Manche Weine ziehen schon allein Aufmerksamkeit auf sich, weil sie unkonventionell hergestellt werden.
Und das ist gut so. Vielfalt und Pioniergeist gehören zur Weinwelt. Trotz aller Tendenzen zur Gleichmacherei, die auch hier (wie überall) um sich greift.
Werner Michlits (im Foto rechts), aus Pamhagen in der hintersten Ecke des österreichischen Seewinkels, ist so jemand, der stetig an Erneuerungen rund um seinen Demeter-Mischbetrieb Meinklang arbeitet.
Schon vor vielen Jahren trennte sich Michlits von seinen Holzfässern und baut seither Rotwein in großen Betoneiern aus. Damals war das ein Novum. Heute gibt es überall Winzer, die es ihm gleichtun. Das war kein Gag. Es war ernst gemeint.
Mischbetrieb, das heißt, es gibt neben Wein noch ein paar andere Wesen, die sich auf Meinklang tummeln. Zum Beispiel 500 Angus-Rinder. Auch das ist ungewöhnlich.
Ebenfalls recht eigen ist die Art, wie Michlits die Reben für seinen Grauburgunder namens Graupert behandelt. Er lässt sie nämlich Jahr für Jahr wachsen ohne sie zu beschneiden. Das ist mutig.
Normalerweise geht ein Winzer gleich mehrfach pro Jahr durch seine Zeilen und beschneidet seine Kinder nach bestimmter Technik, um den Wuchs in eine bestimmte Richtung zu lenken, die Anzahl der Triebe zu bestimmen und die Lüftung bzw. die Intensität der Sonneneinstrahlung zu beeinflussen.
Ein in Rebschnitt geübter Winzer schafft vielleicht 500 Rebstöcke pro Tag. Eine Zeit, die sich Werner Michlits bei seinem Grauburgunder spart.
Ist das plumpe Faulheit? Natürlich nicht. Natürliche Selbstregulierung der Pflanze heißt das Zauberwort.
Was im pädagogischen Betrieb der 70er-Jahre nicht wirklich von Erfolg gekrönt war, scheint bei Rebkulturen irgendwie zu funktionieren. Wenn auch mit langer Vorlaufzeit.
Denn zunächst, so Michlits, wachsen die Rebstöcke mit ihren Trieben ungestüm voran. In alle Himmelsrichtungen.
Spätestens hier würde der klassische Winzer eingreifen und dem ein Ende setzen. Michlits lässt sie aber weiter wachsen. Ähnlich einer Rangelei auf dem Schulhof, bei der ein Lehrer auch nicht eingreift – frei nach dem Motto „die regeln das schon selbst untereinander“.
Erstaunlicherweise tun das die Reben auch. Nach einigen Jahren bildet sich das Wachstum ganz von selbst zurück. Eine Art Selbstbeschneidung.
Zwar trägt der Rebstock nun sehr viele dickhäutige Trauben, die jedoch sehr kleinwüchsig und dicht wachsen, was eine gewollte und natürliche Aromenkonzentration innerhalb der Beere ergibt. Es ist paradox. Laut Michlits kommt so durch Nichtbeschneidung weniger Erntemenge heraus als mit Rebschnitt.
Vor 15 Jahren hat Michlits damit begonnen, seine Grauburgunderreben nicht mehr zu schneiden.
Anfangs noch ging er mit der Schere alle paar Jahre durch die Zeilen und machte das Nötigste. Selbst darauf verzichtet er heute. Sein „Nicht-Schnitt“, so wie er es selbst nennt, ist in dieser Radikalität einzigartig in der Weinwelt.
Michlits: „Wir agieren gegen die Natur der Pflanze, wenn wir sie schneiden.“
Nun gut. Das alles macht verdammt neugierig. Ich will trinken und schenke mir ein.
Der Graupert zeigt sich mit imposantem Gelb im Glas.
In der Nase reife aber nicht überreife Birne, das schneeweiße Zitroneneis von der Eisdiele, feine Maracuja, rote herbstliche Fallobstäpfel, ein bisschen Veilchen.
Dann im Mund dieser klassische Grauburgunder-Schmelz. Ohne cremiges Element. Viel saftige Frucht. Eher rustikal aber nicht kitschig. Dazu kommt silbrige Säure, die diesem Wein eine gewisse Eleganz verleiht. Schöne Bitternoten und im Abgang noch sehr viel reife Apfalaromatik.
Dieser Graupert aus Österreich ist nicht die Art vollmundiger Grauburgunder, wie er besonders in Deutschland beliebt ist, somdern das erdige Gegenstück. Ein Kerl von Wein.
Michlits Grauburgunderreben scheinen das pflanzliche Gegenstück zu freilaufenden, glücklichen Hühnern zu sein.
Die Frage ist, ob man das schmeckt.
Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Ich kann diesen Grauburgunder nicht vergleichen. Unbeschnitten gegen beschnitten. Es gibt nur diesen einen Graupert von Meinklang. Und er hat mir geschmeckt.
