In unseren Landen ist kein Muskatellerboom auszunehmen. Das ginge auch gar nicht, denn die Anbaufläche des Muskateller hat sich eher reduziert als verbreitert.
Und als Massengetränk ist uns der Muskateller nur als Moscato d’Asti bekannt, der von einigen renommierten piemonteser Herstellern auch als qualitativ hochwertiger und stets vergnüglicher Dessertwein gekeltert wird. Der Captain liebt den süßen Spritzer.
Viele Muskateller sind in Vergessenheit geraten. Auch dort, wo sie traditionell noch immer heimisch sind, etwa der Südsteiermark. Dort wird der Muskateller vor allem als leichter Trinkwein ausgebaut und schnell abgefüllt. Und er ist kein unbedingter Renner. Man will die Sorte eher aus dem Programm haben, wie einst den Grünen Silvaner.
Dabei stand der Muskateller früher zahlreich auch in berühmten Anbaugebieten. Etwa in der österreichischen Wachau, bekannt für mitunter sensationelle Veltliner und ein paar der besten Rieslinge des Landes. Für jene mussten in den letzten zehn Jahren viele Muskateller-Rebstöcke weichen.
Der Captain het einen der letzten großen Muskateller-Klassiker aufgetan. Es ist der Gelbe Muskateller von Emmerich Knoll aus Unterloiben. Knolls Weine stehen seit jeher für einen eher robusten und delikaten Weinstil, der die Aromen nicht scheut. Der Gelbe Muskateller ist in solchen Händen gut aufgehoben.
In der Nase zuerst der erwartete kräutrige Ton. Aber nicht als Limonade, sondern eher als leicht angetrockneter Strauß gepflückter Sommerwiese. Danach viel Aprikose und etwas Ananas und Litschi. Als Kompott. Wieder dahinter der Duft einer kalten Porzellankammer und auch Birne. Dann sogar Zitronengras.
Im Mund sehr cremig und kräftig. Auf der Zunge sind vor allem die Früchte präsent: Ananas, Zitrone, wieder Aprikose. Und auch etwas Pfirsich, der sich aber bald verflüchtigt.
Der Captain hat die Flasche ausgetrunken, ohne einen Bissen zu essen. Was sicher ein Fehler war.
Es gibt auch guten Muskateller aus D., sogar aus 2010, das zumindest für Aromarebsorten meiner Meinung nach nicht so schlecht war. Meine Empfehlung: Weingut Meiser, Muskateller 2010, Rheinhessen, ca. 8,50 € im Fachhandel.
Naja, Muskateller auf dem Rückzug? Wo hast denn das her? In Berlin vielleicht. In Wien DER Renner der letzten Jahre als Aperitif. Längst wieder aus dem Junker heraus und in eigene Flaschen gefüllt. Anbaufläche ist in den letzten Jahren sogar gestiegen, von Steiermark bis Weinviertel. Gerade die Youngsters trinken das gern, genauso wie auch wieder Sämling, weil es ein guter Einstiegswein ist – nach süsslichen Mischgetränken.
Aber mit dem FX-Muskateller hast recht, schad drum.
Achja – Korrektor-Modus ein: Die Dürnsteiner schreiben sich mit Umlaut, nicht französisch, also Domäne nicht Domaine. Korrektor-Modus aus.
Vielleicht sollte man sich für solche Aussagen weniger auf subjektives Empfinden und mehr auf Recherche verlassen:
„In unseren Breitengraden ist kein Muskatellerboom auszunehmen, kann auch gar nicht, denn die Anbaufläche des Muskateller hat sich eher reduziert als verbreitert.“
Muskatellerfläche in Deutschland gemäß
http://de.wikipedia.org/wiki/Weinbau_in_Deutschland#Rebsorten:
2001: 94 ha – 2008: 174 ha (+85%)
Muskatellerfläche in Österreich gemäß
http://www.statistik-austria.at/web_de/statistiken/land_und_forstwirtschaft/agrarstruktur_flaechen_ertraege/wein/index.html (Weingartengrunderhebung 2009)
1999: 143 ha – 2009: 492 ha (+244%)
Da die meisten Weinbauern, die heutzutage Weingärten auspflanzen dies nicht unbedingt im großen Stil gegen den Markttrend tun, ist nicht unbedingt davon auszugehen, dass der Muskateller „nicht unbedingt ein Renner ist und man die Sorte eher aus dem Programm haben will“.
Komisch.
Zuest Federspiel predigen und dann Smaragd trinken…
Und das elegante Ablenken durch das Eröffnen neuer „Baustellen“, von denen in der ebenso klaren wie falschen Originalaussage im Artikel nicht die geringste Rede ist („richtigen Qualitätsweinbereich“) ist offensichtlich die Methode derer, die um der pointierten Formulierung willen gerne mal die Realität ausblenden.
BTW: Schon mal Hintergrundgespräche mit Rebveredlern über die Nachfrage nach Muskateller- und Muskat-Reben geführt?
