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Movietime: Coppolas 2. Karriere

Filmszene aus "Der Pate". Ohne seinen Wein ginge es Coppola langsam an den Kragen.
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Obermaat Clemens Mally, immer schon Feind stilisierter Weine, trank die beiden Hauptweine des Weinimperiums von Filmgenie Francis Ford Coppola („Der Pate"). Und findet kein Happy End.
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Um Francis Ford Coppola ist es in den letzten Jahren leiser geworden. Der manische Macher des „Paten“ und „Apocalypse Now“ liefert als Regisseur (6 Oscars!) keine Highlights mehr, wie er selbst neulich in einem aufschlussreichen Interview zugab.

Wenigstens seine Tochter Sofia, der Coppola auch einen Roséwein gewidmet hat, verwaltet das cineastische Erbe des Vater würdig und schafft filmische Kunstwerke von berührender Schönheit, die auch Kasse machen:

Francis Ford C. muss jedoch nicht am Hungertuch nagen, auch wenn seine jüngeren Filme kein Geld einspielen. Coppola ist nämlich auch Weinproduzent. Inzwischen sogar im Hauptberuf. Und aus seinem Weingut stammt das Geld, mit dem er sich seine intellektuelle Leidenschaft leistet: das Schreiben erfolgloser Drehbücher für Filme, die später genauso erfolglos produziert werden.

Ich will hier auf keinen Fall sagen, dass die Weine von Coppolas Gut Rubicon Estate und des Coppola-Weinimperiums insgesamt schlecht sind. Sie sind sogar gutes Entertainment à la Hollywood. Und Hollywood bietet für Geld ordentliche Unterhaltung. So ähnlich ist es beim Rubicon, dem Flagschiff-Wein von Coppolas Konzern mit seinem irren Output.

Nachdem es soviel Weine von F. F. Coppola gibt, will ich mich hier auf jene 2 Top-Produkte beschränken, deren Trauben aus den gutseigenen Weingärten von Rubicon Estate (über 100 Hektar Anbaufläche) kommen. Coppola erwarb die erste Hälfte seines Guts 1979. Die zweite folgte in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts und vor ein paar Jahren kamen noch mal ein paar Hektar dazu.

Coppolas „Rubicon“ sind eigentlich zwei Weine – eine Cuvée auf Cabernet Sauvignon-Basis und der günstigere „Rubicon Cask“, der ebenfalls in erster Linie aus Cabernet Sauvignon besteht.

Wie sehr der Rubicon Cask die kitschig-billige Seite Hollywoods vertritt, erahnt man gleich, wenn man ein bisschen von seinem Dunst einatmet. Er versprüht den übertriebenen Esprit von Barriquefässern aus amerikanischer Eiche. Ich spüre eine laute und billig anmutende Aromatik, die an Kokosnuss, Vanille und Süßigkeiten erinnert, welche in alten Kinosälen an den Sesseln klebt.

Ein aufdringlicher Wein, der viel vorgaukelt. Besonders, wenn man ihn das erste Mal in den Mund nimmt. Da ist er vorne ganz laut um hinten stumm zu verhallen. Trotzdem muss man anerkennen, dass man mit dem Cask einiges Volumen im Glas hat. Aber eben auch nicht mehr.

Beim Rubicon, der gleich ungefähr das doppelte kostet, ist das etwas anders. Die billigen, nuttigen amerikanischen Holzfässer tauschte man hier gegen französische Gebinde ein. Sonst blieb alles weitgehend so, wie es auch beim Cask ist. Aber für 160 Euro? Nee…

Allerdings kommt die edle Würze der hochwertigeren französischen Fässer bei ihm auf eindrucksvolle Weise zum Vorschein. Man vernimmt dezente Aromen von Kaffee und Schokolade. Die Erscheinung des Weins insgesamt ist weniger aufdringlich. Da finden sich dunkle Frucht und dezentes (leider schon sehr mürbes) Tannin. Aber auch dieser Wein lebt von seiner vordergründigen Substanz und gaukelt durch seine vorhandene Restsüße Größe vor.

Beide Weine sind Napa Valley. Sie vertreten ihre Region, wie vieles, was man von dort kennt. Ganz ohne auf das gängige Terroir einzugehen.

Fazit: kostet man diese Weine, käme man nie auf die Idee, dass sie die geistige Schöpfung eines genialen Kreativlings sind. Es sind Weine, wie sie im Napa Valley meistens schmecken. Sie haben eine betont dunkle Frucht, kaum Säure und mürben, runden Gerbstoff. Dazu noch eine ordentliche Ladung Holz. Das reicht, um Verkostungen zu gewinnen und den einen oder anderen Weinkritiker zu beeindrucken.

Sie sind brav und austauschbar, entsprechen dem standardisierten, sterilen Bild von Weinen, die von studierten Önologen und Beratern geschaffen werden. Perfekte Rebensäfte, die auf den demografischen Geschmack der gehobenen Einkommensschichten weltweit zugeschnitten sind.

Coppola als Regisseur war genial. Das Geheimnis für sein finanziell erfolgreiches Weinschaffen ist allerdings nicht die Qualität, die er in die Flasche bringt. Sondern ganz alleine sein filmisches Werk. Wie er das hinbekommen hat – dafür kann man ihn bewundern.

  • Rubicon Cask 2006, 14% Alkohol, für 79,90 Euro.
  • Rubicon 2004 mit 15 % Alkohol für 159,90.
 

Datum: 24.8.2011 (Update 9.9.2014)
 

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