Ich kenne einen Mosel-Winzer, der heißt Erwin Sauerwein. Irgendwann konnte er die sich daraus abgeleiteten Witze nicht mehr ertragen.
Er fürchtete gar Geschäftsschädigung und seit einiger Zeit heißt sein an der luxemburgischen Grenze gelegenes Weingut jetzt deshalb Sonenbuerg.
Aber über den wollte ich heute gar nichts schreiben. Sondern über den Pfälzer Winzer Uli Metzger, der ebenfalls mit einem Nachnamen gesegnet ist, der nicht unbedingt die Produktion sonderlich filigraner Weine impliziert.
Doch anders als der Kollege Sauerwein hat er die Herausforderung angenommen und spielt mit den Klischees.
Das Etikett seiner schlicht „Schwarzer“ genannten Rotwein-Cuvée ziert ein ziemlich schlachtreif aussehender stilisierter Bulle, der bereits mit den Kennzeichnungen für eine fachgerechte Zerlegung versehen ist.
Bis vor einem Jahr hieß der Wein denn auch noch „Schwarzer Bulle“, was Metzger nach einer Auseinandersetzung mit dem großen Getränkeproduzenten Red Bull, der Verwechslungsgefahr witterte, leider einstellen musste. Zu den semantischen Synergieeffekten der ganzen Geschichte gehört auch, dass zwei Metzger-Weine in der Bullerei, der Hamburger Depandance des Starkochs Tim Mälzer, auf der Karte stehen.
Aber verlassen wir die Welt der Werbestrategen und PR-Profis und widmen uns dem Wein.
Ähnlichkeiten mit der oben erwähnten Koffeinbrause hat der „Schwarze“ nun wirklich nicht. Schon seit einiger Zeit kultiviert Metzger auf seinen recht schweren, kalkig-lehmigen Böden rund um Grünstadt-Asselheim an der pfälzischen Weinstraße auch die klassischen Sorten des Bordelais: Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot.
Daraus entsteht bei ihm eine recht wuchtige, aber keineswegs überladene Bordeaux-Cuvée im Pfälzer Stil.
Die Weine werde komplett durchgegoren, der Restzuckergehalt liegt unter einem Gramm pro Liter. Der Ausbau erfolgt hauptsächlich in gebrauchten Holzfässern verschiedener Größen, nur ein kleiner Teil lagert bis zur Abfüllung in neuen Barriques. Auch auf Filtration wird verzichtet, was dem Wein einige Ecken und Kanten verpasst, die ihm aber sehr gut stehen.
Der Schwarze ist – wie sollte es bei dem Etikett auch anders sein – recht kräftig, verzichtet aber auf jegliche Kraftmeierei, wovon auch die nicht übertriebenen 13,5 Prozent Alkohol zeugen.
Reife schwarze Beeren machen sich am Gaumen breit, veredelt mit Spuren von Thymian und Rosmarin. Die Tannine sind bereits relativ weich, aber keineswegs weichgespült, was auch für die dezente, aber leicht prickelnde Säure gilt. Unterlegt ist das Ganze auch noch mit deutlichen Noten von schwarzem Pfeffer und Piment.
Bei der Frage nach einer Verzehrempfehlung zögert Metzger keine Sekunde: „Saftige Staeks, da passt er besonders gut“. Hätte man sich eigentlich fast denken können.
Etikett „Schwarzer“ (ohne Jahrgangsangabe) – aufgrund jüngster Meldungen bestimmt auch „schlachtreif“. 😉
Braucht die Pfalz Cabernet, Merlot & Co? Ich will gar nicht über den bestimmt guten Wein Metzgers diskutieren. Viel
mehr geht es mir um die Grundsatzfrage, warum man sich nicht der Tradition annimmt um guten Pinot in der Pfalz zu machen. Österreich hat den Wahnsinn um die int. Sorten längst überwunden und fährt mit Blaufränkisch sehr erfolgreich und selbstbewusst
Danke für den Beitrag. Das Marketing fällt einem gleich ins Auge, gibt es einen Teil der Metzger-Kollektion doch bei unserem Edeka. U.a. Portugieser („Urbulle“) für stolze 19€, sowie einen Tempranillo (Gruß an Tomte)…Habt ihr die auch probiert? Also, ich probiere dann mal (mit M. Schneider, und der Vergleich liegt nahe, kann ich übrigens nicht so viel anfangen).
@Tomte: Ich stand und stehe bisweilen diesen Entwicklungen auch skeptisch gegenüber, erkenne aber auch die teils großartigen Qualitäten von Chardonnay und Sauvignon Blanc an. Einen wirklich guten Cab, Merlot oder Syrah aus D habe ich noch nicht gtrunken, fürchte aber, dass D sich auf dem internationalen Markt neben dem Riesling so langsam auch andere Standbeine zulegen muss.
supermarkt-qualität. ich warne vor diesen weinen. für mich galt nach dem kauf bei renommierten weinhändlern (z.b. am helmholtzplatz in prenzlberg): ab in aussguss.
keine Frage aber auch da hat die Tradition mit Pinot, Silvaner, Lemberger vorgesorgt!
Die Weine von Metzger kenne ich nocht nicht.
Aber Leute, von wegen nur Pinot geht in der Pfalz, oder sogar in ganz Deutschland, ist schon sehr Old School!!
Ich dachte darüber sind Wir hinweg:)
Ihre Einschätzung ist bedauerlich, vor allem da Sie scheinbar die großen Unterschiede beider Weingüter und Weine gar nicht beurteilen können, da Sie überhaupt noch keinen Metzger-Wein getrunken haben! Da ich bei Ihrem vermeintlichen Vergleich sowohl Produkte als auch Weingüter als regionaler Verbraucher ziemlich gut kenne, halte ich die Auswahl von MS als Vergleich aus mehreren Gründen für vollkommen verfehlt (Menge, Historie des Weingutes und viel wichtigere Kriterien auf die ich gar nicht näher eingehen will). Abschliessend nur als Hinweis – auch ohne massive überregionale Werbung sind einige Weine von Metzger schnell abverkauft. Und warum dürfen andere Winzer, die nicht mit der üblichen Werbeagentur arbeiten, nicht auch ein originelles Konzept haben? Vor allem wenn der Wein auch noch schmeckt….