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Riesburgundignon

Andreas Bedner als Tom Cruise des Leo Hillinger...
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Andreas Bender ist Winzersohn und hat allerlei gemacht im Leben, darunter auch allerlei mit Wein. Etwa eine Auftragsarbeit bei dem österreichischen Prominentenwinzer Leo Hillinger, die aber offenbar nicht so lief, wie man sich das erwartet hatte. Bender zählt zu den neuen Weinmachern der Bundesrepublik, Menschen, die nicht mehr zwingend auf eine Scholle angewiesen sind. Bender arbeitet in zwei Regionen: An der Mosel und in der Pfalz. An der Mosel bewirtschaftet er auch Eigengründe. In der Pfalz keinen einzigen Quadratmeter. Hier hat Bender Vertragswinzer und kauft zu. Und auch der Keller gehört ihm nicht.

Besitz bindet Bender. Deswegen hat er nichts. Nur seine Idee

Der Captain kennt dieses Dasein. Lange Zeit hat er seinen toskanischen Wein nicht anders gekeltert. Erst in diesem Jahr hat der Captain richtig viel eigenen Grund und Boden pachten können. Für lange Jahre. Benders Art Wein zu machen ist also dem Captain nicht fremd. Aber er kennt auch die Risiken einer solchen schlanken Wirtschaft. Man muss schneller Geld machen als der besitzende Winzer, schneller den Break-Even erreichen.

Bender gibt das auch unverblümt zu. Und ebenso unverblümt sagt er, dass er die Weine im Sinne des Konsumenten macht. Also kein Egotrip, sondern Trinkvergnügen. Nun, ganz so ist es auch nicht.

Ganz so kann es schon deswegen nicht sein, weil ein Weinmacher immer seine Persönlichkeit einfließen lassen will. Die Winzerei ist ja eine der seltenen Möglichkeiten, seine Persönlichkeit in der Landwirtschaft zu verwirklichen. 7.000 Gurkenbauern werden keine 7.000 Persönlichkeiten sein. 7.000 Winzer schon. Das ist ja das Tolle an diesem Beruf. Und deswegen sind auch die Winzer mit Abstand die klügsten und meistgebildeten Bauern.

Ganz ohne Ego geht es nicht

Der Captain liebt jene Winzer, die ihren Egotrip pflegen und unnachgiebig verfolgen. Aber trotzdem nicht vergessen, was der Konsument gerne trinkt. Manchmal muss der Weinmacher den Kopf auch ausschalten können. Und auf den Applaus der sensationssüchtigen Kritiker- und Claqueure verzichten.

Zurück zu Bender und seiner aktuellen Kollektion, die einen jungen Weinmacher spiegelt, der das letzte Drittel seines korrekten Weges durch richtiges Abzweigen angetreten hat. Sein Pfälzer Cabernet ist echt groß, die Moselrieslinge lecker.

Ganz angetan aber war der Captain von einer realtiv simplen weißen Cuvée aus Riesling (60 %), Weiburgunder (30 %) und Sauvignon (10 %). Aus der Pfalz. Einfacher Name: „Der weiße Bender“. Vorteil: Gut und günstig

Riesbugundion. Lecker und günstig

Im Glas (Schraubverschluss) ein heller, gelb strahlender Wein, angenehm wenig Alkohol (12 %), dünnflüssig, schnelldrehend. In der Nase dann sofort Paprika, weißer Pfeffer, eine leichte Rindersuppe, dann wieder Salz, Kalk, Steinobst, später verdichtend Pfirsich, junges Gras mit Kräutern, ein toskanischer Garten nach einem Novembernebel. Und auch ein Backrohr nach dem Marillenkuchen. Danach noch Schweiß. Aber kein Blut und Tränen.

Im Mund ein kompakter Wein mit schöner Säure, angenehm lecker, guter Trinkfluss („Noch´n Glas, bidde!“). Am Gaumen etwas mehr Boden als Frucht, also wenig vordergründig, aber auch wenig komplex (trotz der drei Sorten). Fazit: Ein interessanter Sommerwein, exzellent für den Pool, oder zum mediterranen Fisch. Und exzellent am späten Abend (wie der Captain weiß).

 

Datum: 26.7.2010 (Update 21.8.2014)
 

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