen, denn diese Ausbildung kostet auch ein kleines Vermögen) aufgegeben hat, gratuliere ich ganz einfach zum durchhalten.
Ich denke auch, dass in der Branche immer mehr Damen ganz entscheidend mitspielen, sei es als Winzerin, Einkäuferin, Sommeliere, Weinhändlerin oder Journalistin. Sie verkosten einfach sehr gut – ob es stimmt, was mal verbreitet wurde, dass Frauen ein besseres olfaktorisches Gedächtnis haben, weiss ich nicht, könnte es aber aus Erfahrung mit Kolleginnen durchaus glauben.
Ein wenig Frauenpower im Altherren-Geschäft schadet jedenfalls ganz sicher nicht.
LG Knalli
Dass Frauen anders trinken bzw. schmecken, ist sowas von eindeutig und führt in meiner Ehe dazu, dass wir zum gemeinsamen Essen daheim sehr oft zwei verschiedene Weine trinken.
Mir gefallen die differenzierten Antworten von Frau Maurer. Ich selbst bin unter Köchen und Bäckern groß geworden und fand es von Anfang an selbstverständlich, dass es feine Unterschiede gibt zwischen Männern und Frauen, was die geschmacklichen Vorlieben anbelangt und die ganze Art der Zubereitung. In einem Lokal, das ich öfters frequentierte, konnte ich eine Zeitlang herausfinden, ob die Köchin am Werk war, oder der Koch – zum Erstaunen der Kellner. Ob das auch beim Wein klappen würde? Von Frauen gewinzert, von einer Frau empfohlen? Egal – wichtig am kleinen Unterschied ist, dass er klein ist. Finde ich.
Tolles Interview,
kluge Fragen und interessante Antworten, allerdings frage ich mich ob die Dame das mit dem alkoholreduzierten Wein tatsächlich ernst nimmt!
Herzlichen Glückwunsch von mir,
Die Dame liegt richtig was Bordeaux betrifft. Diese Region wird viele vergraulen, wenn sie so weiter macht wie bisher. Es dauert nicht mehr lang, dann ist dieser historisch gewachsene Reputationsbonus aufgezehrt.
Trotzdem, meinen Glückwunsch an sie, Frau Maurer.
Alles Erziehung, glaube ich jedenfalls fest. Es gibt vielleicht genetische Unterschiede (die sind im olfaktorischen Bereich eindeutig, die Molekülerkennung muss ja genetisch kodiert sein), aber dass z.b. Bitterkeit oder Schärfe bei anderen Lebensmitteln von Frauen nicht estimiert wird ist eindeutig Erziehung. Anderswo verbrennt sich ein Durschnittseuropäer das Maul, wenn er das isst, was wohlerzogene Mädchen dort essen – und hier essen es nur solche, die weit im sozialen Umfeld auch berühmt für eben diese Vorliebe sind. Weiter wird gerade Essen und v.a. gutes Essen mit Fett ansetzen in Verbindung gebracht. Bis Frauen einsehen, dass frau nicht so pingelig sein muss ist es zu spät – die von der Gesellschaft mit Lizenz zum Ausprobieren ausgestatteten Männer haben schon lange damit angefangen mit dem Zigarren Rauchen, guten Weinen Trinken und Biere Verkosten ihren Geschmacks- wie Geruchsradius auszubauen. Ich hoffe wirklich dieses Phänomen verschwindet – der Markt für gute Dinge kann nie gross genug werden!
Sehr interessanter Gedanke, Matrose Oelsen!
was heisst denn alkoholreduzierter wein? sollen wir jetzt alle moselkabinette trinken, so um die 7%? oder meint sie das mit dem reduzieren technisch?
In den Komentaren lassen sich mal wieder einige Aussagen finden, die für mich schwer nachvollziehbar sind. So der schwere Vorwurf des Opportunismus. Moric Alte Reben aus Neckenmark ist ja mal so gar nicht angepasst. Im Gegenteil, dieser Wein braucht einiges an Verständnis. Sei es die jeweilige Phase richtig zu interpretieren, ihm auch mal Stunden zum atmen zu geben um der Faszination überhaupt erliegen zu können wie Aromen, Taninstrukturen und bei gewissen Jahrgängen sogar süssliche Komponenten unerwartet und suptil zum Vorschein gelangen.
Und der ewige Disput zwischen Frau und Mann beginnt allmälig zu langweilen. Das Denkstrukturen und genetische Vorraussetzuen gravierende Unterschiede hervorrufen sind ja bewiesen, aber wieso lassen wir so häufig die Individualität ausser acht??? … Permanent wird pauschalisiert und das bedauernswerterweise häufig sehr dogmatisch. Frau ist eben nicht gleich Frau und Mann nicht gleich Mann.
Das Interview empfand ich übrigens als sehr lesenswert, Enteckungen zu machen um sie zu teilen ist ein jouralistische Standpunkt den ich nur unterstützen kann.
Allein in dem Sinne mehr Spannung und Vergnügen für alle und weniger profielneurothische Ansätze. 😉