Wenn ihr einen Ausflug in die Pfalz macht und dabei durch das Örtchen Hainfeld an der Weinstraße kommen, dann solltet ihr auf Höhe des Hauses mit der Nummer 47 aufpassen. Es könnte sein, dass dort ein alter Herr und ein Hund umherschlendern und dabei nicht allzu aufmerksam sind. Denn sie sind auf dem Weg in die Weinberge: Silvanertrauben naschen.
Die liebe Familie…
Der alte Herr, das ist Adolf Borell, Senior im Weingut Borell Diehl. Er ist so etwas wie eine wandelnde Enzyklopädie des Pfälzer Weins. Schon 84 Mal hat er das Werden des Weins am Rebstock begleitet und auch wenn er nun nicht mehr selber im Weinberg arbeitet, so ist er doch andauernd irgendwo im Keller oder zwischen den Reben zu finden.
Dort arbeiten inzwischen hauptsächlich sein Schwiegersohn Thomas Diehl und sein Enkel Georg. Für die Arbeit mit den Kunden sind seine Tochter Annette und die Enkelin Katharina zuständig. Zum Mittagessen findet sich dann die ganze Familie zusammen, wenn Seniorchefin Cäcilia gekocht hat. Trautes Heim, Glück allein.
Selbstbewusster Name.
Aber lassen wir die Familie mal eben in Ruhe zu Mittag essen und werfen einen Blick in ihre Weinberge. Dort steht natürlich viel Riesling. Wen wundert’s, wir sind schließlich in der Pfalz. Wir finden natürlich auch traditionsreiche Sorten wie den Grünen Silvaner und Müller-Thurgau, außerdem Sauvignon Blanc und Gewürztraminer.
Aber uns interessieren heute ja mehr die roten Sorten. Da stehen die Exoten St. Laurent und Schwarzriesling neben den internationalen Sorten Merlot und Cabernet Sauvignon.
Der Wein, der seinen Weg zu uns gefunden hat, ist eine Cuvée aus den Rebsorten Spätburgunder, Merlot und Regent. Der Name, der auf dem Etikett prangt lautet Prachtkerl. Das ist entweder selbstironisch oder selbstbewusst. Wahrscheinlich beides. Egal, wir werden ja sehen, wie prächtig uns der Wein gleich schmeckt.
Wunderbar saftig.
Im Glas schimmert der Tropfen im mittelkräftigen Rubinrot. In der Nase glänzt er mit Aromen verschiedener dunkler und roter Früchte: Schwarzkirsche, Schlehdorn, Maulbeere und etwas Johannisbeere, alle schön reif. So geht es am Gaumen weiter, der hält, was der ertwas angeberische Weinname verspricht.
Die Früchte schmecken wie zum perfekten Zeitpunkt geerntet, da ist nichts zu grün, nichts überreif. Eine wunderbare Saftigkeit zieht sich über die Zunge, gleitet den Gaumen entlang und macht auch im Abgang noch Freude. Die Säure ist spürbar, aber dabei gut eingebunden – das gleiche gilt für die 13,5 Volumenprozent Alkohol.
Einfach nur schön trinken.
Nein, dieser Tropfen ist kein großer Wein. Das will er aber auch gar nicht sein. Er macht schlicht Freude und das sowohl dem ambitionierten Weinfreund als auch dem Gelegenheitstrinker. Für einen ungezwungenen Abend mit ein paar Freunden ist das wahrlich ein Prachtkerl. Am liebsten würden wir eine unkomplizierte Wurst-Käse-Platte dazu essen.