Österreichs Rotweine schweben in einem historsichen Hoch. Vor allem die Blaufränkischen; vor allem jene von Uwe Schiefer und Roland Velich, die bei Parker fett abräumten. Und das ist auch gut so. Doch die ersten verbalen Übertreibungen ließen nicht lange auf sich warten. Ein weinverrücktes Volk schwelgt in vinophilem Nationalismus. Das heißt: In übertriebenem Rebsortenbewusstsein. Auf einmal ist alles Blaufränkisch. Und Zweigelt.
Es ist schier unglaublich – und meiner Meinung nach fast blödsinnig – mit welchen Rebsorten der Balufränkische da verglichen wird. Roland Velich spricht in einem Interview gar von Parallelen zur Burgund (Pinot), zur nördlichen Rhone (Syrah) und zum ganzen Piemont (Nebbiolo). Toll, welche heißen und kalten Regionen der Blaufränkische repräsentieren kann. Was er alles an Kraft und Feinheit mit sich bringt. Dies ist spätestens dann nachvollziehbar, wenn man die eine oder andere Flasche zu viel getrunken hat.
Alles Andere als Blaufränkisch
In Österreich darf reinsortiger Wein zu 85 % aus der am Etikett angezeigten Sorte bestehen. 15 % kann man, wenn notwendig, hineinschneiden. Spätestens hier kommen die internationalen Rebsorten ins Spiel, die in Österreich seit geraumer Zeit als gestrig verrufen sind. Weine, die nicht nur als Cuvéepartner ihre Berechtigung haben.
Es gibt in Österreich immer noch großartige Weine, die aus internationalen Rebsorten wie Cabernet, Merlot oder Syrah gekeltert werden. Nur redet man nicht mehr viel über sie. Einst waren sie gefeierte Superstars der Erneuerung; jetzt sind sie Kellerkinder, die lautlos an ihre Fans geliefert werden. Und Fans gibt es immer noch zur Genüge.
Antonius 2007 – Thomas Schwarz, Kloster am Spitz, Purbach
Eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon Merlot und Syrah. Gewachsen auf mineralischen Muschelkalkböden am Leithaberg. Das Rezept für Stoff aus dem unsere Träume sind. Paradoxer Purismus aus drei Sorten. Offen im Bottich (und selbstredend wieder spontan) vergoren, danach knapp zwei Jahre in neutralen großen Eichenfässern ausgebaut. Nach dem notwendigen Dekantieren offenbart sich in der Nase einiges an Mineralität; Minute um Minute kommen Wildkirsche und Preiselbeeren hinzu, auch etwas dunkle Valrhona-Schokolade. Dann Waldboden, ätherische Töne und Tannennadeln. Sehr komplex.
Ein Wein voll mit Aromen, nun noch Anis und Oliven, in Begleitung von Liebstöckel. Der Antonius hat Balance, Säure und Rückgrat um in Würde zu altern. Er kann heute ohne Eindrucksverlust getrunken werden.
allesamt tolle weine die aufgezählt wurden, keine frage. allerdings ist der herr auf der startseite der reinhold krutzler, sein vater hermann ist zwar auch bekanntermassen noch sehr aktiv, das weingut leitet jedoch reinhold.
wenn man bedenkt das mindestens 10 jahre lang diese rebsorten für das heilmittel gehandelt wurden für den österreichischen rotwein, ist mir die ausrichtung hin zu den heimischen sorten schon um einiges lieber. unzweifelhaft kann man aus cabernet, merlot, syrah usw auch in österreich gute weine machen. beständig jedoch bleiben die heimischen sorten, wenn man sich um die auch so kümmert wie man es für die ausswärtigen rebsorten tun muss um was gscheites daraus zu erzeugen, dann werden diese einfach immer noch ein bisschen besser werden.
cabernet ist nicht leicht, der wird ja im bordeaux nur 3 mal in 10 jahren reif, da braucht man sich nicht richtig anstrengen um etwas „besseres“ zu erzeugen. auch wenn es nie so wie bordeaux schmecken wird. der merlot vom krutzler ist seit einem jahrzehnt immer wieder spitze, komplett anders als der perwolff, gedacht war der merlot mal als cuvee partner für den perwolff, man wäre erstaunt wie wenig davon den charakter dieses aussergewöhnlichen rotweins ändert. weshalb er reinsortig abgefüllt wird, mit einem feurigen etikett von nikolaus scheermann.
nein, wichtig für eine profilierung österreichs über jahrzehnte ist er mut, zu den eigenen typizitäten zu stehen und dadurch unverwechselbare weine zu erhalten. wie es eben uwe schiefer, erich krutzler mit seiner variante des blaufränkisch oder eben auch der herr weninger mit seinem dürrau sehr augenscheinlich und schmakchaft vor augen führen.