Ich habe Werner auch kuerzlich besucht und darueber geschrieben: At the Forefront of Biodynamic Winemaking: Visiting Werner and Angela Michlits and their Weingut Meinklang http://schiller-wine.blogspot.com/2011/10/at-forefront-of-biodynamic-winemaking.html in Austria
dann fragen sie den netten Herrn Michlits doch mal wie der denn die Trauben mit der Nicht-Schnitt Variante liest…..ich kenne niemanden der es schafft das alles per Hand effizient zu lesen, der der schon mal in so einem Wingert gearbeitet hat weiß wovon ich rede. Ach ja Nicht-Schnitt wird seit Jahren in Australien eingesetzt und haben auch schon in Deutschland Verwendung gefunden….wie lange macht Herr Michlits das denn damit er sich als „Erfinder“ dieser Erziehungsvariante sehen darf? Wie macht er es mit der Düngung und wie mit der Bewässerung, die muss am Anfang nämlich überdurchschnittlich groß gewesen sein, da die Rebe vor der Selbstregulierung (die wirklich einige Jahre in Anspruch nehmen kann) enorm angestiegen sein um den erhöhten Verbrauch durch Biomasse durch Trauben, Blätter und Triebe auszugleichen (bis 30t pro ha darf das im ersten Jahr gut und gerne gehen) und ich denke das ist nicht unbedingt im biodynamischen Sinne von Herrn Steiner gewesen. Auch muss eine erhöhte Aufwandsmenge an Spritzmitteln genutzt werden, da ja gleich zu beginn das Grün auf der Fläche der gesamten Laubwand besteht. Ich möchte hier niemanden beschuldigen oder dergleichen, vielleicht hat er ja wirklich seine Methoden, das sind jedoch die Fragen die mir beim durchlesen des Textes gekommen sind….
aus rein fachlicher sicht sind das durchaus berechtigte fragen
es wird schon seine gründe haben, warum das kein anderer winzer in europa macht. wenn es denn so durchschlagend erfolgreich wäre, warum lässt er nur seine grauburgunder ungehindert wachsen? fragen über fragen..
Der „Nicht-Schnitt“ ist weder neu, noch wurde oder wird er nur von einem Winzer praktiziert. Bereits 2003 hat ein Durbacher Weingut einen Müller-Thurgau auf diese Weise erzeugt, und selbst damals war diese Vorgehensweise alles andere als revolutionär.
Gab es ganz früher nicht mal baumerziehung? reben ranken lassen an bäumen?
Der „Stufe 1“ vom Wachenheimer Weingut Odinstal ist ein weiteres Beispiel für einen Wein von ungeschnittenen Reben => „Unseren Weinberg in Stufe 1 haben wir im Frühjahr 2008 zum letzten Mal geschnitten.“
Habe ich bisher noch nicht probiert, wird aber nächsten Montag nachgeholt ;-).
Ich sehe das ähnlich, alleine bei uns in der Region rund um Niederkirchen wird das Nicht-Schnitt-System rege praktiziert und vor 5 Jahren gab es bei uns am DLR eine Versuchsweinprobe solcher Weine. Allerdings alle mit der Maschine gelesen! Ist das biodyn? mit schweren Maschinen über den Boden walzen? Sicherlich die Zeitersparnis ist hoch und auch der Rebe wird das System gegenüber fair.
Allerdings sind alle Fragen, die Gast stellt, sehr richtig.
Ahoi Werner,
ich schrieb ja „Vor zehn Jahren habe er angefangen seine damals konventionellen Grauburgunderreben nicht mehr zu schneiden“
Jetzt darfst Du als Diplom-Mathematiker gern rechnen und Du wirst einige Jahre vor dem Durbacher Weingut herausbekommen.
So viel Pedanterie muss jetzt sein…
was soll denn dieser blödsinn?
keine ahnung ob es bei Ihnen alte aufgelassene bzw. verwildete Weingärten gibt. Ich habe nicht den Eindruck, dass Sie sowas schon gesehen haben.
Gleich in meiner Nachbarschafft gibt´s alte Weingärten die seit 40 Jahren nicht mehr bewirtschaftet werden.
In diesen Weingärten findet man ganz alte Stöcke deren Beeren etwas größer als Hollunderbeeren sind.
Ich hab sogar schon einmal 300 kg davon gelesen und ein Fass davon befüllt. Das Ergebnis war unfassbar. Ein Rotwein mit niedrigem Alkohol und unpackbaren Tanninen und purer Mineralik. Natürlich war die Lese mit Schmerzen verbunden, denn in den „Büschen“ sammelten sich einige Dornen an. Der Wein war es allerdings wert!
Ach ja: gedüngt wurden diese Stöcke NIE
schöner Artikel, mit Witz verfasst.. Ich finde die Artikel von Lauterbach und Golenia sehr erfrischend. Ganz im Gegenteil zum Bürokratenstil von Eschenauer.
damn hab erst grad eben gemerkt, dass ich vergessen habe mich mit Namen erkenntlich zu machen, so damit auch jeder weiß, dass ich mich net hinter dem Namen „gast“ verstecken mag, hab’s hier nur noch net so ganz raus mit Vorschau und 2 mal auf Kommentieren geklickt bis ich gemerkt hatte dass ich doch speichern klicken muss, da verliert man leicht den Überblick 😀
Jetzt ist nur noch die Frage, WELCHER Gast Sie sind?
die 300kg in welcher Zeit bitteschön? Zufällig bewirtschaftet einer meiner besten Freunde einen Teil seiner Weinberge mit Minimalschnitt und Nichtschnittvarianten…..er hat auch seine Bachelor Thesis darin verfasst und ich selbst habe mich auch ausgiebig mit dem Gedanken dieser Erziehungsmethode befasst…ach ja und über die Qualität der Trauben habe ich ja wohl kein Wort verloren oder? Irgendwie will ich auch einfach mal fragen, wenn Sie davon reden dass es diese Rebstöcke in ihrer Nachbarschaft gibt, wo denn genau? Ach ja und waren das Ihre Weinberge? Welche Rebsorte war es denn? Haben Sie das Jahr für Jahr verfolgt? Wie hat denn die Bodenprobe kurz vor der Umstellung ausgesehen?
