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Seit einiger Zeit, nachdem wir bereits einmal über ihn berichtet haben, sorgt ein Winzer von der Mosel hier an Bord für Aufmerksamkeit.
Seine kantige Art, seine authentischen Weine und sein ehrlicher Stil machen ihn definitiv nicht zu Everybody’s Darling. Aber zu einem sehr spannenden ernstzunehmenden Winzer mit klaren Vorstellungen. Davon konnte ich mich überzeugen.
Der Anbau von an der Mosel eher außergewöhnlichen Rebsorten wie Pinot Meunier (Schwarzriesling) und Merlot oder Experimente wie ein 40 Monate lang im Barrique gereifter Dornfelder machen ihn zu einem Grenzgänger, einem Visionär. Die Rede ist von Stefan Steinmetz, der seit 1999 beim elterlichen Weingut Günther Steinmetz an der Mosel das Zepter schwingt.
Drei Generationen unter einem Dach.
Nach zahlreichen Diskussionen mit Weinfreunden und etlichen verkosteten Flaschen war es an der Zeit, diesen Winzer genauer unter die Lupe zu nehmen. Da die Homepage des Weinguts nicht wirklich aussagekräftig ist und dringend überarbeitet gehört, mache ich mich kurz entschlossen auf und fahre von Salzburg vorbei an meiner Heimat Rheinhessen weiter an die Mosel. Genauer gesagt nach Brauneberg, unweit von Bernkastel-Kues.
Dort in der Moselweinstraße angekommen, empfängt mich ein gummibestiefelter, ganz in schwarz gekleideter, telefonierender Stefan Steinmetz, der vehement versucht, einen annehmbaren Preis für die Reparatur des Scheunendaches zu vereinbaren. Das war beim letzten Hagel beschädigt worden.
Kaum ist das Telefonat beendet, treten wir auch schon in ein wunderschönes ehemaliges Pfarrhaus aus der Renaissance ein. Hier leben drei Generationen der Familie unter einem Dach. In der Küche wartet Stefans Mutter Edith. Sie kümmert sich um die Gäste, erledigt Verkauf und Buchführung.
Lage, Lage, Lage.
Nach kurzem Smalltalk nutzen wir das gute Wetter, fahren in die Weinberge und Stefan zeigt mir voller Stolz und Begeisterung einige seiner wichtigsten Lagen. Wintricher Geyerslay, Piesporter Goldtröpfchen, Falkenberg, Kestener Herrenberg, Paulinsberg, Paulinshofberg und Brauneberger Juffer. Insgesamt bewirtschaftet Steinmetz rund 8,5 Hektar unterschiedlichster Weinbergslagen rund um Brauneberg.
Dort im Weinberg wird einem ziemlich schnell klar, was die einzelnen Lagen grundsätzlich unterscheidet. Man spürt die verschiedenen Mikroklimata und lernt die variantenreiche Beschaffenheit der Lagen kennen – ihr Gefälle, ihren Boden und das Alter der Reben. Und man bekommt Respekt. Wer selbst einmal versucht hat, zwischen den Rebstöcken am steilen Hang auf und ab zu laufen, weiß, was harte Arbeit ist.
Zurück im Weingut gibt es den ersten Wein zu verkosten. Wir starten mit einem Weißweinen des aktuellen Jahrgangs und arbeiten uns in einem ziemlich straffen Tempo die Qualitätspyramide von der Basis hinauf bis zu den Einzellagen.
Puh, Spucken verboten.
Keine einfache Nummer. Stefan hat ein wirklich beachtliches Sortiment unterschiedlicher Rot- und Weißweine sowie einer großen Anzahl gereifter Weine. Ich wurde zwar bereits vorgewarnt, dass Weine verkosten mit ihm anstrengend werden könnte, aber dass es so anspruchsvoll werden wird, habe ich selbst in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet. Der Kerl reißt Flaschen auf, was das Zeug hält. Spucken darf man im Hause Steinmetz auch nicht. Gut, dass wir an Bord einiges gewohnt sind.
