Kaseler Nies'chen Riesling Spätlese
Es klingt in dieser Zeit fast schon geschäftsschädigend, wenn ein Betrieb den Namen Bischöfliche Weingüter Trier trägt. Da denkt man schnell an einen verirrten Protzbischof wie den Herrn Tebartz van Elst.
Aber wie dem auch sei. Das in Trier ansässige, kircheneigene Gut gehört mit knapp 130 Hektar Rebfläche zu den größten Weinbaubetrieben in Deutschland. Und es verfügt über ein einzigartiges Portfolio an großartigen Lagen an der Mosel, der Saar und der Ruwer. Namen wie Ayler Kupp, Kanzemer Altenberg, Kaseler Nies’chen, Bernkastler Badstube oder Scharzhofberger haben einen mehr als nur guten Klang und stehen für ganz großes Riesling-Kino.
Oft wird den Bischöfen vorgeworfen, dass sie das Potenzial ihrer Lagen nicht ausschöpfen. Dennoch gibt es wohl kein Weingut in der Moselregion, welches die komplette Riesling-Klaviatur von leichten, fruchtsüßen Kabinettweinen über geschliffene trockene, mineralische Spätlesen bis hin zu hochkonzentrierten edelsüßen Spezialitäten so umfassend bespielen kann. Von dem mehr als anständigen Preis-Leistungsverhältnis mal ganz zu schweigen.
Die besseren Weine des Guts werden auf der eigenen Hefe in 1.000 Liter fassenden Moselfuderfässern aus Hunsrücker Eiche kühl und langsam ohne Reinzuchthefen vergoren. Das sorgt für lange Haltbarkeit, stabile Frucht und natürlich auch viel Schmelz. Zu jung getrunken wirken die Weine manchmal aber noch recht verschlossen.
Ich habe die trockene Riesling-Spätlese Kaseler Nies’chen (komischer Apostrof) zum auf der Haut gebratenen Zander mit Kapernreis an Rieslingschaum auf den Tisch gestellt. Und wenn man schon mal quasi geweihten Wein trinkt, darf auch die angemessene Musik nicht fehlen. So wurde die Bach-Kantate „Ich habe genug“ (in der Aufnahme mit Emma Kirkby und dem Freiburger Barockorchester) aufgelegt.
Ein Volltreffer: Herrlich feingliedrig, mineralisch und mit Anklängen von Mandarine und Limette. Dem Fisch hat’s jedenfalls großartig gefallen. Und mir auch.