Ups sorry, der der die ganze Fragen aufgeworfen hat, also der mit dem zweiten Beitrag 🙂
auch das ist nichts neues. die domaine des balisier und die domaine grand‘ cour in genf vinifizieren ihere weine schon seit den 80ern auf diese weise. den nichtschnitt habe ich auch schon in sizilien bei verschiedenen weingütern gesehen, zum beispiel vor 6 jahren bei der az. agr. cos in vittoria, ein betrieb der sich dem naturnahen weinbau verschrieben hat. haben sie jedoch aufgegeben, hat leider mit dem frappato nicht geklappt.
die weine von meinklang haben wir vor ca. 2 monaten in einer blinddegustaion, zwecks möglichem import, alle probiert. alle sind durchgefallen, leider. schade die art und weise der arbeit hätte uns schon zugeasgt, doch biodynamie alleine reicht nicht, der winzer muss auch wein machen können.
besonders der grauburgunder habe ich als ziemlich opulent mit dominanter restsüsse in erinnerung.
Aber sicher nicht der 2009er Grauburgunder/Graupert? Gut, der hat 6 g/l , aber seine schöne Säure hält ihn frisch. Opulent und dominante Restsüsse? Kann ich nicht unterschreiben, hatte ihn vor einer Stunde noch im Glas.
stimmt, habe nachgeschaut, der graupert war es nicht, habe die degunotiz vor mir, trotzdem hat mich der wein nicht überzeugt, vielleicht war die flasche nicht in ordnung. meine kritik war; überreife gelbe früchte, fast schon etwas modrig, leichte anflüge einer oxidation, der ist sogar sehr trocken, 3gr/l bei etwa 5.2 säure. werde ihne sicher nochmals probieren.
Hormone sind bei Bio zum Glück verboten und in Ö nur bei Riesling, St. Laurent und Sauvignon erlaubt (Stichwort Gibb)
Leider hat Karl was Michlits betrifft vollkommen recht..
Leute wie Michlits halten in Österreich nebenbei viele Winzer vom Demeterbund ab…. Wasser predigen und Wein trinken….
Oder doch aus Wasser Wein machen?
Trotzdem kann ich das nachvollziehen. Michlits zuckert gerne. Ich sprach ihn auf die 14% Alkohol bei seinem St. Laurent an. Jeder Idiot weiß, dass sowas bei Laurent in Ö normal nicht funktioniert. Er teilte mir dann via Mail mit, dass es zu einer unabsichtlichen Anreicherung kam. Original hatte er ca. 11,5 Alkohol….. In diesem Sinn zwei Fragen: was hat das mit Demeter zu tun, wenn man vorgibt ein unverfälschtes Lebensmittel zu erzeugen und dann doch aufbessert? 2. Haltet der uns wirklich alle für blöd?
was gibt es denn über solche bioregulatoren wie gibb3 im zusammenhang mit demeter zu sagen?
Wenn Ex-Maat Mally will, kann er ja die Geschichte nachreichen. In diesen Angelegenheiten war er unschlagbar..
Bio + biodynamisch…ich kann es nicht mehr hören. Neulich hat mir ein biodyn. Winzer erzählt, dass er seine Flaschen nicht mehr mit Bleikapseln verschliesst, das würde den Wein beeinflussen, daraufhin hab ich gesagt dass Bleikapseln aber schon seit 20 Jahren verboten sind……darauf wusste er auch nicht mehr was er sagen sollte….
Es wird viel Schmarn den Weintrinkern erzählt, aber sie wollen es ja auch hören.
Manche wollen ja regelrecht verarscht werden!
„Wir spritzen nicht“ ……. wer sowas glaubt der hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Dank der Mittel wie Kupfer (schwer beweglich im Boden = Schwermetal!!) , Schwefel, Aluminium die eben nicht so wirksam sind, müssen Biowinzer in der Regel alle 7 Tage spritzen gehen, was schon bei dem ein oder anderen Winzer mal ruckzuck 16-20 mal pro saison sein können…. während konv. Winzer vielleicht 7-9 spritzt……und jetzt rechnet sich mal bitte jeder selbst die CO2 Bilanz für einen Fendt Schlepper aus, der 20 mal fährt vs. 7 mal …..wer produziert weniger CO2 ?
…..und wenn ich mir manches Lesegut von so einigen „Biowinzern“ anschaue…… pfui. sag ich da nur. Pest vs. Cholera
ICH SAG NUR: MYKOTOXINE (Penicillium, Ochratoxin und Co) !!! Was da alles lebt auf dem Lesegut….und daraus wird dann Wein gemacht und das ist erlaubt….BITTE???
ich find hormone haben generell im weinberg nichts zu suchen, weder im konventionellen anbau und schon gar nicht im bio bzw bio-dyn anbau. es wiedersprichti sich doch biologisch zu arbeiten und dann bioregulatoren zum verrieseln der trauben einzusetzen!!!!!!!!!!!
Achtung Regalis bitte nicht mit Gibb3 verwechseln, KJ hat schon richtig gefragt…Regalis ist für Sauvignon blanc, St. Laurent und Riesling zugelassen, Gibb 3 für die übrigen Burgundersorten. Weiterhin, biodynamisch bedeutet nicht immer dass es als Erweiterung Biotraubenherstellung angesehen werden muss. Noch dazu wurde rein ursprünglich Gibb3 biotechnologisch als Pflanzenstärkungsmittel hergestellt, es bekam aber eine Regelung als Pflanzenschutzmittel. Jedoch weiß ich nicht wie die Satzung von Demeter das nun genau sieht, würde mich auch mal interessieren….
