Es gibt Winzer und Kellereien, die sich schwerer Vergehen gegen die Weinkultur schuldig machen.
Bestimmte Rebsorten oder Regionen können einem echt verleidet werden, wenn man niederschmetternde Erfahrungen damit gemacht macht. Und welcher normale Weintrinker hat schon Zeit, Lust (und Geld), das einmal entstandene schlechte Bild durch immer wieder neue Versuche zu überprüfen.
Schließlich ist der Mensch ein Gewohnheitstier und neigt zu Verhaltensstereotypen, auch beim Genuss. So kenne ich einige Weinfreunde aus der Ex-DDR, die nach 20 Jahren Abfüllung durch „Lindenblättrigen“ und „Cabernet“ nie wieder einen ungarischen oder bulgarischen Wein im Glas haben wollen. Möglicherweise werden sie nie erfahren, was sie da alles versäumen.
Katzenpipi, Katzenpipi…
Auch ich hatte derartige Erlebnisse. Vor etlichen Jahren war ich auf zwei Sauvignon Blanc-Verkostungen – und war restlos bedient. Es ging dabei um Südafrika und Neuseeland. Was da geboten wurde, roch und schmeckte dermaßen aufdringlich nach unreifer Paprika und Katzen-Pipi, dass ich nach einigen Probierversuchen das Weite suchte.
Manchmal kam dann noch leicht klebrig-pappige Restsüße und ein vollkommen sinnloser Holzgeschmack dazu – sei es durch Barriquefässer oder den (in diesen Ländern zugelassenen) Einsatz von Holzchips beim Ausbau in Stahltanks.
Sauvignon Blanc war jedenfalls lange Zeit für mich gestorben. Aber glücklicherweise bewahrte mich später ein Besuch in der südlichen Steiermark vor der dauerhaften Einordnung dieser Rebsorte in die Not-Drinkable-Area.
Sand, Kalk, wenig Wasser = mineralisch?
Die dort oftmals kargen, sandigen und kalkigen Böden geben den Weinen eine intensive mineralische Prägung, kaum eine Sorte kann die so deutlich transportieren. Das ist sicherlich eine These, mit der ich mich auf vermintes Gelände begebe, aber das macht nichts.
Seitdem trinke ich Jahr für Sauvignon Blanc aus dieser Region und bin von seinem Facettenreichtum schlicht begeistert.
Das betrifft eben nicht nur die Top-Qualitäten der mittlerweile auch außerhalb der Steiermark gefeierten Spitzenwinzer. Ein wirklich gutes Weingut erkennt man ohnehin nicht an seinen – oft nur in homöopathischen Mengen verfügbaren – Supertropfen, sondern an seiner gesamten Kollektion und dabei besonders an seinen Basisweinen.
Bei Skoff in Gamlitz.
Da sind wir beim Weingut Skoff in Gamlitz an der richtigen Adresse. Sein als „Classique“ gekennzeichneter Sauvignon Blanc ist eine im Edelstahltank vergorene und trocken ausgebaute Gutswein-Qualität, obgleich auch dieser Wein aus klassifizierten Toplagen stammt und in Handarbeit gelesen wurde.
Man braucht schon ein Weilchen, um die Komplexität dieses Weines zu erfassen. Natürlich sind da beim Reinriechen ins Glas die grüne Paprika, die Stachelbeere, die Grapefruit und das Katzen-Pipi, die alle als prototypisch für die Sorte gelten. Aber nur ganz dezent. Vor allem Katzenpipi ist kein Weinfehler. Nein, ganz im Gegenteil. Aber das erklären wir ein anderes mal.
Dann der erste Schluck. Der Geschmack von reifen Birnen verleiht dem Wein Schmelz, dazu kommen dezente grasige Noten, ein wenig Holunder und eine straffe, zitronige Säure.
Wer den Wein kühlschrankkalt (also mit 8 Grad Celsius) trinkt, versäumt allerdings einiges. 11 bis 12 Grad müssen es schon sein. Jedenfalls ein richtig toller, süffiger Trinkspaß. Dass ich das noch mal von einem Sauvignon Blanc sagen werde, hätte ich nach den anfangs erwähnten Verkostungen auch nicht gedacht.
Ein alter Freund des verstorbenen neuen Führers. Da trinkt der Linkslotse ausgerechnet ultrarechts!
Wie bitte trinkt man „ultrarechts“? Aber trotzdem danke für den Tipp. Dennoch fühle ich mich leider außerstande, bei jedem Probierwein den ich erhalte, die Gesinnung des Winzers zu prüfen
Wer bitte soll der „neue Führer“ sein? Bitte keine Politik in einem Weinforum. Hier geht`s um Wein und das soll Freude machen.
So ja nun auch nicht. Wenn wenn bestimmten politischen Entwicklungen nicht entegenwirklt, dann könnte uns der Spaß am Wein trinken sehr schnell vergehen.