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Sancerre: Fisch ’n‘ Feuerstein

Spässchen bei der Lese (Foto:H.Bourgeois)
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Obermaat Mally hat bisher den Sauvignon Blanc meist gemieden. Und trotzdem wagt er sich an den großen Klassiker dieser Sorte heran: Sancerre. Aber warum dann noch Fisch?
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Ein Sancerre. Bei uns in Deutschland und in Österreich versteht man darunter einen duftigen, französischen Weißwein, der hervorragend zu allem passt, was irgendwie fischig schmeckt (bitte denken Sie bei fischig nicht an das, woran ich denke). Sancerre ist ein kleines Städtchen an der Loire. Der Fluss gibt einer ganz spannenden Weinregion in Frankreich ihren Namen. Allerdings muss man sich eingestehen, dass Sancerre den Titel Stadt gar nicht verdient. Es ist ein Nest mit 1697 Einwohnern, das auf 299m Seehöhe circa 150m über dem Fluss thront. Dank Wikipedia weiß ich inzwischen auch, dass das Örtchen die Postleitzahl 18300 hat. Na super!

Die 2570 Hektar Rebfläche findet man in Sancerre fast zur Gänze auf der geographisch linken Seite der Loire mit der einen Ortschaft genannt Cosne am rechten Ufer als Ausnahme. Die anderen zehn Ortschaften sind also alle links – also, auf der linken Seite des Flusses, wie zum Beispiel Chavignol, eine Ortschaft in der der weltbekannte Ziegenkäse „Crottin de Chavignol“ hergestellt wird.

Wiiiilmmmmaaaaa!

In Sancerre findet man Weine von mehreren Bodentypen. Die saftigsten und kräftigsten kommen wahrscheinlich aus den „Terres Blances“, den weißen Böden, die sich aus Kalk und Lehm zusammensetzen. Die feineren Weine stammen von Böden aus Kies und Kalk. Meine Favorites – angeblich sind sie die urtümlichsten, die dem ganz klassischen Sancerre am ähnlichsten sind – sind die Weine, die auf Feuerstein gedeihen. Auch diese Böden findet man hier. Sie verfügen über duftige, verspielte Frucht und sind meist sehr langlebig.

Nebenbei: Sancerre ist keine reine Weißweinregion. Ein Drittel der Produktion entfällt auf den roten Pinot Noir, der auch für Rosé verwendet wird. Die Hauptrebsorte der Appellation ist jedoch eine in Österreich und Deutschland gerade sehr beliebte, wenn auch misshandelte: der Sauvignon Blanc. Und genau von dieser Sorte spricht die ahnungslose Weinwelt auch, wenn es um Sancerre geht, ohne zu wissen woraus er gekeltert wird.

Faszinierend ist, dass diese so aromatische Sorte ihren Boden perfekt wiedergeben kann. Eigentlich bin und war ich nie ein großer Fan des Sauvignon Blancs, aber in letzter Zeit hab ich mich häufig mit ihm befasst und verliebe mich gerade in ihn.

Heute mal Weinverkostung in der Kombüse. Die Maate servieren Sauvignon Blancs aus aller Herrenländer. Das heißt zum Glück nicht, dass der Mundschenk des Augenlichts befreit war, das wäre schlimm. Nein, der Wein wurde verdeckt eingeschenkt. Voller Tatendrang roch ich am Wein und hatte den Duft des Bodens sofort in meinem Riechkolben: Feuerstein; dieser Wein war purer Feuerstein!

Mally wird erotisch, grunz!

Mit dieser Tatsache war sein aromatisches Spiel zum Glück noch lange nicht beendet. Nur Mineralik, das wäre auch irgendwie langweilig. Die Frucht kam nicht zu kurz. Zu Beginn stellte sich eine reife Papaya vor, die auch ein paar Haselnüsse mitbrachte. Ich verknüpfe Exotik immer mit Erotik, nicht nur weil es ähnlich klingt. Irgendwie weckt sie in mir immer die Erinnerung an Schönheiten in kleinen Bikinis.

Auf der Zunge ist mein Sancerre wunderbar straff, sehr knackig, mit kitzelnder, markanter Säure. Am Gaumen vernimmt man Karamell, Meersalz und etwas Kamille. Geschluckt wird später. Weil das mein Sauvignon Blanc nicht mag, gibt er mir kräftig eine auf den Gaumen und streut noch ordentlich Salz auf ihn. Wow, was für ein Abgang; aber was war das jetzt für ein Wein?

Henri Bourgeois, Sancerre La Bourgeois

Dieses Weingut ist kein unbekanntes und auch kein kleines. Macht aber nichts, denn das Haus ist ein traditionelles. Hier wird seit 10 Generationen Wein gemacht. In den 50er Jahren bewirtschaftete Henri Bourgeois 3 Hektar Weingärten in den Steillagen von Chavignol. Inzwischen sind es 65 Hektar in den besten Lagen von Sancerre und Pouilly Fumé (über die Weine von dort in Kürze).

Der La Bourgeois wurde im Stahltank vergoren. Danach ging es ins fast neutrale französische Eichenfass, dessen Aroma im Wein nur ganz dezent spürbar ist. Dort schlummerte der Wein für 8 Monate auf der Hefe und wurde manchmal durch sanftes Aufrühren der Hefe – das nennt man Batonnage – geweckt. Danach durfte er wieder schlafen um ihn irgendwann wieder kurz und sanft zu wecken. Das macht man um dem Wein mehr Substanz zu verleihen.

Bei Henri Bourgeois lässt man sich nach dem Füllen auch noch einiges an Zeit. Er darf im Keller bis zu seiner Trinkreife ruhen. Das heißt allerdings nicht, dass man ihn gleich trinken muss. Ich denke, dass der Bourgeois in 5 Jahren am besten schmeckt.

Mit diesen Worten wünsche ich nun allen Matrosen und Maaten ein wunderschönes Wochenende und viel Vergnügen mit diesem Wein. Prost!

 

Datum: 15.10.2011 (Update 18.9.2014)
 

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