Ach ja, ich bin kein Verfechter von Bioregulatoren oder will gegen biodynamische Winzer gehen, ich will einfach nur dass man auch etwas zwischen den Zeilen liest, ich bin einfach stutzig geworden als ich von jemanden hörte, der seine Grauburgunder mit einer Nichtschnitterziehung erzeugt und gleichzeitig biodynamisch arbeitet und hinterfrage das ganze einfach
ok, die sache wird immer durchschaubarer.
um zu medialer präsenz zu kommen, ist immer weniger im vordergrund, was sich da im glas befindet, sondern wieviel man von den weinbaulichen entwicklungen der letzten jahrzehnte, bald jahrhunderten, weglässt.
reinzuchthefen und stahltanks gehen gar nicht (schon länger), temperaturregelung während der gärung ist ein kellertechnischer faux pas, der einsatz von schwefeliger säure ist schon länger nicht mehr gesellschaftsfähig, filtration ebenso, dass die reben seit über hundert jahren unterlagen besitzen war eine fehlentscheidung, intergrierter pflanzenschutz ruft nur ein müdes lächeln hervor, usw.
ich schlage vor, dass man als nächstes die mostklärung (auch jene nur durch schwerkraft) weglässt oder die rotweine bis zur füllung (wie lang diese noch?) auf den trestern belässt. zur sensorischen differnzierung könnte auch beitragen, dass in zukunft kein fass mehr aufgefüllt wird, ist der schwund doch natürlich.
sorry, aber das musste mal raus…
Kein Problem, wir habe da ja ne ähnliche Meinung. Aber das Schiff ist offen für alle Ansichten. Und Debatten..
Werter Ex-Maat,
nennen sie mir bitte auch nur einen St.Laurent aus Österreich, der 11,5 Alkohol hat, und gern auch Abseits von Demeter o.ä.. Ich wünsche ihnen nun viel Freude beim Suchen. Ich hoffe, sie haben Zeit bis zu ihrer Rente.
Der Nichtschnitt ist so neu wie die Anreicherung… sowas als neu zu verkaufen ist ein echter Treppenwitz. Ich kenne seit ewigen Zeiten Dutzende, die das machen. Alles Ökos übrigens und es werden immer mehr, weil gerade diese Methode unter den Ökos als zukünftige eierlegende Wollmilchsau gilt. Ich habe es noch nicht ausprobiert, bin aber extrem skeptisch und sehe das eher so wie Wendel, Thul und Krauss. Im Übrigen kenne ich keinen Nichtschnitt-Wingert, der NICHT mit der Maschine gelesen wird. Hier in RHH und im RHG sind übrigens ziemlich viele solcher Weinberge. Ob man aber aus dieser Sache wieder einmal ein grundsätzliches Bio-und Bio-Dyn Bashing machen muss, weiss ich auch nicht so richtig.
dank dieser gibberelline, welche in der gleichen zusammensetzung die rebe selbst herstellt, aber in eine konzentration, die für den weinbauer ungenügend ist, erspare ich mir einige behandlungen mit synthetischen pflanzenschutzmitteln, da lockere trauben von vorne herein weniger leicht faulen und ich auch bei der festsetzung des lesetermins viel mehr spielraum habe.
auch im bioweinbau wäre man über eine zulassung verständlicherweise froh darüber, das weiß ich von einigen biowinzern.
wie bei der phosphorigen säure.
also?
Einmal hab ich den Grauperten beim Weinwerk Event in Neusiedel getrunken, viel Hype um nichts – leider.
Ahoi Dirk,
nur zu Michlits Verteidigung: seinen „Nicht-Schnitt“ hat er mir gar nicht als neu verkauft, auch mit Verweis auf die alte Baumerziehung. Somit ist der „Treppenwitz“ obsolet.
die phosphorige Säure hat Zulassung!
Ich experimentiere seid einigen Jahren damit eine biologische Spritzfolge ein zu führen und habe im letzten Jahr meine kompletten Weinberge biologisch gespritzt, unter anderem auch mit phosphoriger Säure anstatt Kupfer.
ABER 20 mal musste ich bis jetzt noch nie fahren, selbst bei einem Spritzabstand von 7 Tagen (10 sind realistischer) würde das einer Spritzperiode von ca 140 Tagen entsprechen, das ist deutlich zu viel.
Zudem kann ich die Kritik an dem Kupfer verstehen, leider wird dies aber AUCH von konventionell wirtschaftenden Winzern eingesetzt, NICHT nur von Bios.
Laut DLR-Rebschutzfax sogar in der Abschlussspritzung mit 3kg/ha Funguran (ca1,4 kg Reinkupfer). Diese Menge an Reinkupfer habe ich noch nie erreicht!
Ich bitte dies zu beachten! Danke!
Sehr löblich phosphorige Säure zu nehmen!
