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Slowenien: riskanter, interessanter Rizling.

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Slowenien: ein aromenintensiver Welschriesling (hat nichts mit Riesling zu tun) fordert uns ganz schön raus. Achtung: nichts für Anfänger. Aber auch günstig!
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Kurz vor dem Ziel wird es besonders schwierig. Der Weg durch ganz Slowenien ist geschafft, man ist in der nordöstlichen Ecke des Landes angekommen.Und dann wird esimmer einsamer, die Straße immer schmaler. Die letzten Dörfer sind schon lange zurückgeblieben. Nun sind nicht mal mehr einsame Gehöfte zu sehen. Nur Wiesen und Wälder links und rechts.

Hinter der Kurve ein Schloss.

Wir fahren in eine Kurve. Und plötzlich steht es da auf der Kuppe eines Hügels: das Weingut Marof. Ein altes Schloss, eine moderne Kelleranlage und zwischen den Gebäuden eine Allee aus Linden.

Der Name des Weinguts (zu deutsch Meierhof) geht zurück auf einen Gutshof aus dem Jahr 1905. Er war lange Zeit der Sommersitz des Grafen Szapary aus dem nahen Ort Murska Sobota.

Marof

Das liegt im Weinbaugebiet Prekmurje (Übermurgebiet) in der Weinbauregion Podravje (Draugebiet). Von dort ist es nicht weit bis Ungarn, Österreich und Kroatien. Die Einflüsse der Nachbarn sind überall zu spüren. Sei es in der Kultur, der Küche oder bei den Weinen.

Unbekannte Ecke.

Auf Marof hat man Großes vor, denn derzeit sind die Weine aus dieser Ecke Sloweniens noch unbekannter als aus dem Rest des Landes. Im Jahr 2002 kaufte der Lebensmittelkonzern Panvita das Gut. Seit 2009 ist der jugendlich wirkende Önologe Uroš Valcl Herr der Weine. Geld ist also da, Know-how und Enthusiasmus auch. Und gute Weine?

Das herauszufinden ist unser Job. Und deshalb haben wir uns eine Flasche Laški rizling kommen lassen.

Besser bekannt ist die Rebsorte unter dem Namen Welschriesling. Vorsicht: mit unserem Riesling ist sie weder verwandt noch verschwägert. Laški rizling – also Welschriesling – ist in Slowenien weit verbreitet. Auch in Österreich. Dort verwendet man das Wort welsch um eine gewisse Fremdheit auszudrücken. Zum Beispiel nennen einige die autonome italienische Provinz Trentino südlich von Südtirol noch immer Welschtirol.

Leider trinken die Slowenen die wirklich guten Weine meistens selber. Nur wenige der Topgewächse gehen ins Ausland. Wie gut, dass wir eines im Glas vor uns haben, das es auch in Deutschland gibt.

Aprikose, Mirabelle, Zitronenzeste, Schallplatte und laaanger Abgang.

Der Wein leuchtet in mittelkräftigem Zitronengelb. Die Nase ist… ungewöhnlich! Da sind zuerst Zitrone, Aprikose und Noten von gelben Blüten – alles normal beim Welschriesling. Aber da ist auch eine Schallplatte, die ein DJ am Strand in der Sonne liegengelassen hat. Jedoch nicht unangenehm. Eher aufregend.

Genauso geht es am Gaumen weiter. Das ist kein Stoff für Anfänger oder für den leichten Genuss nebenbei. Wieder spielen die Früchte eine Rolle. Sehr reife Aprikose, Mirabelle und Zitronenzesten. Und dann wieder diese Schellack-Note. Der Abgang ist lang, sehr lang. Ein schöner Nachhall der Mirabelle.

Ein Wein für Abenteurer.

Unser Fazit: Puuh! Ein Wein, den jeder am besten selbst probieren solllte. Denn eines ist er auf jeden Fall: sehr ungewöhnlich. Manche wird er begeistern, die werden danach kaum etwas anderes mehr trinken wollen. Die anderen werden mit ihm nicht viel anfangen können. Deshalb: kaufen, saufen, weitersehen. Unsere Essensempfehlung: Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln oder einen deftigen Pilzeintopf mit Paprikagemüse.

 

Datum: 7.7.2015 (Update 3.9.2015)