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Nahe: Sag nitz zu Racknitz

Ein Weingut mit guter Stimmung. (Foto: v.Racknitz)
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Diesen Riesling von Racknitz kenne ich. Erst letzte Woche wurde eine Flasche davon vertilgt. Ohne zu merken, dass die Flasche flott leer war. Ohne sich Notizen gemacht zu haben. Das ist dumm, wenn man über ihn schreiben will. Da ärgert man sich, dass 0,75 Liter halt nur 0,75 Liter sind. Einzig und allein mächtig Eindruck hat er hinterlassen. Dieser eine Wein.

Ein Riesling Niederhaeuser Klamm. Weingut von Racknitz. Weinanbaugebiet Nahe. Eine gesunde zart gelbe Farbe hat er. Eine durchdringende, sehr eigenstaendige Nase, die sofort Aufmerksamkeit auf sich zieht. Eine ordentliche Portion getrockneter Kraeuter zeigt sie. Dazu etwas Frühlingsbrennessel und viel Eisenkrauttee. Eine wundervolle rauchige Mineralik – zusammen mit dieser schlanken, steinobstartigen Frucht hat dieser Riesling eine wunderbare Spannung und Tiefe, die ihn jetzt schon auf den Punkt kommen lässt. Mehr Reife kann er haben, braucht der Niederhäuser Klamm aber nicht. Ich kann es nicht mehr hoeren, aber Spontanvergaerung ist auch drin. Machen ja irgendwie alle.

Von Racknitz. Ein junges, altes Weingut von der mittleren Nahe. Jung, da erst 2003 wiederbelebt. Alte Wurzeln, neue Köpfe. So war es damals bei Matthias Adams und Luise von Racknitz-Adams. Es ist eines dieser Weingüter von Seiteneinsteigern, die immer wieder soviel frischen Wind die Weinszene bringen. Und über die man immer häufiger stolpert. Oft von Leuten aufgezogen, die schon früh genug Geld angehäuft haben, um sich ein Leben als Winzer aufzubauen. Oder schon früh genug so viel geackert haben, dass sie sich, vom harten Business durchgebrannt, in ein Weingut einheirateten.

Tradition verpflichtet – und macht träge

Die Impulse solcher Weingüter der Quereinsteiger dürfen nicht unterschätzt werden. Sie bringen einen ganz undogmatischeren Ansatz hervor. Und sind flexibeler. Anders als bei alteingesessenen Betrieben, dessen Traditionen schwer auf den Schultern lastet und sie manchmal unbeweglich werden lässt. Tradition verpflichtet eben. Und Verpflichtungen hat man als junges Weingut kaum.

Quereinsteiger wie Matthias Adams und Luise von Racknitz-Adams sind begeisterte Weinliebhaber, die genau wissen, in welche Richtung ihr Wein entsprechen soll. Für glattpolierte Weine sind sie nicht zu haben. Freilich hapert es besonders zu Anfang mit der Umsetzung der Selbstvorgaben. Mangels Know-How oder was auch immer. Das Weingut von Racknitz holt in diesem Fall Rat von Winzern wie Clemens Busch oder Holger Koch. Die Winzerschaft scheint in dieser Beziehung nicht sonderlich mit den Ellenbogen zu arbeiten. Man kennt sich – man hilft sich. Wer Fragen hat, den werden sie beantwortet. Das ist Solidarität. Und so baut sich mit ihr eine ganz neue Garde von Winzern auf.

Die Nahe – ein ziemliches Durcheinander

Racknitz von der Nahe. Dieser unscheinbare kleine Fluss, der wegen seiner Schlichtheit noch nicht einmal groß zur Imagebildung taugt. Eine sehr heterogene Weinbauregion. Alles verteilt auf viele kleine Inseln des Weinbaus und räumlich ziemlich auseinandergerissen. Geologisch herrscht ziemliches Durcheinander. Quarz und Schieferboden, Lehm- und Löss. Porphyr, Melaphyr an der mittleren Nahe. Daher ist diese Region eigentlich kaum richtig einzuordnen ins Kollektivgedächtnis der Weintrinker. Immer etwas Nebenschauplatz.

Und doch ist die Region Nahe in den letzten Jahren eine feste Grösse geworden. Regelmäßig kommen von dort die besten Rieslinge Deutschlands. Dönnhoff, Diel, Schäfer-Fröhlich und wie sie alle heißen. Da sind sich ausnahmsweise einmal alle deutschen Weinführer einig: für den Riesling ist die Region Nahe alles andere als ein Nebenschauplatz. Es ist Deutschlands Spitze. Zumindest eine davon.

 

Datum: 11.10.2011 (Update 17.9.2014)
 

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