Leider beisst man sich aber bei Ökowinzern die Zähne aus wenn man ihr Kupfer kritisiert. Na klar funktioniert prima weswegen es auch konventionelle Betriebe benutzen, ist aber nunmal das schädlichste Fungizid überhaupt. Da machen sich die ganzen Bioanbauverbände mächtig unglaubwürdig, ist denen aber leider egal solange das die Kunden noch nicht mitbekommen haben. Schon skurril, da wollte das UBA den Kupfersalzeinsatz in der Landwirtschaft ab 2013 verbieten, Greenpeace applaudiert, und die Bioverbände haben nichts besseres zu tun als ihren ganzen inzwischen aufgebauten Lobbyeinfluss zu nutzen um das Verbot wieder rückgängig zu machen.
fein!
freue mich für die biokollegen.
btw: dürfen sie auch die demeter-zertifizierten verwenden?
Ich kann mir nicht vorstellen das eine Diskussion über Gibb, Regalis und Kupfer hier in der Kommentarfunktion hilfreich ist zur Verbraucherinformation. Zumal sich die Fachwelt in diesem Fragen noch lange nicht einig ist. Z.B. hat die genannte phosphorige Säure in Deutschland bei Biodyn eine Zulassung und in Österreich nicht. Ich sehe in den letzen Jahren sehr viele Winzer die sich mit dem Thema Bio aktiv auseinander setzten und dadurch das Wissen und die Entwicklung in diesem Bereich unglaublich voran treiben, Polemik wie weiter oben hilft da nichts und bremst nur. Wen wir jetzt schon anfangen über die CO2-Bilanz zu streiten bringt das die Sache nicht weiter. Genau genommen darf ich dann nur noch den Wein trinken der bei mir auf der anderen Straßenseite erzeugt wird.
ich antworte gerne auf die rege diskussion und die vielen fragen, die meisten scheinen unseren hof nicht wirklich zu kennen.
graupert: die idee dazu kam uns aus dem minimalschnitt heraus den ich als technisierende variante der rebkultivierung sehe, und ja hier wird die erntemaschine gezielt eingesetzt. diese methodik gabs auch schon lange vor unserer zeit. hierbei wird die rebzeile wie eine hecke mehrmals im jahr zurechtgestutzt. aus diesen beobachtungen sind wir zu unserem nichtschnitt gekommen, derzielt auf harmonisierung aus. bitte diese beiden sehr zu unterscheiden. denn wer die rebe genau betrachtet sieht das die pflanze einen leittrieb hat, apikal dominiert ist. schneidet man die triebspitze ab stellt sich das hormon/phytohormongefüge in der pflanze um, aus der letzten am trieb verbleibenden knospe entwickelt sich der neue leittrieb. die pflanze wird also vegetativ angeregt. daher ist weniger platz für das generative wachstum. jeder tag, jedes jahr und jedes leben ist unterteil in einen vegetativen zyklus, dem ein generativer folgt. wir wollen unsere reben in diesem natürlichen gleichgewicht belassen. uns ist bekannt, das früher die reben an bäumen etc gewachsen sind. nach 2-3 jahren umstellung regelt sich das wachstum, das innere verholzt aufgrund der beschattung, das triebwachstum geht zurück. es gibt keine 2m langen trieben die ihre geballte wuchskraft raus schießen, sondern ein harmonisches wachstum von etwa 30 cm. es gibt viele trauben, dafür aber sehr kleine mit vielen kleinen beeren, mehr schale und im verhältnis dazu weniger fruchtfleisch und saft ein resultat das wir sehr schätzen. der durchschnittliche hektarertrag liegt bie 4-5000kg. die lese ist eine herausforderung, das ist das derzeit einzige argument warum wir nicht schon mehr flächen umgestellt haben. wir ernten alles mit der hand, eine maschine würde der weingarten nicht erlauben, das holz etc würde zusammenbrechen. der weingarten ist jetzt 40 jahre alt. bewässerung hat er nur im jahr 2003 erfahren. die 30t wie sie genannt wurden kenne ich auch von der anderen variante, dem minimalschnitt, bitte nicht verwechseln. für uns käme das nicht in frage, denn hier passiert vegetativer anreiz hoch drei.
zum „skeptischen gast“: ich frag mich auch warum kein anderer diesen natürlichen prinzipien folgt. ich frage mich auch warum sich so viele menschen so viel chemie in den rachen werfen sich von künstlichen getränken und fertigessen ernähren und sich dabei anmaßen zu meinen dass biologisch arbeitende/ denkende menschen nicht ernst zunehmende spinner sind 😉
6g/lt zucker: das kommt da der wein seine sponatngärung von slebt beendet hat. ist eher die ausnahme, 98% unserer weine vergären völlig durch
Ex-Maat: leider als 4 bütten nebeneinander standen ist uns diese verwechslung passiert. daher auch meine ehrliche antwort. anreichern ist bei demeter erlaubt, das machen wir mit bio-zucker, versuchen es aber wo es geht nicht zu machen. ich denke sie alle kennen sich soweit aus, dass nicht in jedem jahr das wetter mitspeilt. unsere richtlinien bennenen das sehr klar.
vom demeterbund habe ich noch niemanden abgehalten, ganz im gegenteil, ich habe immer versucht alle ins demeterboot zu holen. was ich jedoch nicht korrekt finde ist wenn biodynamie vordergründig als marketing eingesetzt wird, wenn weingüter es sich groß auf die fahnen heften, dabei mehr als die hälfte konventionelle trauben im keller haben und dann sagen sie haben es nicht notwendig die zertifizierung auf der flasche zu vermerken. klar, da haben sie dann auch recht, denn diese könnten sie auch gar nicht mehr verwenden. dann wird aber keine gelegenheit ausgelassen sich vor journalisten als solche zu positionieren, was beim konsumenten ein falsches bild aufzeichnet wenn derartige weingüter ständig als biodynamsich beschrieben werden. das ist leider in diesem zusammenhang dann auch zu sagen, dafür trete ich ein, dass mit dem biodynamsichen demeter siegel ein konsumentschutz aufrechterhalten bleibt, hier sollten sich auch journalisten selbst ihre eigenverantwortung ernst nehmen!
