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Teer+Gummi ganz zart im Wein? Aber JA!

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Manchmal finden sich merkwürdige Aromen im Wein. Und das ist GUT SO! Wir tranken einen australischen Shiraz mit ganz zarten Teer und Gummi-Aromen. Herrlich.
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Heute gibt es kein Blabla über Weingut, attraktiven Winzer/ Winzerin, Familiengeschichte, Tradition oder anderes.

Heute reden wir über hässliche Dinge: Schweröl, Teer, Gummi. Manchmal riecht und schmeckt man so etwas in einem Wein. Ist das schlimm? Natürlich NICHT, finden wir. Aber das ist Ansichtssache. Wie das meiste beim Weintrinken Ansichtssache ist.

Wieso Darth Vader?

Vor uns steht ein tief-dunkelroter Wein aus Australien – der Woodcutters Red Shiraz vom Weingut Torbreck im Barossa Valley, Südost-Australien.

Zum Meer ist es nicht weit. Weinkenner wissen zu berichten, dass sich das Klima hier auffällig dem im Anbaugebiet des Bordeaux ähnelt, das ja bekanntlich nahe der Atlantikküste liegt, wo viel Salzluft die Rebstöcke küsst.

Zurück zum Thema Schweröl und Teer und Gummi.

Kommen wir zur Sache und gehen wir diesem Darth Vader-Phänomen auf den Grund. Denn irgendwie erinnern uns diese Aromen an den Star Wars-Bösewicht.

Teer – gar nicht unangenehm!

Die Mannschaft steckt andächtig ihre Nase ins große Rotweinglas. Wir schnuppern Schokolade, schwarze Johannisbeere. Und Teer. Tja. Riecht das unangenehm? Eigentlich nicht. Diese Noten hat sogar eine eigenartig animierende Wirkung.

Nehmen wir einen Schluck. Wieder Schokolade und dann gleich ganz viel dunkle Frucht. Und Kakao. Dieser Wein ist herrlich weich, da sind kaum Tannine – also Bitterstoffe. Und dann wieder ganz feine Spuren von Teer. Und Schweröl, ein bisschen Gummi. Auf angenehme Weise belebend. Und überhaupt nicht lästig. Macht den Wein erst richtig interessant. Oder? Doch halt!

Hat irgendeiner von uns schon mal Schweröl gekostet? Natürlich nicht. Aber bisweilen gerochen, als wir am Bahnhof auf den nächsten (natürlich verspäteten) ICE gewartet haben oder am Kai eines Hafens standen. Große Dieselmotoren werden manchmal mit Schweröl betrieben. Und Teer riecht man sowieso ziemlich oft, wenn man in die Nähe einer Straßenbaustelle kommt.

Woher kommt das? Keine Ahnung.

Aber wie kommt das Zeug in diesen Wein? Wie so oft in unserer wissengetriebenen, technologiehörigen Zeit – man weiß es nicht genau. Alles mögliche könnte die Ursache sein. Ausbau im Holzfass (dieser Shiraz lag 12 Monate lang in gebrauchten französischen Foudres), bestimmte Bodenverhältnisse im Anbaugebiet und natürlich die Rebsorte.

Spezialisten vermuten, die Ursache von Teer-, Schweröl- oder Gummi-Aromen im Rotwein ist die Vergärung des Hefestammes Brettanomyces. Weinkenner, die sich vom gemeinen Trinkervolk abgrenzen wollen, sagen dann „der hat Brett“ und nicken sich einander wissend zu.

Teer = „Brett“ = Pferdeschweiß.

Wenn so ein „Brett“-Geschmack allzu deutlich ist, spricht man von einem Fehlton. Bei ganz dezenten Spuren jedoch freuen sich die Kenner. Viele große Weine haben ein bisschen „Brett“ und das wertet den Wein auf. „Brett“ bringt eine animalische Komponente in den Weingenuss ein, man sagt im deutschen Sprachraum manchmal auch „Pferdeschweiß“ dazu, weil das Aroma eben auch an Pferdeschweiß erinnert.

Das Phänomen „Brett“ tritt meistens bei Weinen aus heißen Anbaugebieten auf.

Gut zu allem mit Tomatensoße!

Unser Shiraz profitiert jedenfalls deutlich von seinem „Brett“. Dieser Rotwein mit seinen 14,5 Volumenprozent Alkohol ist ein guter Startwein für Männer, die sich ins kräftigere Segment eintrinken wollen.

Und weil er so charaktervoll ist, dabei jedoch ganz wenig Tannine aufzuweisen hat, nimmt er es sogar mit den schwierigen Aromen von Tomaten auf. Daher gut zu Pasta mit Tomatensoße. Das hat man selten.

 

Datum: 14.9.2014 (Update 14.4.2015)
 

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