Helau Captain,
Ich habe den Glück in Dez zum Moric fahren zu können, habe bisschen nachgelesen. Das gleiche Interview, was du auch zitiert hast, habe ich im Englischen gelesen.
Ich denke die Sprache machte nicht das Große unterschied aus, aber was er mit der Stile der verschiedene Regionen gemeint hat, konnte ich ganz gut nachvollziehen.
Ich finde es toll, dass Österreich seine Sorten gefunden hat, und –vergiss nicht– viel in denen investiert hat: hiermit meine ich jahrelange Arbeit mit Klonenselektion, Standortsuche. Sie haben diese Sorten (vor allem Blaufränkisch) wiedererfunden.
Rebsorten-nationalismus bringt viel (klar auch im Verkaufszahlen) und ist beneidet von Vielem. Ich wäre froh, wenn wir in Ungarn mit Kékfrankos (gleich Blaufränkisch) so weit wären!
Zoltan Heimann
heimann.tumblr.com
Weiß der Maat, daß alle seine Winzer noch viel bessere Blaufränkische machen?
Merlot für 46 Euro – Ein Geheimtipp? Glaube da haben ganz andere Leute ne Flasche zuviel getrunken
Was hat der Preis mit geheim oder nicht geheim zu tun? Erst Hirn einschalten, dann schreiben.
Danke für den sachlichen Hinweis. Wenn Sie ein selbiges hätten, wurde Sie wissen, dass man bei einem Wein für 46 Euro großes erwarten darf. Sollte dies bei dem Preis noch nicht mal der Fall sein, sollte man den Wein überhaupt nicht erwähnen…
Ein Geheimtipp, ist für mich ein Wein, der mich sowohl geschmacklich, als auch durch sein Preis/Leistungsverhältnis überrascht. Da Geld bei Ihnen keine Rolle spielt, hier mein Merlot-Geheimtipp für Sie: 2005er Petrus (1500 Euro). Hab gehört, der Wein soll gut sein…
P.S. Selbst, wenn man alles für einen Wein tut – teuerste Flasche, größtmögliche Selektierung und beste Weinbergsarbeit in Steillage etc. – es ist kaum möglich teuerer als 30 Euro die Flasche zu produzieren… (Vielleicht mal ein Thema für den Captain)
sie sind also ein Weinkommunist, oder? Ihrer Meinung nach soll der Winzer zu den eigenen Kosten maximal zehn Euro aufschlagen dürfen, oder was? Mann, was habe sie für keine Ahnung vom Weinbau. Und vom Geschäft.
Reinis Merlot gefällt mir seit Jg 07 sehr, tatsächlich besser als sein Perwolff. Nur international werden wir mit sowas nix reissen, es gibt Hervorragendes am Rechten Ufer zum gleichen Preis. Der Blaufränkisch-Boom, der ja nicht erst seit Velich oder Schildknecht Einzug gehalten hat, hat schon seine Berechtigung, und die Affinität zum Pinot stammt nicht vom Roland sondern von Dirk van der Niepoort. Recht hat er, finde ich. Und bevor ich’s mit Cab versuch‘, würd‘ ich St. Laurent nehmen.
Also ich probiere es nochmal, da das mit dem Verständnis bei Ihnen scheinbar nicht klappt. Die Kritik, bezog sich auf „geheim“, der Wein ist ein Tipp, nicht mehr und nicht weniger. Allein schon deshalb, weil der Winzer durchaus bekannt ist. Diesen letztendlich zu bewerten, obliegt denjenigen, der jetzt zuschlägt.
Was ihre letzte Frage angeht, leider nein. Trinkeviel zu oft über dem genannten Preis. Allerdings bestimmt keinen Merlot aus Österreich, der übrigens 12,60 Euro in der Herstellung kostet und da sind wir schon bei einem Plus von über 33 Euro. Keine Angst, davon bekommt der Winzer leider nur etwa ihre errechneten 10 Euro, der Rest geht an den Händler. Deswegen kaufe ich beim Winzer, damit er die beschissenen 60 Euro pro Flasche auch selbst bekommt und in seine Weinberge steckt, statt das ein besoffener Weinhändler noch trunkener wird. Hast DU es jetzt kapiert?
Haben wir gemeinsam Schweine gehütet? Ich pflege kein Du mit Flegeln.
gut ist was schmeckt!!!
Bei so viel Fachwissen – € 12,60.- in der Herstellung – noch Anonym zu bleiben finde ich entweder richtig cool oder ziemlich erbärmlich!
Klären Sie uns auf! Sind Sie Herr Krutzler, ein besoffenen Weinhändler
oder doch ein omnipotenter Konsument?