KJ Thul: gibbereline sind bei demeter nicht zugelassen
dürfen nur kleine weingüter biodynamisch sein? fände ich sehr schade… ich bin stolz dass es uns gelingt mit vielen menschen am hof alles nach den demeter-gedanken zu bewirtschaften. wir haben es geschafft wieder einen autarken bewirtschaftungskreislauf aufzubauen, haben eine über 600 köpfige rinderherde zur hofeigenen nachhaltigen düngerversorgeung aufgebaut, das ist eine große verantwortung und fürsorge, wir produzieren in unserer landwirtschaft viele alte samenfeste sorten, machen saatgutvermehrungen von diesen, haben wieder schafe, schweine und hühner zur eigenen versorgung, etc.wir bewirtschaften 70 ha weingärten, da braucht es auch einen entsprechenden keller und ich bin dankbar dass uns dieser aufbau in den letzten 10 jahren gelungen ist. den hype um biodynamie wie es schn angesprochen wurden brauch ich auch nicht, denn es ist die natürlichste methode der felderbewirtschaftung und eigentlich schade dass es schon so weit ist, dass es ständig als etwas spezielles beschrieben wird. ich würde mir wünschen es wäre für alle lebensmittel der standard und natur und geist würden gesund gehalten werden. wenn jemandem unser wein nicht schmeckt dann ist das genauso gut, geschmäcker sind verschieden so wie die meinungen dieser regen diskussion hier und das ist doch wunderbar lebendig!
ich hoffe ich konnte alle fragen beantworten.
Die längste Antwort ever im interessantesten Thread der letzten Wochen.
Eine sehr offene und ehrlich Antwort, na das freut einen doch 🙂
Ich habe dennoch ein paar Fragen, einfach nur um meine Neugierde zu stillen…..die 30 t hatte ich bedacht als Umstellungswert, das bedeutet dass egal ob Minimalschnitt oder Nichtschnittvariante zunächst ein höherer Ertrag von der Rebe produziert wird und jetzt meine Frage…wie lange hat die Umstellung auf die 4000-5000 kg gedauert? was haben Sie mit der Anlage zuvor gemacht, ich meine wie haben Sie gelesen? Hatten Sie denn gerade was Grauburgunder betrifft denn keine Probleme mit Botrytis? (ich rede hier auch gerade von der Umstellungsphase) und wie sieht das mit dem vegetativen Wachstum aus, das wie Sie es ja beschrieben haben sehr gering ist, es wächst aber immer noch Stück für Stück…..was machen Sie mit den Trieben die in Richtung Boden wachsen? Und geben sich die Reben in Ihrem Weinberg nicht langsam die Hände, wenn Sie verstehen? 😀 Und wie war der Drahtrahmen ausgelegt, ich meine Sie belasten ja ihre Unterstützung mit einem extrem hohen Gewicht, war diese davor so ausgelegt? Ach ja und wissen Sie zufällig wieviel Arbeitskraftstunden Sie ca. zum Lesen dieses Weinberges benötigen? Wie groß ist er eigentlich?
In vino veritas?
In biovinos veritas?
Eine Wahrheit liegt auf jeden Fall darin das ohne gute Story auch mit dem besten Wein wenig läuft am Markt!
Egal ob bio oder nicht es ist eine spannende Sache seine Reben frei wachsen zu lassen. Und es ist eine Besonderheit denn 99 % aller Reben werden vermutlich geschnitten.
Meine Erfahrungen: Normaler Pflanzenschutz genügt, nur bei der Austriebsspritzung ist ein höherer Aufwand empfehlenswert, wegen dem vielen Altholz. Botrytis Spritzung kann man sich auch sparen wegen der lockeren Beeren auch ohne Bioregulatoren. Das Wachstum passt sich sehr schnell an die geänderte Bewirtschaftung an. Leider nicht der Ertrag.
Im zweijahresrythmus gibt es mal sehr hohen Ertrag und dazwischen einen normalen Ertrag. Heuer ca. 20.000 kg/ha mit 17,5 KMW (87 Oechsle). War übrigens die 7. Lese seit der Umstellung.
