X
Newsletter
X
X
Login
Passwort vergessen?


Konto erstellen

Rotes Sancerre: So riecht mein Weinberg!

Winzer Gaudry: Willste schnüffeln?
Kommentare
Ähnliche Weine
Ähnliche Artikel
Edler Pinot Noir aus Frankreich, der nicht arg viel kostet? Den gibt es im Weißweinland Centre-Loire.
Anzeige

Der Captain ruft zum Regionen-Unterricht, denn es gibt Rotwein von der Loire, einer Anbauregion, die eher bekannt für mineralisch-frische Weißweine ist. Und für Schlösser und Burgen. Etwa 400 an der Zahl.

Denn mitten im Fluss verlief mal die Grenze zwischen den von England besetzten Gebieten im Norden und dem französischen Kernland im Süden. Und das musste beschützt werden. Als der Stress vorbei war, verfielen viele dieser Anlagen. Auf den übrig gebliebenen Grundmauern baute der Adel dann seine prachtvollen Herrensitze, weil es im Loire-Tal so schön ist.

Mit dem Aufstieg von Versailles zum Machtzentrum des Reiches büßten diese Gebäude ihre Bedeutung wieder ein und dienten fortan als Jagdschlösser oder Sommerresidenzen, in denen heute die Winzer der Region zum Verkosten einladen. Dort gibt es dann Weine aus sieben wohlklingenden AOCs namens Menetou-Salon, Quincy, Reuilly, Coteaux du Giennois, Châteaumeillant, Sancerre sowie Pouilly-Fumé & Pouilly-sur-Loire zu probieren.

Der Franzose orientiert sich beim Weintrinken – ganz anders als der Deutsche – eher nach Region und nicht nach Rebsorte. Deshalb steht auf den Flaschenetiketten meistens viel Geografie. Nach den verwendeten Traubensorten sucht man oft vergeblich. Welche sind das im Centre-Loire?

Hauptrebsorte ist Sauvignon Blanc, die in punkto Frische und Eleganz mit unserem Riesling vergleichbar ist. Aber natürlich ganz anders schmeckt. Die rote Sorte Pinot Noir bringt würzige Tropfen mit frischen Beerenaromen hervor. Gamay und Pinot Gris (Grauburgunder) ergänzen das Spektrum.

Sancerre und Pouilly Fumé sind dir sicher ein Begriff. Das sind die berühmtesten Appellationen in Centre-Loire. Die meisten Weingüter hier sind Familienbetriebe. Die charakteristischen Hügel der Region lassen Mikroklimata entstehen, die für Vielfalt in den Appellationen sorgen.

Einer dieser Familienbetriebe ist die Domaine Vincent Gaudry mitten in der Region Sancerre. Von da kommt mein irre mineralischer und dabei sehr zugänglicher Abendwein Sancerre Vincengetorix von Vincent Gaudry, ein frischer Pinot Noir, dessen Name eine Anspielung auf den gallischen Krieger Vercingetorix ist (Asterix-Leser sind im Vorteil) und unverkennbar schmeckt. Denn die Böden hier stecken voller Feuerstein: Im Glas sattes Rubinrot mit Violett-Reflexen. In der Nase würzige Kardamon-Noten, Eisenbahnschiene, Leder. Ich rieche Himbeeren und dunkle Kirsche. Im Mund enorm saftig und steinig-mineralisch. Ich schmecke rote Kirschen, Granatapfelsaft, Himbeersaft, spüre zartbittere Tannine, etwas Salz und butterweiche Textur im Verbund mit ein bisschen Extraktsüße, die aus diesem Wein einen Schmeichler macht. Am Gaumen viel kräutrige Frische.

Biodynamischer Weinbau prägt die Arbeit der Gaudrys. Heißt: Verzicht auf synthetischen Dünger und chemische Pflanzengifte, Beachtung von Mondphasen bei der Weinbergspflege und Weinbereitung, Einsatz von speziellen Präparaten wie Hornmist, Kuhdung oder Quarzstaub. Im Bild oben siehst du Vincent, wie er einem Besucher etwas Boden zum Riechen reicht.

 

Datum: 15.7.2021