Diese Weine brauchen Zeit und Geduld, sind unmaskiert, haben Charakter, sind ausdrucksvoll und eigenständig. Da schmeckt keiner wie der andere. Der Winzer zieht hier ganz klar sein Ding durch, völlig kompromisslos.
Kontrolliert niedrige Erntemengen, Handlese, sehr starke Selektion sowie schonende Verarbeitung der Trauben. Alle Weine werden ausnahmslos Fuderfass oder in den Stahltank und die Rotweine in französische Barriques. Erstaunlich ist nur, dass diese Weine bei all dem Aufwand noch zu moderaten Preisen zu bekommen sind. Der teuerste Wein des Weinguts liegt gerade mal bei 18,00 Euro.
Was bleibt, sind drei Empfehlungen für unsere Matrosen, die von Herzen kommen.
Unfiltrierter Spätburgunder 2010.
Die bis zu 25 Jahre alten Reben der 0,6 Hektar großen Parzelle sind auf silbergrauem, stark verwittertem Schiefer gewachsen. Nach der Spontanvergärung reifte der Wein 14 Monate in gebrauchten Barriques aus dem Burgund.
Der Wein duftet dezent nach roten Beeren, gepaart mit toller Würze und Mineralität. Im Mund zeigt er sich schlank, finessenreich, feingliedrig, säurebetont, animierend, ausdrucksstark und komplex. Eine richtige kleine Ballerina.
Merlot Barrique 2009.
Für den nächsten Wein ist ein Schlüsselerlebnis verantwortlich. Stefan trank mal einen spanischen Merlot, der ihn durch seine Mineralität so stark beeindruckte, dass er sich dazu entschloss, selbst Merlot an der Mosel anzupflanzen.
Auf Anraten eines Kollegen aus dem Bordelais pflanzte er die Reben in den Osthang der Lage Veldenzer Grafschaft Sonnenberg, was sich mittlerweile als goldrichtig erwiesen hat. Selbst in den besten Jahren sprechen wir hier von moderaten Alkoholwerten zwischen 13% und 13,5%.
Die 15 Jahre alten Reben des 2009er Merlot (im Barrique gereift) sind auf blauem Schiefer gewachsen. Nach der Spontanvergärung reifte der Wein 24 Monate lang in Barriques und wegen der enormen Dichte auch teilweise in frischem Holz.
In der Nase eine ganz feine Kombination aus Mineralität und schwarzen Kirschen. Im Mund wieder Kirsche, Tannin, ein wenig Bleistift, Minze, Würze und ordentlich Mineralität. Ein relativ komplexer, sehr spannender, nicht sehr schwerer Wein, der solo ordentlich fordert und seinen Höhepunkt erst in ein paar Jahren erreichen wird.
Riesling Piesporter Goldtröpchen 2012.
Die 0,2 Hektar große Parzelle des nächsten Weines hat Stefan vom einzigen noch lebenden und praktizierenden Fassküfer der Region übernommen. Sie liegt direkt unter der alten Pestkapelle in einem der besten Teile der Lage Piesporter Goldtröpchen.
Die 20 Jahre alten Reben des 2012er Riesling stehen auf silbergrauem Schiefer. Drei Monate Spontangärung im Stahltank und 7 Monate Reifung auf der vollen Hefe.
In der Nase ganz dezent Apfel, Citrus, Aprikose, Mandarine, gepaart mit einer mineralischen Würze – typisch Schiefer. Im Mund geht dieser Riesling wie eine Rasierklinge über die Zunge. Schlank mit dezentem Säurebiss, saftig, filigran, mit wenig Frucht, guter Länge und hoher Mineralität.
- Spätburgunder 2010 Kestener Herrenberg unfiltriert.
- Merlot Barrique 2009.
- Piesporter Goldtröpfchen trocken 2012.
Herrenberg http://weinlagen-info.de/#lage_id=199
Goldtröpfchen http://weinlagen-info.de/#lage_id=237
Sonnenberg http://weinlagen-info.de/#lage_id=237