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Wein vom Schneewittchen

Kellermeister Karsten Peter (li.) mit Besucher.
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Weinkenner Boris Maskow trank einen eleganten Riesling aus einem wachgeküssten Weingut der Preußen, das am Ende war. Und? Der Tropfen wirkt wie eine schlanke Prinzessin aus kaiserlichem Hause.
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Bei der ehemals Königlich-Preußischen Weinbaudomäne Niederhausen-Schloßböckelheim sah es lange Zeit nicht gut aus. Der Laden war abgerockt und schwer in die Jahre gekommenn.

Es gibt kaum etwas bedrückenderes, als ein niedergegangenes Weingut zu besuchen. Es sei denn, man will es selber kaufen.

So wie der Investor Jens Reidel, der sich 2009 dieses alte Flaggschiff sicherte und innerhalb kürzester Zeit wieder auf Kurs gebracht hat.

Das war kurz nachdem er als Chef bei der mächtigen Finanzfirma BC Partners ausgescheiden war. Diese Firma ist eine echte Heuschrecke, die Beteiligung an vielen Unternehmen erwirbt, um sie gewinnbringend weiter zu verkaufen.

Niederhausen, wo einst die Preußen winzerten, liegt an der Nahe, zwischen Bingen und Idar-Oberstein.

Das muss man erstmal wissen, denn die ganzen Weinkäffer merkt sich ja sonst kein Mensch, von einigen fanatischen Rieslingfreunden mal abgesehen.

Diese mittlere Nahe ist eine paradiesische Fundgrube bester Weinbergslagen. Gemessen an der Größe dieses überschaubaren Gebiets gibt es dort überproportional viele Winzer, die dem Boden große Weine abringen.

Karsten Peter, der Kellermeister von Gut Hermannsberg, ist einer davon.

Das Weingut heißt erst seit 2010 so. Vorher Königlich-Preußische Weinbaudomäne Niederhausen-Schloßböckelheim. Ja, das klang ganz schön kompliziert und nicht mehr zeitgemäß.

Die Domäne war 1901 vom preußischen Staat gegründet worden. Auf dem steilen und unwegsamen Gelände wurde davor nach Kupfer geschürft.

Die Anlage der Weinberge war ein Großprojekt. Jede Menge Fels musste gesprengt und gewaltige Mengen an Erdmasse bewegt werden. 1903 konnte man endlich die ersten Rieslingreben in den Boden setzen.

Gut, trinken wir also vom Gut Hermannsberg den Niederhäuser Riesling.

Karger Stein steht hier gegen reife Obstvariation. Beides wird aufgehoben in schlanker Gestalt, einer preußischen Prinzessin gleich, die mit ebenso filigraner wie stahlharter Säure zeigt, womit man an der Nahe den Welschen zu trotzen bereit ist.

Ok, Klartext jetzt. Der Wein schmeckt einerseits karg, steinig, preussisch. Nach Streusandbüchse und Manöver. Andererseits fruchtig, gelbfruchtig, nach Mirabelle, Steinobst, Sanddorn und den ersten Südfrüchten, nach Tabakskollegium und ausgelassenem Gelage.

Dieser Wein braucht auch in Sachen Eleganz nicht vor einem Vergleich mit französischen Flaschen zu scheuen.

Hermannsberg-Weinmacher Karsten Peter zeigt mit dieser Flasche das volle Spektrum an Würze, Ausdauer, Stabilität und moderner Rieslingästhetik, wie es die besten Niederhäuser Lagen im Blut haben.

 

Datum: 7.1.2019
 

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