X
Newsletter
X
X
Login
Passwort vergessen?


Konto erstellen

Die fette Beere aus Montsant

Mein Name ist Tempranillo.
Kommentare
Ähnliche Weine
Ähnliche Artikel
Jüngere Weintester rümpfen die Nase über Aromen von eingekochten Beeren - ganz uncool! Aber manchmal macht genau das am meisten Spaß. Wie dieser fettfruchtige Spanier.
Anzeige

Wie ein Ring umschließt das relativ junge Weinbaugebiet Montsant das ehrwürdige Priorat in Katalonien.

Früher gehörte Montsant zur Weinregion Terragona. Aber das ärgerte einige Winzer, die stolz auf ihre charaktervollen Qualitätsweine waren, sodass sie eine Lobby-Initiative starteten, bis sie ihre eigene D.O. (Herkunfsbezeichnung = Denominación de Origen) hatten.

Heute wird das Montasant eher in einem Atemzug mit dem teuren Priorat genannt, wo unglaublich dichte, tiefdunkle Rotweine herkommen, deren Reben sich in den trockenen, schieferhältigen Boden krallen.

Aber was ist das besondere an Montsant?

Vor allem die geologische Vielfalt und die hohen Lagen machen die Region für ehrgeizige Winzer interessant. Schiefer, Kalk, Granit und Kiesel erlauben den Ausbau unterschieldichster Prägungen.

Fazit: es gibt nicht DEN fruchtig-würzigen und körperreichen Montsant-Wein. Sondern viele.

Mal mineralisch, mal weniger mineralisch. Mal cool, mal weniger cool.

Angebaut werden die roten Sorten Garnacha, Cariñena, Cabernet Sauvignon, Mazuelo, Syrah und Tempranillo und die weißen Trauben Garnacha Blanca und Macabeo.

Genug der Vorrede. Ich habe den Lo Patinet von den Bodegas Abanico, die Weingüter in ganz Spanien betreiben, aufgemacht.

Eine rote Cuvée aus den Sorten Cabernet Sauvignon, Carignan, Garnacha und Syrah. Alkohol: 14,5% Umdrehungen.

Das Flachenetikett ist hübsch gestaltet. Typisch katalanisch. Hier bemüht man sich sehr, ein modernes Erscheinungsbild abzugeben.

Erst neulich verkostete ich einen gar nicht fetten aber intensiven Tempranillo aus derselben Unternehmensgruppe. Der kam aus dem Anbaugebiet Toro, also von ganz woanders. Dieser Rotwein hier kann unterschiedlicher nicht sein. Lest selbst:

Roter Toro: frisches, weiches Spanien.

Jetzt aber zu meinem Lo Patinet im Glas.

In der Nase volle Beerenfruchtaromatik. Schwaden sehr reifer und süßlicher Beerenfrüchte wabern empor, dazwischen dezente Noten von einem Kavalierstart auf heißem Asphalt.

Vroooommm, quiiieeeeeetsch!

Im Mund okkupiert sofort ein extrem fruchtiger Körper alle Sinne, Widerstand ist zwecklos.

Ich schmecke eingekochte Heidelbeere, dunkle Schokolade, etwas Teer. Ein bisschen Säure kitzelt den Gaumen, gerade genug, um diesen Wein nicht als Flüssigkonfitüre durchgehen zu lassen. Aber die Tannine tun ihren Job.

Und der heißt: Kleidet diesen torkelnden Fettsack in edlen Samt, macht einen Herren aus ihm und seht zu, dass er bei Tisch vor den feinen Leuten eine ordentliche Figur abgibt.

Noch Fragen? Ja, Essen: Ich empfehle ein deftiges Rindsgulasch oder was vom Wildschwein.

 

Datum: 23.4.2018 (Update 12.5.2018)
 

Ähnliche Weine

 

Ähnliche Artikel