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Gleiche Preisklasse, selbes Land, gleiche Rebsorte, selbes Jahr. Und auch der Name ist gleich: NIGL. Labern wir nicht rum wie Michael Buffer, sondern machen wir den Ring frei.Da gibt es in Österreich also ein Weingut gleich zwei Mal: Martin Nigl und Georg Nigl. Außer den Nachnamen teilen aber beide nichts miteinander. Sie sind nicht verwandt und nicht verschwägert. Und auch sonst können beide Betriebe gar nicht unterschiedlicher sein.
Da wäre einerseits Martin Nigl. Der sitzt mit seinem Weingut mit Restaurant und Hotel im ruhigsten und hübschesten Winkel des Kremstals. Dort oben, im nördlichen Teil der kleinen 2.300 Hektar großen Weinbauregion, ragt das schmale Tal des Flüsschens Krems wie ein Wurmfortsatz hinein in das kühle Waldviertel.
Hier fühlen sich Martin Nigl und seine Weine wohl. Das eher kühle Klima prägt den Stil, für den Martin Nigls Weine stehen: klare, rassige Weine. Meist ausgebaut in Stahltanks. Daher kommen sie oft modern und sauber gemacht rüber.
Martin Nigl ist ein konservativer und bodenständiger Mensch. Und das meine ich auch an seinem Stil zu schmecken. Er macht keine Spinner-Weine. Linksdrehende Jungfrauen ernten Trauben bei Vollmond – das ist seine Sache nicht. Martin Nigls Werke sind auch in schwierigen Jahren immer eine sichere Bank. Stets gekonnt hohes Niveau, dabei Understatement pur. Nur ist das manchmal etwas vorhersehbar.
Wo bitte geht‘s ins Kremstal?
Weiter in östlicher Richtung arbeitet Georg Nigl aus der Thermenregion. Sein Weingut ist in Perchtoldsdorf beheimatet. Das ist eine Kleinstadt direkt an der Stadtgrenze zum südlichen Wien. Mich erstaunt, wie unscheinbar Georg Nigl in Österreich noch immer ist. Gelegentlich stehen Leute vor Georg Nigls Tür und wollen zu Martin Nigl. Da muss man sich nur einmal die enttäuschten Gesichter vorstellen, die gerade erfahren müssen, dass sie bedauerlicherweise noch 100 km Fahrt vor sich haben. Gen Westen ins Kremstal. Zum bekannteren der beiden Nigls.
Georg Nigl, bei uns im Juli bereits zum Winzer des Monats gekürt, ist mit seinen Mitte Dreißig ein Machertyp, dem man den Machertyp überhaupt nicht ansieht. Dieser Mann ist die Ruhe in Person. Mit tiefer Stimme und bedächtiger Sprechweise. Solche Menschen unterschätzt man zunächst gern.
Georg Nigl scheint nicht so schnell etwas umzuhauen. Er nimmt vieles hin. Schleift nichts ab, lässt die Dinge ihren Lauf gehen. Das schmecke ich auch aus seinen Weinen heraus. Sie kommen mir kantig und ungeschönt vor. Keine Einschleimer, die sich der Mehrheit anbiedern. Nigls Weine fordern. Das ist sein Stil.
Kommen wir zum Wettkampf. Es treten an:
● Martin Nigl, Grüner Veltliner, Senftenberger Piri, 2010, (12,5 % Alkohol)
● Georg Nigl, Grüner Veltliner, Herzogberg, 2010, (12,5 % Alkohol)
Das Auge trinkt mit…
Jaja, das hat im Grunde nichts mit dem Wein zu tun. Es geht um die inneren Werte, blabla… Weg mit dem Quark. Wenn die Matrosen nur wüssten, wie sehr Etiketten das Kaufverhalten beeinflussen. Ich weiß das, denn ich stehe täglich im Weinladen. Sich ein bisschen schick machen ist zulässig, finde ich. Es hat insbesondere bei Spontankäufern seine Wirkung.
Martin Nigl bevorzugt bei seinen Etiketten die optische Stille. Sehr gediegen. Nicht altbacken. Aber sehr seriös. Dennoch auch ein bisschen einfallslos. Georg Nigl liebt es minimal. Weiß mit schwarzer Schrift. Und seinen Fingerabdruck unten rechts am Etikett. Sehr elegant und einfallsreich. Auf dem Rückenetikett lacht mich ganz modern ein waschechter QR-Code an, den jedes Smartphone abscannen und zu Georgs Website führen kann. Ich honoriere diese Offenheit für Technik sehr. Punkt für Georg Nigl 0:1
Jetzt darf die Nase ran
Martin Nigls Grüner Veltliner kann das Jahr 2010 nicht verleugnen: frische klare Nase nach Pfefferminzblättchen, knackige Granny Smith-Äpfel. Etwas violetter Spargel. Leichter weißer Pfeffer mit einer Prise Eisbonbon. Georg Nigls Grüner Veltliner kommt etwas ungehobelter daher. Würzige Feuersteinnase, etwas Haribo-Lakritzschnecken. Recht vielschichtig. Ein Charmeur. Punkt für Georg Nigl 0:2
Im Mund / der Anfang…
Hier spielt Martin Nigl sein ganzes Können aus: präsent, glasklar die kräftige Säure, tolle Dichte. Steht wie eine Eins. Georg Nigls Veltliner hat sich zu Anfang leichte Startschwierigkeiten eingefangen. Er wirkt zunächst deutlich voluminöser als der von der Gegenseite. Und auch noch nicht präsent. Verschlossen würde ich sagen. Punkt für Martin Nigl 1:2
Im Mund / die Mitte…
Und wieder kann der Senftenberger Piri den Bogen zum Mittelteil spannen. Weiterhin betörende Frische und Dampf im Mund. Keine Fettleibigkeit oder sonstige Speckröllchen. Georg Nigls Herzogberg zeigt spätestens in der Mitte, dass er aus einem ganz anderen Holz geschnitzt ist. Er ist saftig, leichte Salzigkeit. Er bricht aber leider etwas weg und bleibt an dieser Stelle ein Eigenbrötler. Punkt für Martin Nigl 2:2
Im Mund / der Abgang…
Martin Nigl hatte ich vorhin als bodenständigen Menschen beschrieben. Genau so ist der Abgang dieses Grünen Veltliners. Er ist klassisch. Leicht, fein, wieder ein bisschen Pfeffer. Er wird Millionen Österreichern schmecken. Man wird dazu ganz sicher wieder Backhendl und Wiener Schnitzel empfehlen. Gut, aber keine Überraschung. Der Veltliner von Georg Nigl holt nun unaufhaltsam auf wie ein rollender Schneeball. Seine ganze ungeschönte und raue Art der Spontanvergärung kommt voll zum Tragen. Verdammt gute Länge. Hat Biss. Hat einen sehr eigenständigen Abgang nach schwarzem Tee. Punkt für Georg Nigl 2:3
Und wie steht’s mit der Verfügbarkeit?
