Deutscher Spätburgunder im kleinen Eichenfass? Das war und ist umstritten. Einer der großen Pioniere dieser Stilistik ist Bernd Philippi (wirkt immer noch beim VDP-Weingut Koehler-Ruprecht), das Urgestein der Pfälzer Weinszene und einer der großartigsten deutschen Winzer überhaupt. Sein internationales Engagement in Portugal, Südfrankreich und Südafrika brachte ihm das Gespür für großen Rotwein. Egal wo der wächst. Und großer Rotwein wächst auch in Deutschland. Selbst wenn der deutsche Weintrinker das immer noch nicht glauben will.
Am Anfang hatte es Philippi enorm schwer, seinen Stil in der Pfalz durchzusetzen. Dieselben Prüfungskommissionen, die reihenweise süßes und billiges Kellereizeug durchwinkten, gekeltert aus der Pest der Neuzüchtungen, wollten Philippi keine Prüfnummer für seine Spätburgunder geben. Philippis Weine wären „rebsorten- und gebietsuntypisch“, so die grauen und grauenhaften Eminenzen. Philippi ging den gleichen Weg wie andere Frustrierte der Region: Seine Pinots wurden als Tafelwein deklariert. Und Tafelwein sind sie noch heute.
Philippis Lagen um Kallstadt haben die unterschiedlichsten Böden. Philippi fand früh heraus, dass die besten von Kalkstein und Löss dominierten Parzellen nicht nur für Rieslingreben gut sind. Und dass die klimatischen Bedingungen dem Burgund ähneln. Ideal für Spätburgunder.
Pinot Noir statt Spätburgunder
Philippis Spätburgunder, die bei ihm – für Deutschland eher untypisch – als Pinot Noir etikettiert werden, erinnern an den großen, ach was, riesigen, barocken Eichenschrank. Und dieser Schrank scheint mit jedem Probierschluck immer noch größer zu werden. Philippis Burgunder wirken ungeheuer voll, würzig und beeindrucken im ersten Moment vor allem durch ihre enorme Konzentration.
Aber genauso, wie der Schrank seine Feinheiten in Schnitzwerk und Verarbeitung offenbart, schmecken auch Philippis Spätburgunder mit jedem Glas differenzierter und eleganter. Dieser seidige, frische, feste Pinot soll 14,5 Prozent Alkohol haben? Kaum zu glauben. Und auch nicht weiter von Bedeutung, denn man schmeckt sie tatsächlich nicht.
Der Wein zeigt noch eine Spur Eichenholzwürze ohne die Frucht zuzukleistern. Ein fast rassiger Pinot, der auch warme Klänge spielt, aber nichts „gekochtes“ mitbringt, wie man es aus diesem heißen Jahr erwarten kann. Eine schöne Konzentration, recht sanftes Tannin und viel mineralische Würze.
Und wer wissen will, wie Pinot Noir aus einem heißen Jahr wie 2003 schmecken kann, der darf sich auch eine Flasche mit >R< oder gar >RR< auf dem rosafarbenen Philippi Etikett zu Gemüte führen und einfach nicht mehr aufhören zu riechen, schmecken, trinken!
Logo, R oder RR ist natürlich die Krönung. Der „normale“ ist aber ein PLV-Knaller und darauf kommt es manchmal eben auch an.