bevor die anker für die nacht gesetzt werden…
der grauburgunder stand auf der rodungsliste meine vaters. ich durfte mich also dort versuchen wo nicht mehr viel schaden entstehen konnte. der weingarten war damals schon an die 40 jahre, die wüchsigste zeit also schon vorbei. in der umstellungsphase gab es dort nur außer der höheren mengen, diese waren aber eher an den 15t, keine probleme mit pilzbefall. das wichtigste ist die anlage vom oberen drahtbereich runter wachsen zu lassen. damals wir wussten ja nicht was uns erwartet, hatten wir den alten drahtrahmen gelassen, der ist aus heutiger sicht – gleich wie die stickel – zu alt. wenn man diese methodik beginnt, so wissen wir es heute, braucht es eine sehr gute infrastruktur. leider bricht jetzt immer wieder ein pfeiler zusammen oder es reißt ein draht, im nachhinein zu reparieren ist sehr aufwendig. der graupert ist in diesem sinne immer noch ein experiment, denn ein weingarten ist auf 50 jahre ausgelegt und wir wussten nicht wie sich wuchsverhalten etc einstellt. heute sehen wir dass es für uns funktioniert – den zweiten weingarten den wir umgestellt haben, ein zweigelt, hatte zuvor neuen draht und stabile steher bekommen. der war zur umstellung auch erst 7 jahre alt, also sehr wüchsig, hier gab es in den ersten zwei jahren auch 30t und mehr pilzbefall. zusammenwachsen tun die reben nicht, immer wieder verholzt ein teil und bricht von sich aus ab. die triebe sind 30 cm lang und wachsen kaum nach unten. und die reihenabstände sind über 3m. das liegt noch an den früheren zeiten, als mischbetrieb hatte man nur 1-2 traktoren und die mussten für weingarten und feld passen. einmal alle gerätschaften angeschafft, kann man nur langsam auf neue systeme umschwenken. alles zusammen sind es eine vielzahl an faktoren, vor allem auch eine begrünung die den wuchs der reben dämpft und man zur richtigen zeit den boden wieder belüftet. beide weingärten sind dauerbegrünt. der weingarten ist über einen ha, die lese braucht einen ganzen tag mit vielen freiwilligen helfern 🙂
Ahoi Herr Michlits,
eine schlüssige, ausführliche und sehr lesenswerte Antwort. Mit der haben Sie sich meinen persönlichen Quartals-Oskar verdient. Chapeau.
Solche Antworten kotzen mich ehrlich an! Haben Sie sich schon mal über die Nebenwirkungen solcher Präparate informiert? Wissen Sie ob sie unbedenklich sind, wenn auch Folgeschäden bei den Beeren ein ganz relevantes Thema sind (Kernlose Trauben und die sind noch das geringste Problem). Ich sage mit solchen Dingen vergiftet ihr uns und eure Umwelt. Die Frage nach Bio wird immer wichtiger, zumindest für mich!
Ich bin auch von der ausführlichen Antwort begeistert 🙂
Nur die Frage der Lese in der Umstellungsphase wurde nicht beantwortet….hatten Sie auch bei 15 t mit Hand gelesen?
Sie machen es sich leicht!! Ich frag mich was bei Ihnen ins Glas kommt.. Da nehm ich lieber etwas Kupfer in Kauf (der in jedem Menschen steckt und pflanzenstärkend wirkt) als das ich
mich mit hormonverseuchtem Wein vergifte.
Lieber Herr Michlits,
ich akzeptiere inzwischen kaum etwas anderes als biologischen Wein. Meiner Meinung nach sind die Demeterrichtlinien im Keller natürlich die besten und trotzdem im Bezug auf Anreicherung (auch wenn sie mit Biozucker geschieht), Schönung etc. zu lasch! Was hat das Aufzuckern (abgesehen davon, dass es unnötig ist) denn mit der Biodynamie zu tun. Speziell dann, wenn es Ihre Reben auch machen dürfen wie sie es wollen. Tatsächlich gäbe es andere Möglichkeiten als anzureichern. Sollten die Gradationen mal nicht reichen (wobei ich mich hier ehrlich Frage, wer das definiert) oder die Säure zu hoch sein bleibt noch immer die Möglichkeit zu verschneiden. Über eine solche Diskussion würde ich mich bei einer Flasche Wein freuen. Sonst gilt es Zusammenhalt zu beweisen und gegen Gift, Hormone etc. zu arbeiten.
Besten Gruß
auf der einen seite wird nichtstung und natürliches wachstum gepredigt. auf der anderen seite zucker in den wein gegeben ich versteh das nicht.
entschuldigung, aber sind sie hier angestellt, um als agitator der plumprustikalen art zu wirken, damit die diskussion künstlich am leben gehalten wird oder, was ich für sie nicht hoffe, sind die weitgehend sinnentleerten behauptungen ihr (trauriger) ernst?
wir sprechen von gibberellinen, welche in der gleichen zusammensetzung in der rebe selbst schon vorkommen, nicht von artfremden substanzen?
„no facts please“ kann auch eine lebenseinstellung sein.
Halten die die unaufgezuckerten Wein für nicht verkäuflich oder gar nicht trinkbar? Selbst wenn es Biozucker ist: warum muss da überhaupt Zucker rein?
Sehr sehr interessante Diskussion und eine tolle Stellungnahme von Werner Michlits. Chapeau!
ja, wir haben von anfang an mit der hand gelesen. wie gesagt, der weingarten würde das denk ich mir gar nicht aushalten, das holzgerüst ist da viel zu üppig. generell steht seit etwa 7 jahren unsere erntemaschine komplett still, da wir in mindestens zwei durchgängen ernten und mit hand draußen selektionieren gehts gar nicht anders. außerdem ist das schön wenn so viele menschen sich um trauben kümmern, sie anschaun und sich drum sorgen.
bin mir nicht sicher ob ich das richtig verstanden habe.
ich gebe aber sehr dringend zum hormoneinsatz zu bedenken: östrogene und gestagene sind auch beim menschen natürlich vorkommende hormone – durch den einsatz der pille haben sich diese in der umwelt stark angereichert und wirken sich massiv auf die populationen vieler Lebewesen aus. es darf jeder selbst entscheiden ob das gut oder schlecht für unser ökosystem ist.
