↓ Ähnliche Weine
↓ Ähnliche Artikel
↓
Wir befinden uns in Frankreich an der Loire. Genauer gesagt bei Didier Dagueneau im Herkunftsgebiet Pouilly Fumé.
Der berühmte Kultwinzer verkörpert die Traubensorte Sauvignon Blanc par excellence. Winzer auf der ganzen Welt orientieren sich an seiner Stilistik und versuchen, derartig fruchtig-reife und langlebige Weißweine aus dieser Rebsorte zu erzeugen.
Dagueneaus Ziel war es, die tropisch-reife Frucht aus der Materie rauszukitzeln und dabei das Terroir, also die typische Eigenheit zu erhalten. Das hat er geschafft wie kein anderer.
Bilderbuch-Rebell.
Dagueneau verunglückte 2008 tödlich. Er stürzte mit einem Ultraleichtflugzeug ab. Er war ein Draufgänger, ein impulsiver Typ, ein Enfant-Terrible. Wild gelockte Hare, ungepflegter Bart, Bandana und Schlappen – und schon hat jeder das typische Bild eines biodynamischen Winzers im Kopf, der Hörner im Boden vergräbt und die Weinberge dem gepflegtem Nichtstun überlässt. Ach ja, Dagueneau fuhr auch leidenschaftlich gerne Schlittenhunderennen.
So sehr das passen würde, Dagueneau stand zu Lebzeiten dem biodynamischen Weinbau skeptisch gegenüber. Anders als sein Typ Mensch vermuten lässt, kannte er keine Lässigkeit bei der Arbeit. Er arbeitete akribisch genau. Seine Weinberge waren bestens gepflegt. Nicht nur deshalb standen und stehen Dagueneaus Kultweine „Silex“ und „Pur Sang“ in den besten Restaurants auf den Weinkarten. Schaute man in den Keller, fand man kein Winzerchaos sondern blitzsaubere Ordnung vor.
Alter Wein in neuen Schläuchen.
Als Louis-Benjamin Dagueneau in die Fußstapfen seines exzentrischen Vaters stieg, zuckten Sommeliers und Händler weltweit zusammen. Benjamin, der – hinter vorgehaltener Hand – als wenig inspirierter Langeweiler bezeichnet wurde, soll die Geschicke der Domäne eines Genies weiterleiten, kann so jemand Kultwein?
Klar kann er das. Benjamin hat seinen Vater in den letzten Jahren seines Lebens im Weinberg intensiv begleitet und bereits damals diverse Neuerungen eingeführt und seinen Vater in punkto Akribie und sauberes Arbeiten sogar übertroffen.
Hier wird weiterhin nichts dem Zufall überlassen. In den Parzellen des Weinguts stehen Wetterstationen, die ganz genaue Daten liefern, um die Arbeitsschritte der kommenden Tage zu steuern. Und im Keller ruhen hochmoderne, zigarrenförmige Fässer aus einer Designerwerkstatt.
Die Konsequente Weiterführung des väterlichen Erbes hat sich gelohnt. Dagueneau-Weine sind weiterhin genial, darüber herrscht inzwischen Einigkeit. Der Kult um die Weine ist ungebrochen.
Der erzwungene Generationenwechsel im Hause Dagueneau hat gezeigt, dass Weine, die stark mit einer Winzerpersönlichkeit verbunden sind, auch nach dessen Tod weiter bestehen können.
Pur Sang 2007.
Der Pur Sang 2007 dürfte mit zu den letzten Weinen gehören, die noch vorwiegend Didier verantwortete. Er liegt hellgelb im Glas und funkelt abwechselnd gold-silbern. In der Nase zuerst pure Exotik. Genauer gesagt Maracuja, Kiwi und etwas Mango, später etwas nasse Kreide.
Am Gaumen geht´s mit der Exotik weiter. Wieder Mango und viel Maracuja. Eine saftige-reife Frucht und eine angenehm lebendige Säure, die einen rieslingähnlichen Charakter einbringt, strukturieren diesen Wein. Dabei bleibt der „Pur Sang“ nicht plump-fruchtig sondern wird von einer enormen Portion Mineralik erweitert.
Im Abgang klingt er mit frischem Holunder auf der Zunge aus. Insgesamt rassig und exotisch – wie der Name vermuten lässt. Trotzdem tänzelt er am Gaumen elegant wie eine Ballerina. Kurz, ein großer Wein.
Pur Sang 2010.
Benjamins Interpretation des Pur Sang bleibt voller Cremigkeit und tänzerischer Säure. Noch deutlich jung und etwas verschlossen in der Nase mit ausgeprägter Zitrusnote und etwas Kalk, deutet er am Gaumen die kommende Größe an. Konzentriert und kraftvoll, wieder mit reifer Kiwi und etwas exotischer Frucht, erstreckt sich der Wein über den ganzen Kontakt am Gaumen und klingt dabei nur ganz langsam aus. Fazit: Macht jetzt bereits Freude, entfaltet sich aber erst in 5 bis 7 Jahren zur vollen Größe.
- Didier Dagueneaus Pur Sang.
Schöner Bericht! Nachdem ich einmal den 2007er Silex getrunken hatte, habe ich mich nicht mehr getraut den doch massiven Preis für die Weine des nachfolgenden Sohnes hinzulegen. Schön zu wissen, dass er das Erbe seines Vaters hochhält.
Ja, der Silex ist nochmals eine Steigerung in Punkto „Steine trinken“ und Langlebigkeit aber dann eben nochmals auch preislich ein Treppchen höher angesiedelt.
Andererseits sind solche Weine wie von Dagueneaus oder Clos Rougeard (ebenfalls Loire), die in ihrer Kategorie Referenzweine und Leuchttürme darstellen wiederrum stets noch fair bepreist. Zumindest so, dass man sie gelegentlich gerne noch trinken kann.
so macht captain cork spaß! das schiff richtet sich wieder auf. weiter so, jungmaate!!!
@Jeder muss für sich selbst entscheiden wieviel er für Wein ausgeben möchte, ob der Preis fair ist oder nicht ist individuell zu beantworten. Für ein Weinerlebnis der faszinierenden Art sind Dagueneau-Weine perfekt. 6 Flaschen davon für den Keller? Wohl eher nicht.
Zugegeben, nach dem Artikel habe ich schon wieder einen Floh im Ohr….