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Toskana: Mallys ehrlicher Bauer

Torrione

Torrione

Petrolo, Italien

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Obermaat Mally (blutjung und deshalb stramm in den Waden) erzählt uns was aus seinem Leben. Am Ende des Blablas jedoch steht ein traumhafter Toskaner am Tisch, der gar nicht so teuer ist, wie er schmeckt.
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Gottseidank – Mally kommt zum Wein

Bekanntlich bin ich kein großer Fan toskanischer Weine. Darum empfehle ich sie auch nie. Allerdings hüte ich ein dunkles Geheimnis. Tatsächlich gibt es nämlich ein Weingut in dieser Region, auf das ich schon lange ziemlich abfahre. Mit seinen 31 Hektar Rebfläche ist es auch keine dieser überdimensionalen Weinfabriken, von denen es in der Toskana unzählige gibt.

Mein toskanisches Lieblingsweingut heißt Petrolo, eigentlich Fattoria Petrolo. Es gehört der sympathischen Familie Sanjust, die in ihrem Betrieb nahe der Stadt Arezzo zwei Weine keltert – den Sangiovese „Torrione“, um den es heute hier am Schiff geht, und den Merlot „Galatrona“, den ich ignoriere. Wer braucht schon die Supertoskaner aus internationalen Sorten? Mir schmecken die nicht. Einwände und Beschimpfungen bitte hier unter dem Artikel reinschreiben.

Der Torrione wächst auf ganz fetten Lehmböden um Arezzo. Wie ich da so sitze, überlege ich, wann ich diesen Wein zum ersten Mal trank. Muss wohl in meinem ersten Leben gewesen sein. In der Zeit vor den Wildschweinen. Wobei: Wildschwein stell ich mir zu einem so würzigen Wein ganz toll vor. Es wird mir schon einfallen. Ich werde es in einer anderen Geschichte unterbringen.

Ein Wein mit Haaren auf dem Rücken

Was ich jedoch noch weiß, ist der Grund, warum ich so auf diesen Sangiovese stehe. Er ist herrlich saftig. Ein Wein der einen (während man ihn trinkt) zum Schmatzen bringt. Der Kerl ist ein richtiger Italiener. Aber keiner von denen, die irgendwelche grässlichen Mode-Sonnenbrillen und weiße, ausgeschnittene Shirts tragen.

Nein, ganz bestimmt nicht. Der Torrione ist ein alter, knorriger, kleiner Mann. Er hat graue Haare, einen Schnauzbart und viele Ringe auf den Fingern. Ja, so sieht er aus. Und er raucht gern Marlboro und sein krummer Rücken ist auch ziemlich behaart. Der Torrione ist ein klassischer, ehrlicher Bauer, der für eine reiche Familie die Pferdewirtschaft betreut. So riecht er auch, ein kleines bisschen ungewaschen und stinkend.

Ich mag ihn trotzdem. Überhaupt, wenn er in meinem Glas schwimmt. Er ist mindestens so rot wie unser Sturmlotse Balcerowiak. Seinen Charakter spürt man, wenn man ihn einatmet. Torrione versprüht die ganze Wärme der Toskana und die reifen dunklen Früchte, die dort geerntet werden. Himbeeren, Kirschen – alles da und auch Trüffel riecht man; schwarze Trüffel auf dunkler Schokolade.

Zuletzt kommt seine ganze ländliche Kraft, denn unser Torrione hat sein ganzes Leben hart gearbeitet und erlang dadurch viel, kerniges Tannin und verspricht uns am Gaumen, dass er noch lange, lange bleiben wird. Ciao, Torrione. Besuch mich bald wieder, alter Freund!

 

Datum: 16.9.2011 (Update 17.9.2014)
 

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