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Jenseits von Afrika

Zwischen den Rebstöcken von Muratie.
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Eine verliebte Sklavin am Kap, ein deutscher Frauenheld und eine über 300 Jahre alte Eiche. Das alles steht hinter einem günstigen Shiraz, den man sogar zu einem feinen Dinner servieren kann.
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Eigentlich müsste man sofort ganz schnell zu diesem Wein kommen. Aber die Story behind ze Weingut ist einfach zu gut.

Mit der Liebe zu einer Sklavin fing alles an.

Laurens Camphor, niederländischer Soldat am Kap, verliebte sich in Andela van de Caab, beschloss sich niederzulassen und bakam 1658 am Fuße des Simonsberges vom Gouverneur ein Stück Land zugeteilt. Jahrelang besuchte er die Geliebte, zeugte drei Kinder mit ihr, bis sie vermutlich 1699 freikam und heiraten durfte. Eingedenk dieses Glücks pflanzten die beiden am Tag ihrer Hochzeit einen Eichenbaum, der heute noch steht.

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Voilá – wir befinden uns im Weingut Muratie Estate, das mit einer eindrucksvollen Geschichte aufwarten kann, zu der auch ein deutscher Lebemann gehört.

Aber auch die Weine haben es in sich. Und das ist nicht einfach so dahingeschrieben. Ich kostete den Shiraz, benannt nach Ronnie Melck (2011 verstorben) aus der Eigentümerfamilie Melck, die seit 10 (!) Generationen das Weingut bewirtschaftet – nur kurz unterbrochen von einem Intermezzo namens Georg Paul Canitz, deutscher Maler, Weiberheld und ganz nebenbei der erste, der die Rebsorte Pinot Noir in Südafrika anpflanzte.

Sorry, ich schweife schon wieder in die Geschichte ab. Aber die ist auch zu faszinierend.

Dieser Shiraz mit stolzen 14 Volumenprozent Alkohol dringt würzig und schwer in meine Nasenlöcher ein. Es duftet rotbeerig nach Schwarzkirsche, Schlehdorn und ganz weit weg etwas Zigarre. Wie ein schwerer, samtiger Vorhang.

Das ist vermutlich wieder so ein Gag wie bei vielen anderen günstigeren Weinen, die auf dicke Hose machen. Mal sehen.

Sorry, ich komme nochmal auf die Geschichte zu sprechen. Der erste Melck in Südafrika kam ebenfalls als Soldat der Niederländischen Westindien-Kompanie über verschlungene Wege aus dem ostpreußischen Memel (heute Klaipeda in Litauen) ans Kap und kaufte 1763 Muratie, das damals noch De Driesprong hieß. Hier könnt ihr seine ganze Story nachlesen.

Jetzt bleibe ich aber beim Wein. Kann der Stoff im Mund halten, was die Nase verspricht? Er kann.

Ich schmecke angenehme rote Beeren. Aber nicht von der fruchtig-gefälligen Sorte, sondern vornehm und etwas sperrig. Das kommt wohl daher, dass der Wein genügend Tannine mitbringt, die ihm ein Gerüst geben. Und trotzdem ist da nichts, was die Backen zusammenzieht. Der hat echt Struktur. So etwas findet man in dieser Preisklasse nicht oft.

Hier walten Kraft und Sensibilität. Und ein großes Loch, das nach sehr gutem Essen schreit. Ja, dieser Wein ist ganz klar ein Esswein. Und kann ruhig auch zu einem deftigen Dinner serviert werden, denn er steht wie eine Eins.

 

Datum: 22.4.2018
 

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