Für Radfahrer ist der Mont Ventoux ein Meilenstein. Sowohl Tour-de-France-Profis als auch Hobbystrampler quälen sich mit Begeisterung den markanten Berg in der Provence hinauf.
Rundherum liegt das Anbaugebiet Côtes du Ventoux und das steht bei Weinkennern nicht zwigend für herausragende Leistungen. Nein, eher für günstige Durchschnittsware, wie insgesamt Weine von der Rhône, die um mehr Anerkennung kämpfen. Und zwar zurecht. Denn es gibt Ausnahmen. Auch jenseits der großen Appellationen wie zum Beispiel Crozes-Hermitage.
Côtes du Ventoux gehört zum Abschnitt südliche Rhône. Hier dominiert Kalkboden und fast immer weht der kalte Mistral aus Nordwest. Die Sommer sind heiß, die Winter kalt. Die Gegend steht für fruchtige, leistbare Rotweine, die jung getrunken – und rasch wieder vergessen werden.
Ausnahmewein aus Solala-Appellation.
Aber wie gesagt: es gibt Ausnahmen. Und für diese Ausnahmen gibt es unser Schiff. Wir haben einen Rotwein aus diesem Anbaugebiet (Appellation) entdeckt, der uns ein bisschen die Socken ausgezogen hat. Weil er wirklich außergewöhnlich schmeckt. Und zwar im guten Sinne.
An den südlichen Hängen des Mont Ventoux werkelt das Winzerpaar Marie Pirsch und Philippe Danel von der Domaine du Tix auf kleinen 8 Hektar und keltert Weine, die Verkoster in regelmäßigen Abständen in Begeisterung ausbrechen lassen. Einen davon haben wir uns an Bord geholt – die Rotweincuvée Côtes du Ventoux rouge Cuvée de Bramefan aus den Rebsorten Syrah (90%) und Grenache (10%). Und für die Matrosen verkostet.
Dunkle Beeren, aber welche?
In der Nase verbranntes Gummi, das ist aber gleich wieder weg. Wir riechen Kräuter der Provence, dunkle Beerenfrucht, die lässt sich aber nicht näher definieren. Dann schwarze Olive, Graphit, Lavastein-Aufguss in der Sauna. Egal, ob man das mag oder nicht – das ist offenbar ein Wein mit Persönlichkeit.
Im Mund schwarze Olive, Kräuter der Provence, wieder dunkle Beeren aber keine bestimmten. Eine toll strukturierende Säure macht alles ziemlich frisch und uns verdammt gute Laune. Weiche Tannine schubbern sanft über den Gaumen und etwas frischer Tabak bringt Würze ein. Einer schmeckt ein bisschen Vanille raus, die anderen finden nichts dergleichen. Der wein lag 9 Monate im Barrique – vermutlich kein neues. Die Länge ist laaaang.
Untypisch und rau.
Wir haben es schon erwähnt: südliche Rhône = fleischig-fruchtige Weine. Dieser ist anders. Weniger fruchtig. Dafür dezent rau. Entspricht also eher der nördlichen Rhône, wo man sowieso viel stärker auf Syrah setzt. Hier im Süden ist eher Grenache- und Mourvèdre-Land. Dieser Bramefan aber ist ein herber Syrah, der nicht so sehr von Fruchtigkeit getragen ist. Der Alkoholgehalt ist mächtig: 14,5 Volumenprozent. Merkwürdigerweise ist das im Geschmacksbild kaum zu bemerken. Ja, der ist anders. Und das ist gut so. Das passende Essen? Lammragout provencalisch, weil das so kräutrig ist. Oder Merguez. Passt richtig gut.