In den letzten Jahren war die Frage nach dem richtigen Flaschenverschluss ein großes und vieldiskutiertes Thema in der Weinwelt.
Kork oder Schrauber? Darüber wurde mit teilweise religiösem Eifer debattiert. Aber das Thema ist noch viel älter als die Debatten der letzten Jahre. Bereits vor 50 Jahren wurde der Schraubverschluss als Lösung für die Zukunft gesehen*. Und wenn dieses Thema seit 50 Jahren aktuell ist, dann wird ein weiterer Beitrag doch noch in Ordnung sein, oder?
Mir geht es heute nicht um den Verschluss im Allgemeinen. Mich bewegt der Schraubverschluss im Einsatz bei Rotweinen. Hier hab ich ein sehr gespaltenes Verhältnis. Ich hätte gerne, dass die Verschlussfrage umgekehrt gelöst würde. Umgekehrt? Ich erkläre es gerne.
Australien hat die Nase vorn.
In Australien wird der Schraubverschluss seit langer Zeit eingesetzt. Das hat einen recht einfachen Grund. Es ist aufwendig, Korken aus Europa nach Australien zu transportieren. Somit bot sich der Schraubverschluss früh als Alternative an und setzte sich durch. Mittlerweile auch bei Topweinen.
Durch die frühe Nutzung des Schraubers hat man auch eine Menge wissenschaftliche Daten zum Thema gesammelt. Um es kurz zu machen, Wein reift besser und langsamer unter dem Schraubverschluss als unter Kork. Und die Zahl der Weinfehler ist kleiner.
Große Weine = Schrauber, kleine Weine = Kork.
Deshalb verstehe ich nicht, dass noch immer die allermeisten großen Weine, die für viele Jahre – teilweise Jahrzehnte – weggelegt werden, mit dem unberechenbaren Korken verschlossen werden.
Andererseits werden Rotweine, die der Konsument direkt nach dem Kauf trinken soll, mit Schraubverschlüssen versehen. Diese Weine sind geleert, bevor sie sich entwickeln können. Mit Korken hätten sie rasch jene Harmonie entwickelt, die ihnen unter dem Schraubverschluss abgeht.
Ich habe mehrfach erlebt, wie unterschiedlich sich der gleiche Wein unter beiden Verschlüssen entwickelt hat. Jung zu trinkende Rotweine profitieren unheimlich von Korken. Rotweine mit großem Lagerpotential sollten jedoch mit Schraubern verschlossen werden.
G.A.M. von Frank Mitolo.
Wie schwierig und gleichzeitig sinnvoll es ist, große Rotweine mit einem Schraubverschluss zu versehen, möchte ich anhand eines australischen Rotweins zeigen. Der G.A.M. von Frank Mitolo aus dem südlich von Adelaide gelegenen Anbaugebiet McLaren Vale. Jahrgang: 2010. Dieser Wein wurde nach den Vornamen der Kinder von Mitolo benannt: Gemma, Alexander und Marco.
In dieser von maritimem Klima und Sand, Lehm und Ton Böden geprägten Region entstehen gehaltvolle Weine. Besonders die Rhône-Rebsorten Grenache, Syrah (heißt in Australien Shiraz) und Mourvèdre geraten hier vorzüglich. Der Vorwurf, die Weine der Region seien Alkoholbomben, ist auf dem Papier korrekt. Im Glas merkt man nicht nur in diesem Fall, wie falsch das ist.
Steak, Zigarre, Autoreifen.
Wie zeigt sich nun dieser Wein unter dem Schraubverschluss? Wenn man den G.A.M. nach dem Öffnen trinkt, stellt man schnell fest, dass dieser noch überraschend ungestüm und wild ist. Ich schmecke Porterhousesteaks auf einem Holzkohlegrill, eine Zigarrenlounge, das Lager eines Reifenhändlers.
In seiner ganzen Kraft ist dieser Shiraz nur mit einem Steak zu trinken. Es ist sofort klar, dieser Wein ist viel zu jung. Fast wie frisch gefüllt. Unter Kork hätte er sich jetzt schon deutlich harmonischer gegeben.
Lässt man ihn dann aber einfach mal eine Woche in der Ecke stehen, dann bekommt man einen ganz anderen Eindruck.
Nach 1 Woche Schwarzkirschen, Pflaumenkompott, Waldbeermarmelade.
Auf einmal tritt die Vielschichtigkeit dieses Weins in den Vordergrund. Noch immer erinnert er an das erste Angrillen des Jahres. Aber jetzt so charmant wie das für Shiraz üblich ist. Die Frucht kommt in ihrer ganzen Vielfalt hervor. Frische Schwarzkirschen, Pflaumenkompott und eine selbstgemachte Waldbeermarmelade.
Dazu kommt eine kühlende, ätherische Note, die mich an Minze erinnert. Ich fühle mich wie bei einem Barbecue in den sanften Hügeln des McLaren Vale, eine leichte Meeresbrise weht von Aldinga Beach herüber.
