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Der deutsche Erbe und Investor Georg Weber hat eines richtig gemacht. Das Einzige. Er hat sein Geld in Grund und Boden gesteckt. Das war sehr weitsichtig, weise nachgerade, denn Grund und Boden werden bleiben, wenn sein Projekt, floppt: das Weingut Monteverro.
Doch sonst hat Weber alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Er hat sein Weingut in der Maremma, eine Region in der Toskana gebaut. Er hat seinem Weingut einen gut klingenden, aber bedeutungslosen Namen gegeben. Er hat keine lokalen Traubensorten ausgepflanzt, sondern die immergleiche Bordeaux-Blend: Cabernet-Sauvignon, Merlot, Petit-Verdot und Cabernet-Franc. Spätestens hier muss einer an Bord „Stopp“ schreien. Hat der Captain nicht auch?
Ja, hat er. Auch der Captain hat ein Weingut in der Toskana. In einem ähnlichen Gebiet. Und auch der Captain hat die Sorten des Bordeaux-Blend in Verwendung. Doch die einzige Ähnlichkeit zwischen Captains Weingut und Monteverro sind die Restaurants, in welchen sich beide Weine wiederfinden. Zu völlig unterschiedlichen Preisen. Dieser Preisunterschied (und auch alle anderen Unterschiede) schließen Monteverro als Mitbewerber aus. Folglich darf der Captain schreiben, was er schreibt. Ohne dass man ihm nachsagen kann, unlautere Zwecke zu verfolgen.
Ellenlange Fehlerliste
Die Fehlerliste von Weber sind ellenlang. Zuerst hat er im Bordelais gesucht, dort nichts gefunden und dann in einer Gegend, die mit dem Bordelais nur bedingt was zu tun hat, ein Bordelaiser Weingut aufgebaut. Und das in Zeiten, als der autochthone Hype schon zu ahnen war. Einwand: Wer was auf Hype gibt, hat sowieso verloren. Einwand stattgegeben.
Dann hat sich Weber Mitarbeiter an Bord geholt. Teure Mitarbeiter wie die Berater Jean Hoefliger und Michel Rolland (letzterer soll wohl die Parker-Punkte sicherstellen), die einen international wiedererkennbaren, teuren Markenwein keltern. Also einen Wein, den die Welt nicht braucht.
Zuzüglich versucht sich Weber in der Nische der Supertuscans zu etablieren. Und keine Nische im Weingeschäft wird derzeit mehr mit Verachtung gestraft, wie diese; nur die altgedienten Supertuscans (Ornellaia, Solaia, Tignanello, Sassicaia, Guada al Tasso und ein paar mehr) können auf diesem Markt noch Fahne zeigen, die später Hinzugekommenen haben enorme Schwierigkeiten ihre Massenproduktion abzusetzen. Da helfen nicht mal die Schwellenländer, denn die kaufen längst nicht mehr alles.
Man schüttelt den Kopf
Georg Weber will mit seinem Monteverro zudem eine Klientel bedienen, die uns allen zuwider ist. Die Neureichen des Finanzmarkt- und Immobiliengeschäfts. Vor Ort macht er sich auch nicht unbedingt beliebt, weil er neben französischen Beratern auch einen französischen Önologen beschäftigt. Das macht bei den Italienern den Eindruck, hier habe sich einer ein Bordeaux-Weingut gewünscht. Und dort hingestellt, wo es nicht hingehört. Ganz ehrlich: In der Toskana schüttelt man über Georg Weber nur ratlos den Kopf. Und das mit Recht.
Dazu kommt noch eine PR- und Marketingmaschinerie, die nahezu perfekt vermittelt, was Weber will: absolute Aufmerksamkeit für sein Projekt und eine respektvoll-gute Berichterstattung über seine Weine und sein Projekt (wer will das nicht?).
Aber Weber, dessen menschliche Qualitäten unbestritten sind, ist in die Toskana gewalzt, wie der sprichwörtliche Elefant in den Porzellanladen.
Wie schmeckt jetzt so ein Wein, dem alle Vorurteile der Welt entgegenschlagen? Von einem Projekt, das keine Sympathie bekommen kann. Ist der Monteverro sein Geld überhaupt wert? Der Captain sagt: Ja! Der Preis ist gerechtfertigt. Und: Der Monteverro ist besser, als viele Supertuscans, denn eigentlich ist er keiner. Der Wein ist eine Kopfgeburt, fernab der Gegend, in der er steht. Und er ist auch kein französischer Wein, sondern ein Wein von überall her.
Der Captain hat einen 2008er Monteverro aufgemacht (60 % Cabernet-Sauvignon, dann Merlot, Cabernet-Franc und Petit-Verdot). Und ist sehr glücklich mit dem Saft. In der Nase Cassis, Kirschlikör, Schokolade, Espressosatz, Tabak und Pfeffer. Dahinter auch ein bisschen Maggi (Liebstöckel) und ein wenig nasse rote Erde. Im Mund dann leicht hochalkoholisch (15 %), dann aber wunderbar sanft, finessenreich und gewichtig. Wieder Cassis, dann Blaubeere, etwas Kirsche und auch ein wenig gelber Paprika.
Ja, ein nahezu perfekter Wein
In der Kehle lang nachwirkend, ohne eine aufdringliche Wichtigkeit zu erzielen. Von allen gemachten Weinen, die der Captain je gekostet hat, ist das einer der drei besten. Und unter diesen drei besten ist der Monteverro der günstigste. Er bleibt aber immer das, was er ist. Eine Kopfgeburt.
Soll man sich das kaufen? Ja! Denn der Monteverro steht explizit für Weine einer Zeit, die vorbei ist. Der Monteverro ist der beste Botschafter einer verblichenen önologoschen Moderne. Wie ein Zuspätgekommener steht er vor dem Eingang und findet keinen Einlass. Also steht er für sich alleine, muss mit sich alleine zurechtkommen. Georg Weber hat eine völlig neue Kategorie Wein erfunden – seinen eigenen Wein. Seine Appellation heißt Kopf. Und die nächsten Jahre werden zeigen, was in Webers Kopf steckt. Boy 2 Man.
- Monteverro 2008 für 109,00 Euro.
Ne Captain, sorry. Ich kauf ja viel nach, was hier empfohlen wird, aber bei´m Supertuscan fürn Hunni aus der Maremma steig ich aus. Den soll die Klientel kaufen, für die er gemacht wurde.
Wunderbar!
Habe ihn mehrmals probiert, perfekt gemacht…
Eine Marmelade sondergleichen, das zweite Glas bekommt man nur mit Mühe runter.