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Südtirol sensationell: sexy Sophie.

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Captains Maat Clemens Mally fuhr vor dem Captain nach Südtirol. Um die Bahn freizumachen. Dabei entdeckte er Sophie, ein rätselhaftes Wesen, das sich aus drei Sorten nährt, die in dieser Region nicht bestimmend sind.
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Das Wetter ist toll. Hier in Südtirol. Ich sitze auf meiner Terrasse mit Blick auf den Kalterer See. Vor meiner heutigen Abreise (morgen kommt der Captain) sprach ich beim Frühstück mit einem einheimischen Bekannten über Südtirol. Und wie sehr mir die Weine der Region gefallen.

Er ist schon etwas älter. Und seine Entgegnung kam lächelnd. Kalt lächelnd. „Was – Südtirol? Kalterer See?“ Er blickte über das Wasser. „Die haben hier mehr Wein, als der See Wasser trägt.“ Das räumte mir den Kitsch wieder vom Schrank. Denn das ist wohl die Wahrheit. Eine andere, als jene, die man wahrhaben will.

Massenware. Die Weine Südtirols sind vor allem bei der älteren Generation im Westen Österreichs und im Süden Deutschlands immer noch bekannt und beliebt. Meist billige Flaschen aus industrieller Fertigung. Plörre. „Plörre“, so reden viele über Weine aus Südtirol.

Dabei entspricht dieses Vorurteil – wie fast alle Vorurteile – gar nicht den aktuellen Tatsachen. Vor kurzem trank ich einen Wein aus Vernatschtrauben – einen ganz echten originalen Kalterer-See, so wie ich ihn noch vor Monaten nicht angerührt hätte – und hatte größten Spaß mit diesem herrlichen Tropfen. Einfach und köstlich. Gefehlt hat nur noch ein gegrilltes Stück Lamm.

Drei französische Regionen in Südtirol

Da sitze ich nun auf dieser Terrasse, vor meiner Abreise. Es ist 14:00 Uhr und ich habe eine Flasche Weißwein vor mir, die ich kurz davor vom Weingut Manincor bekommen habe. Geschenkt. Das nur so nebenbei. Falls einer fragt…

Es ist noch nicht so heiß, deswegen darf es ein etwas kräftigerer Weißwein sein. Der im Glas vor mir nennt sich „Sophie“ und ist ein ausgesprochen interessanter Saft, denn er vereint quasi die wichtigsten Weinbauregionen Frankreichs in einem alpinen Wiedergänger.

Sexy Sophies Basiswein ist Chardonnay (die Sorte hatten wir gestern schon etwas ausführlicher). Dann noch etwas Viognier und für den Duft und die Frische auch noch Sauvignon. Sophie vereint Burgund, Rhone und Bordelais. Eine seltsame Cuvée. Erst recht in Südtirol.

Sophie ist schön, schlank mit erotischen Kurven und einem großen Busen. Und sie hat keine Achselhaare. Ich weiß, das führt mich jetzt aufs Glatteis. Und der Captain hat mich auch gebeten, jede Art sexueller Anzüglichkeiten in der Weinbeschreibung zu vermeiden. Aber bei jedem Schluck Sophie, wird die Person deutlicher.

Die Trauben für Sophie kommen zur einen Hälfte aus Terlan und zur anderen aus Kaltern. Die Lage der Terlaner Reben ist nach Westen hin ausgerichtet und die Böden tragen Sand und Lehm. Die Weingärten in Kaltern sind die steilsten des Weinguts Manincor. Sie neigen sich nach Südwest und liegen auf einer Höhe von 350 bis 400 Meter. Ihr Boden ist lehmiger Löss.

Die entrappten Trauben für den Sophie blieben fünf Stunden auf der Maische. Vergoren wurde in verschiedenen Holzfässern und zwar ausschließlich mit Spontanhefe. Danach lag der Wein noch 9 Monate auf der Feinhefe. Eine fast einfache Machart, sehr klassische Neuzeit und zur Gänze biologisch. Hatte ich das noch nicht erwähnt? Na dann wird es Zeit.

Die Bühne: das Burgunderglas

Sophies Bühne ist das Burgunderglas. Diese Bretter bedeuten Entfaltung und epische Breite, sie erscheint in einem leuchtend gelben Kleid. Sophie versteht es zu strahlen und ihr unwiderstehlicher Duft erinnert an reifen Pfirsich, etwas Blütenhonig und Rosenöl. Vergisst man das Glas nach einer kurzen Standzeit zu schwenken und hält die Nase in den Kelch, so riecht man das volle Aroma nassen Bachsteins – faszinierende Mineralität!

Sophie trägt ein Korsett aus Seide, ganz eng geschnürt. Sehr dicht und stoffig – vielleicht sogar ein Hauch feinster Adstringenz und eine prickelnde, frische Säure, die diesen großen Wein viel feingliedriger erscheinen lässt, als er eigentlich ist. Ewig lange untermalt der mineralische Körper einen druckvollen Abgang. Ein seltsamer Wein aus einer Gegend, die immer noch und fälschlicherweise für langweilige und säuerliche Weine verrufen ist. Doch was ich hier im Glas habe, passt eigentlich nirgendwo hin. Auch nicht nach Südtirol. Es ist einfach die Kopfgeburt eines sehr guten Biowinzers. Das muss reichen.

 

Datum: 31.5.2011 (Update 2.9.2014)
 

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