Martin Nigl hat Weingärten von 25 Hektar. Das ist eine ziemliche Menge, gerade für Österreich. Und so findet man Nigls Weine relativ häufig in Österreich. Mit einigem Abstand auch in Deutschland. Hingegen ist Georg Nigl ein ziemlicher Exot. Kaum auffindbar, hier wie dort. Er macht seine Weine wohl für die Nische. Und will ewiger Geheimtipp bleiben. Davon haben die Matrosen aber nichts. Punkt für Martin Nigl 3:3
Kommen wir zum Fazit…
Georg der kantige Charmeur – Martin der geschliffene Saubermann. Viel geben sich beide nicht bei 3:3. Es kommt darauf an, was man bevorzugt: den freigeistigen Punkrocker oder den Krawattenmann des Jahres. Die Matrosen haben die Wahl.
- Martin Nigl, Grüner Veltliner, Senftenberger Piri, 2010, (12,5 % Alkohol) für 12,40 Euro.
- Georg Nigl, Grüner Veltliner, Herzogberg, 2010, (12,5 % Alkohol) für 11,50 Euro.
Die Bildunterschrift auf Seite 2 „Kremstal: Hier wachsen die Champions von Martin Nigl.“ ist etwas irreführend. Das Foto dürfte den Steiner Pfaffenberg an der Grenze zur Wachau zeigen, Senftenberg ist ganz woanders …
nigl und 25 hektar – so ein blödsinn – der kauft noch aus indestens 2000000000 hektar zu und rodet das ganze scheißzeug mit der maschine!
danach kommt die reinzuchtkacke rein, wird durchgegoren und ab in die flasche und in den verkauf.
georg nigl kenn ich nicht – klingt aber sehr interessant!!
warum hat hier keiner eier und sagt was besser ist? immer diese blöde diplomatie.. seid ihr auch schon gekauft oder wie?
Ahoi Gerald, Du liegst richtig. Da hat irgendein Bildmaat in der Berliner Reederei das Bild vertauscht. Es wird passend gemacht.
Rebenmelker: Gelegentlich auch ganz befreiend diese Fäkalsprache!
Frischmaat: Noch besser als Fäkalsprache finde ich den Hinweis auf Georg Nigl. Den kannte ich nicht und ich bin mir sicher, denn kannten auch viele andere mit mir nicht.
CaptainCork: Ihr solltet mehr von diesen Vergleichen zwischen bekannten Winzern und den kleinen, weniger bekannten Leuten vorstellen, die häufig ganz guten Stoff produzieren. Ob nun diplomatisch formuliert oder nicht: Scheiß was drauf!
Niglweine (Martin) sind oft auf hohem Niveau langweilig! Der ist so ein Standard, der alles abdeckt. Immer sauber, immer nett! Ist halt ein Großerzeuger, der sich keine Sperenzchen leisten kann.
der ist nur deswegen auf so hohem niveau weil der wein pfarrer denk sein onkel ist, der hat ihn gepushed!
Rebenmelker, dieser Zusammenhang erschließt sich mir nicht ganz! Was hat der Denk mit Martin Nigl zu tun? Wenn die Weine schlecht wären, dann würde auch der göttlichste Pfarrer nix dagegen unternehmen können. Als ob die Konsumenten nur das kaufen würden, was Denk vorgibt…..
Ja, ist es: Unten das Nigl’sche Weingut (inklusive Restaurant und ein paar Zimmern), dereinst ein fürstlich Starhemberg’scher Lesehof. Oben ist die Kirche von Senftenberg zu sehen.
Da schwirren die Klischees bezüglich Martin N. nur so herum.
Ja, es stimmt, dass
… er über eine für das Kremstal große Rebfläche verfügt
… er kein Lautsprecher ist
… er von Weinpfarrer Denk gefördert wurde
Aber, was soll an all dem schlecht sein.
Und Weine macht er Jahr für Jahr großartige.
Was daran fad sein soll, ist mir absolut nicht klar.
Wir haben erst kürzlich in kleiner Runde die letzte Flasche Grüner Veltliner Privat 2005 aus meinem Keller getrunken und waren durch die Bank begeistert.
Wer diesen großen Wein noch im Keller hat und los werden möchte, möge sich bitte dringend melden.
har, har, har. Ein Screenshot von Rocky4. Iiiiiivaaaan Draaaaagooooo!!!