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Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort. Abgeurteilt der Überseewein. Maat Mally hat ordentlich ausgeteilt. Gegen einen Weinstil, der mehr mit Getränketechnologie als mit Weinbereitung zu tun hat. Und gegen Länder und Regionen, die dafür bekannt sind, in industriellem Umfang Wein zu erzeugen. Andererseits hat Mally Beispiele gebracht, wie ihn Biodynamik und handwerklich erzeugter Wein mit den transatlantischen Gefilden versöhnen könnten. Und daran will ich anschließen.
Timo Mayer ist einer von jenen, die alles anders machen wollen. Anders als die ganze australische Weinwelt. Denn Timo Mayer ist Schwabe. Und er hat für die größten Weinfabriken gearbeitet. Jetzt macht er einen eigenen Burgunder, einen Pinot-Noir, den er schlicht Mayer nennt. Wie es in Australien gute Tradition ist. Der Nachname als Marke.
Um die Welt geflogen für Hedonisten
Der „Mayer“ ist schlicht umwerfend. Vergessen Sie für einen Moment Ökobilanz und Ecological Footprint und fragen Sie nicht, warum sie einen Burgunder trinken sollen, der burgundisch schmeckt und trotzdem extra einmal um die Welt transportiert werden muss. Sie sind doch Hedonist? Oder wollen zumindest mal einer werden. Also.
Mayer kopiert keine französischen Burgunder. Er hat einen australischen Burgunder gekeltert, der völlig eigen ist und trotzdem sein Vorbild erkennen lässt. Und das ist der klare, transparente, mineralische Pinot Noir-Stil, wie er nirgendwo sonst außerhalb des Burgunds auf Flaschen gezogen wird. Mayers knapp 2,5 Hektar wirken für deutsche Verhältnisse klein, für australische Maßstäbe sind sie nicht einmal erwähnenswert. Aber nur in diesem Rahmen kann er seine selbst auferlegten Prinzipien wahren: Handwerklich gemachte Weine zu keltern, die im Weinberg entstehen und so wenig Eingriffe wie möglich erfahren. „Wines with a point of difference“ will Mayer machen. Und macht sie. Dort im Yarra Valley, einer Weinregion, die schon dem Untergang geweiht war und erst seit den 90er Jahren wieder auflebt.
Mayer vergärt seinen Burgunder in offenen Bütten mit den Hefen aus Weinberg und Keller. Ein Teil der Ernte wird mit Stielen und Stengeln eingemaischt. Das sorgt für Struktur und kräftiges Tannin, ohne dass der Wein später zu muskulös und hart gerät. Der außergewöhnlichste Rotwein von Mayer, der „Dr. Mayer“, der leider nicht am deutschen Markt erhältlich ist, wurde sogar komplett rappenvergoren (Rappen = Stiele und Stengel).
Ein Remstaler Wahl-Burgunder aus Down-Under
Die Nase des Mayer ist reinstes Himbeerkonzentrat. Aber kein Sirup aus der Flasche, sondern getrocknete, eingeschrumpfte Himbeeren. Auch Veilchenpastillen, trockenes Unterholz, erkaltete Pfeife mit einem herzhaften Vanilletabak. Und Brombeerblätter. Der erste Schluck ist auf nüchterne Weise spektakulär. Wer die Kraft der Nase erwartet hat, wird enttäuscht. Dafür entwickelt der Wein eine feste, markante Würze am Gaumen. Schwarze Kirschen, ein wenig Karamell und nur eine Spur alkoholische Schärfe. Tannin und Säure sind beispielhaft gut eingebunden. Aber gerade die Säure, für mich das Wichtigste bei Burgundern, hat eine schöne Reife. Der Mayer ist ein Remstaler Wahl-Burgunder aus Down-Under. Mehr Globalisierung geht kaum. Mehr Pinot in Australien wohl auch nicht.
- Pinot Noir „Mayer“, Timo Mayer für 49,00 Euro
45 Euronen ist ordentlich viel Holz
… und der Wein kostet damit annähernd so viel wie vergleichbare Burgunder. Trotzdem er einmal um die Welt geschippert wurde. Kein Schnäppchen, aber eine dringende Empfehlung!