Dabei zeigt sich der Wein von einer Dichte, mit jugendlichen Tanninen und einer erfrischenden, feinen Säure, dass man sofort spürt, wie viel Zeit dieser Wein noch verträgt. Denn dies ist ein großer Wein. Ein Wein, den man zur Geburt eines Kindes kauft und bis zum 18. Geburtstag weglegt. Dann ist er dank des Schraubverschlusses perfekt gereift.
Schrauber für die großen Rotweine. Korken für die einfachen, jung zu trinkenden Flaschen. Unsere Kinder werden es uns danken.
Ich sehe vor mir Gäste an einem Tisch im ***Sterne-Restaurant und einen Sommelier, der ihren 300 Euro-Wein mit einem Knirschen öffnet und den Blechverschluss diskret in der Tasche verschwinden lässt…
Ich sehe die gleiche Szene und den Blick des Sommeliers, der die 300 Euro-Flasche wegen eines Korkfehlers wieder mitnimmt.
Ich habe nix dagegen, ein leichtes Knirschen zu hören; das alternative „Plopp“ ist ohnehin verpönt.
Die Schrauber sind schick und aufwendig auszuführen, wie beim Discounter-Liter darf das nicht sein.
schon seit Stunden online und noch keine wilde Debatte? Die Weinszene ist auch nicht mehr was sie mal war …. oder liegt es an Ostern?
Wilde Debatte?
Ganz einfach.
Pure Langeweile.
Alles hat man jahrelang rauf und runter diskutiert auch in den Foren.
Darum haben auch selbst die heute kein Leben mehr drin,ausgenommen Reklame und Selbstverlinkungen.
Und die besonders Streitbaren sind auch ins Alter gekommen und vielleicht ja auch altersmilde.
bin leider mangels entsprechenden Vorrates nicht spontan in der Lage, die dargelegten Thesen zu überprüfen. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass der Schrauber bei hochwertigeren Weinen seine Berechtigung hat. Mir sind einfach auch schon häufig Korkfehler untergekommen – meist, wenn ich besondere Vorfreude hatte…
Eine Alternative gerät mir bei der obigen Betrachtung aber aus dem Blick: der Glasstopfen!
Wie verhält sich denn der Glasverschluss im Bezug auf Entwicklung und Alterungsprozess des Weines? Stilistisch empfinde ich einen ästhetisch gemachten gläsernen Schließer als eine absolut akzeptable Alternative zum korkigen Klassiker.
Wer eine These öffentlich publiziert sollte diese auch begründen… – warum reifen (Rot)Weine deiner Meinung nach besser im Schrauber? Fehlende Oxidation? Gerade die (minimale) Oxidation durch den Kork trägt ja zur Reifung bei…
Und Entschuldigung: „Lager eines Reifenhändlers“ gehört für mich in die Kategorie „feuchter Fuchsbau“ – das will niemand hören, geschweige denn trinken 😉
Es geht nicht um fehlende Oxidation. Für eine optimale Reifung von Weinen reicht der sich im Flaschenhals befindliche Sauerstoff völlig aus. Hierbei muss natürlich bei der Verwendung eines Schraubverschlusses, welcher im Gegensatz zum Korken ein außenverschließender Verschluss ist, genau auf das Sauerstoffmanagement geachtet werden, um den Wein letztlich nicht zu schaden.
Bei Korken kommt es ebenfalls auf die Dichtigkeit an. Auch hier reicht dem Wein der eingeschlossene Sauerstoff. Wenn ein Korken Sauerstoff durchlässt, ist ein optimaler Reifeverlauf nicht mehr gewährleistet. Dann führt es auch über die Zeit zum Verlust an Wein – siehe geringe Füllhöhe der Flaschen. Interessanterweise erzielen die Flaschen, die nach Jahrzehnten der Reifung den besten Füllstand haben die besten Preise und werden auch immer am besten bewertet. Hier schloss dann der Korken so dicht wie ein Schraubverschluss.
Das tut mir Leid, aber Gummi ist nun mal ein Geruch der nicht ganz selten in der barrique ausgebauten Rotweinwelt ist. Aber er verfliegt ja mit der Zeit.
was soll das denn jetzt?
Einen 2010er GAM viel zu früh zu trinken, ihn 1 Woche stehen zu lassen (iss ja an sich ok) – und daran dann wissenschaftlich belegen wollen, dass er mit Kork früher reift und mit Schrauber langsamer.
Solche Blogs braucht kein Mensch.
Da steht Meinung (!) drüber und man kann auch sehr gerne eine andere Meinung haben. Die Länge der Artikel bei CC hatten noch nie die Länge, dass man einen wissenschaftlichen Beweis führen kann. Und ganz ehrlich – will auch niemand.
Und wenn meine Meinung stört – einfach nicht lesen. Zu entscheiden, was Menschen brauchen oder nicht, sollten wir -gerade an Ostern – lieber Gott überlassen.
Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden. Wie mann nach dem Artikel „Meine erste Ersatzflasche“auf http://www.schnutentunker.de noch die Kork-Schraubverschluss-Diskussion aufmachen kann, ist mir jedes Mal ein Rätsel…
Kein Hass, keine Häme, keine Beschimpfungen? Hängt wohl damit zusammen, dass dieser Artikel grundvernünftig ist und das Schiff nicht mehr von einem Gockel gesteuert wird.