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Touriga Nacional: Stolzes Portugal.

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Schon wieder Portugal. Und das ist gut so. Denn Maat Christian Ortner kennt ein Weingut, das offenbar alles richtig macht. Und dabei auf wunderbare Weise unberechenbar bleibt.
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Reinsortige Weine sind in den Annalen des Portugiesischen Weinbaus nicht vorhanden.

Ein Land, das aus hunderten Spielarten verschiedenster Rebsorten schöpft und dadurch in punkto Wein seine Eigenständigkeit herleitet, sieht in der aktuellen gleichförmigen Art und Weise der weltweiten Weinbereitung eine Aufforderung wie zum Trotz Rotweine zu erzeugen, die anders sind.

Diese Rebsorten sind allesamt ziemlich einzigartig und bleiben auf Portugal beschränkt. Sehr erbauend, da ja immer mehr Konsumenten der leichteren Trinkbarkeit und Gefälligkeit zugetan sind. Um neue Herzen zu gewinnen, muss man aber auch neue Wege beschreiten. Gerade das beschert uns eine Vielzahl neuer Rotweine aus Portugal. Wenige allerdings sind erwähnenswert. Viele einfach nur ganz gut, weil das Preis-Leistungsverhältnis stimmt. Aus diesem Land werden wir in Zukunft jedenfalls noch viel mehr Weine in den Regalen sehen. Eines dieser Weingüter gibt es da aber schon länger, weil es einfach hervorragend arbeitet: Quinta do Vallado.

Da ist erstmal eine optimistisch als „Wonderfulland“ benannte Homepage. Und die Ausrichtung ist recht breit gefächert. Neben Sousão ist der Touriga Nacional das Aushängeschild bei den Roten.

Alles sauber – und trotzdem voller Geschmack.

Hier bei Quinta do Vallado wird der Touriga Nacional 2008 in kleinen Fässern geschult. 16 Monate lang. Die einzige Annäherung an internationales Winemaking – außer der Sauberkeit rundum im Weingut. Und trotzdem ist auch davon nichts vom Geschmack verloren gegangen. Unglaublich dunkler Saft, in der Nase Kriecherl, ein Hauch von Schladerer Kirschwasser, dazu noch Tabakblätter, die frischen, grünen.

Der nicht gerade geringe Alkoholgehalt ist dezent spürbar, jedoch der Jugendlichkeit des Weines geschuldet. Insgesamt eine straff, klar und fruchtig ausgelegte Nase. So was gibt’s wirklich nur von hier. Sehr fein und elegant ist das nicht, begeisternd und packend allemal. Die Familie Ferreira hat ein originäres Gespür dafür, wie man aus den vertrackten und pointierten Aromen freigeistige Weine herausarbeitet, die zwischen skandinavischer Kargheit und faszinierende Tiefe changieren.

Auch am Gaumen viel Tannin, augenscheinlich reifes Tannin, und dann kommt’s dick: exorbitante Fruchtaromen, so klar und konzentriert, dass einem fast schwindlig wird.

Dahinter dann ist erst die trockene, staubige Mineralität versteckt. Und nach dem dritten Schluck gesellen sich auch zarte Tahiti-Vanille und eine dichte Schokonote (Palmira aus Venezuela) dazu. Abwechslungsreich, fordernd und alles andere als gleichförmig. Ziel verfehlt? Überhaupt ist es beeindruckend, wie die Ferreiras den eher experimentellen Weinen richtig viel Seele einhauchen. Dieser Touriga Nacional erinnert in seiner raffinierten Dramaturgie an einen exotisch-schwülen Nachmittag in Kalifornien. Er schmeckt so unglaublich frisch verliebt und bleibt trotz der Schwülstigkeit ganz, ganz nah am Leben.

Dieser Wein stammt aus einem wahrlich großen Jahrgang. Das Weingut insgesamt scheint seit dem Beginn dieses Jahrtausends alles richtig zu machen. Trotz neuer, sauberer Technik wirkt nichts gleichförmig. Jedes Jahr schmeckt anders. Jeder Wein schmeckt anders. Leichter wäre es, die Weine zu nivellieren. Wie viele der hochgelobten Winzer es gerne tun, um den kommerziellen Erfolg zu beschleunigen. Der Erfolg gibt ihnen allen recht. Mich macht das etwas nachdenklich. Ich suche Einzelheiten, Nuancen, Unterschiede. Das macht es aus, daran kann man den Wein in Blindverkostungen erkennen. Ich ziehe den Hut.

 

Datum: 9.7.2011 (Update 2.9.2014)