Und auch schon mal die Aussagen von einzelnen Winzern bezüglich internationaler Rebsorten mit der Rebflächenentwicklung von Cabernet und vor allem Merlot verglichen? Um z.B. deren Aussagekraft für die ganze Branche einschätzen zu können?
Gelber Muskateller ist ein wirklich schöner Wein, der auch im Alter was hermachen kann (letztes Jahr einen 2000’er getrunken und flach gelegen). Bin aber kein Fan mehr von Maischestandzeiten egal bei welchen Weinen, unnötiges Kühlen dann wieder aufwärmen für die Gärung, eine eigentlich künstliche Taninauslaugung die man ja nicht haben will und mit viel Chemie wieder kellertechnisch entfernen muss. Warum kompliziert wenns auch einfach geht?
Grandiose Muskateller gab es früher unter Hans Günter Schwarz bei Müller-Catoir, gelungene Exemplare sind aber selten geworden. Zu oft geraten die Weine zu einem Moscato-d’Asti-ähnlichen Getränk, bei dem man lediglich die Kohlensäure etwas zurückgenommen hat. Die Sorte kann mehr und hat, wenn man’s richtig macht, auch Reifepotenzial. So waren von Müller-Catoir aus der Schwarz-Ära vor rund dreieinhalb Jahren
1993er Haardter Bürgergarten
Gelber Muskateller Kabinett trocken
A. P. Nr. 5174079 18 94
und
2001er Haardter Bürgergarten
Muskateller Kabinett trocken
A. P. Nr. 5174079 8 02
noch bestens in Schuss. Der
1993er Haardter Bürgergarten
Gelber Muskateller Eiswein
A. P. Nr. 5174079 2 94
ist einfach nur ein Gedicht. Punkte? 87/90/97.
kann in deutschland nur den muskateller von ökonomierat rebholz empfehlen!!! und komisch, ich arbeite seit 20 jahren mit wein und konnte gerade in den letzten jahren einen extremen anstieg im verkauf feststellen, vor allem wenn man genug anbieten kann weil man genug vorbestellt hat bei den jeweiligen winzern. gelber muskateller ist schneller ausverkauft als jede andere rebsorte. von rückgang ist auch heuer nix zu spüren. aber wenns geschrieben steht im internet wirds schon stimmen.
ja, um den fx ist es schade, aber veständlich in den augen des winzers der eben die guten lagen hat und aus veltliner oder riesling mehr erwirtschaften kann.
Rebholz nicht vergessen. Der 2009 ist in jeder Hinsicht gut
Das mit dem „als erster Wein ausverkauft“ haben mir jetzt einige Winzer und Weinhändler auch bestätigt. Weinflächen wachsen – zumindest in Österreich – nach wie vor bei der Sorte, umveredelt darauf wird auch nach wie vor.
Haltbarkeit, Reife: Ich durfte mehrmals beim Melcher auf Schloss Gamlitz mit dem „Alten Fritz“, wie er liebevol bespitznamt wird, also dem Vater, Muskateller aus den 1960ern und 1970ern trinken, die waren ganz wunderbar, halten also ganz tadellos -und zwar sowohl restsüsse als auch trocken durchgegorene Exemplare.
Ich würd’s mal so sagen: in der Vergangenheit, und da gerade in der Steiermark, hat man sehr gut mit Muskateller verdient, das war und ist der SchickiMicki-Apero in vielen Edelkneipen. Freilich nicht ganz billig, auch ab Hof. Und das hat man auch in NÖ erkannt, ähnliche Qualitäten für weniger Geld angeboten. Fazit: in der Steiermark nicht mehr der große Renner (wozu auch, man hat ja weiterhin Sauvignon), gesamthaft aber keinesfalls rückläufig. Erst unlängst hab‘ ich in Wien im Sinohouse einen wunderbaren Muskateller aus Dross getrunken.
ok. so, wie pivu schreibt, machts sinn. die – inzwischen ziemlich hochpreisigen steirer – wollen noch mehr verdienen und kriegen mehr Kohle für den SB. gut. sollen sie, wenn es bezahlt wird. In der Zwischenzeit machen die Niederösterreicher damit weniger, aber gutes Geld. Mehr als für Rivaner etc. also lösen sie die Steirer beim Apero ab…
… und diese Nische ist die des anspruchlosen Pausenclowns. Wer (auch als Winzer) behauptet, die Sorte hätte nur begrenztes Potenzial, hat von ihr keinerlei Ahnung. Wahrscheinlich haben diese Herren aus der Sankt-Eiermark noch nie einen echten Spitzenwein aus der Sorte im Glas gehabt. Aber woher soll der auch kommen, wenn er nur als Randprodukt angesehen und in Weinberg und Keller von vorne herein auch so behandelt wird?
Herr Elflein, Sie haben sachlich vermutlich Recht – aber Geschmacksdifferenzierungsvermögen und Erfahrung zählen halt wenig, wenn es darum geht, den Wein umsatzmaximierend zu verkaufen. Da macht es dann die Masse, nicht der Liebhaber. Aller Orten ist das so – mehr als Kummer bleibt nicht.