der wein um den es da geht war jahrgang 2006. wir haben uns über diese verwechslung sicher am meisten geärgert! seither haben wir uns auch viel weiterentwickelt und uns vor allem dieser thematik gestellt. unsere meinung ist ganz die ihre. und wir haben die normalen konsumenten – von weinliebhabern und kennern jetzt abgesehn – in vielen punkten ein ordentliches stück mitzunehmen. es ist aufzuklären warum unser wein weinsteinkristalle hat, warum wir nicht schon im oktober den frischen jahrgang anbieten, warum wir nicht die süßlich marmeladige frucht wie sonst überall haben, warum der eine jahrgang zb 2010 um so vieles säurebetonter ist, warum der eine wein ein paar gramm restzucker mehr hat, …; als eiweißproteine in den flaschen als weiße kleine flocken ausgefallen sind weil wir sogar auf die bentonitschönung verzichten wollten war es dann einigen zu viel, auch uns denn ein derartges bild wollen wir nicht vertreten und haben uns dann auf eine bentonitschönung (es ist ein tonerdemineral) und eine schwefelgabe als einzige zugaben für unsere demeter-weine geeinigt. gleich ergeht es mit dem anreichern: in diesem jahr haben wir nur mehr etwa 4 oder 5 partien von über 70 angereichert.
auch wir haben uns in den letzten jahren zu einem immer weiter reduzierten arbeiten eingelassen. für mich/uns war das sicher leichter als für so manch anderen weinbauern. ich bin seit 20 jahren sozusagen bioligisch aufgewachsen. meine eltern haben bei hofübernahme damit begonnen. spontanvergärung ist nichts besonderes oder riskantes für uns. säureabbau machen wir seit jeher spontan… ich nehm es keinem übel wenn er nicht biologisch arbeitet. denn die letzten drei generationen sind mit industriellem gedanken aufgewachsen. für meinen vater war es unvorstellbar dass ein weißwein nicht im november vollkommen blank ist. so haben es die schulen seit vielen jahrzehnten gelehrt, es hat sich eingeprägt. die schulen und forschungseinrichtugen wurden mit forschungsaufträgen aus der industrie beauftragt. das waren sozusagen indirekte geld- und arbeitgeber. so ist es nur selbstverständlich dass man sich dieser ideologie mit der zeit annähert und darin die zukunft sieht.
„übelnehmen“ beginne ich es erst jetzt allmälich und dann wenn sich einer der biologischen methodik verschließt ohne sich damit profund auseinandergesetzt zu haben. denn die tage biodynamie von vorn weg einfach zu belächeln sind vorbei. mittlerweile gibt es so viele informationen für die breite öffentlichkeit, das der frei denkende mensch sehr gefordert wäre.
entschuldigug für das lange schreiben, wenn die gedanken fließen tppen die finger… und es gäbe so vieles zu aufzuzeigen – bin leider kein typischer blogger
zudem kommt die erhöhte Krebsrate bei Frauen die die Pille über lange Zeit einnehmen (Brustkrebs), Gebärmutterhalskrebs.
Die Wirkung von Hormonen ist viel zu unerforscht und vor allem in minimalsten Dosen schon von massiver Bedeutung für den Organismus. So ist das garantiert auch bei Wachstumshormonen wie Gibb. Aber, weil man nicht genug darüber weiß erklärt man es natürlich gleich als unbedenklich…
Irgendwie erinnert mich ihr Positivismus an den Conterganskandal…
sie sollten bücher schreiben herr michlits. die werden sie mühelos und lesbar füllen können. danke!!!
Meiner Meinung nach ist die Verwendung von Kupfersalzen im „Öko-„Weinbau ein handfester Skandal und daher sehr wohl wichtig für die Verbraucherinformation! Mich hält es bei aller Sympathie für eine ökologische Landwirtschaft davon ab „Öko-„weine zu kaufen, da ich noch keinen Ökowinzer getroffen habe der auf die Kritik an Kupfer überhaupt eingeht. Da gibt es überhaupt kein Problembewußtsein. Stattdessen Eingeschnapptsein.
Nicht interessengeleitete Forschung ist sich über die Schädlichkeit von Kupfer einig. Für den privaten Gebrauch sind Kupfersalze seit 2001 verboten, kommerziell sollte sie ab 2007 verboten sein und seit dem hangelen sich die Ökoverbände von Ausnahmeregelung zu Ausnahmeregelnung.
Ich verstehe einfach nicht warum die Ökoverbände nicht auf Strobilurine zurückgreifen. Ist es purer Dogmatismus, dass man noch nicht einmal naturidentische Fungizide einsetzen darf – die natürlicherweise beste biologische Abbaubarkeit besitzen – nur weil sie synthetisch hergestellt werden? Und warum man diesen wirklich absolut harmlosen Mitteln eine ökologische Katastrophe wie den Schwermetalleinsatz vorzieht. Es sollte doch nur selbstverständlich sein, dass die Ökoverbände aus dem ganzen Repertoire der Pflanzenschutzmittel die harmlosesten heraussuchen für eine ökologische Landwirtschaft.
schon klar also wird jetzt weniger aufgezuckert. aber trotzdem ich kann nicht verstehen das der rebschnitt so schlecht sein soll. grünschnitt ok, aber rebschnitt? ein winzer muss doch seine aufgabe erfüllen. sie bestimmen doch auch wann sie ihre trauben lesen und wie sie diese vergären, mit maische oder ohne. oder im weingarten mähen sie ja auch in der reihe oder lassen sie dort auch alles wachsen? vitis vinifera und der mensch können doch nur gemeinsam existieren warum also wollen sie nicht ihre aufgabe wahr nehmen und die armen reben schneiden?
ich bin dafür, dass man pflanzen verbietet, den die beinhalten gene und das ist ja das gleiche wie genverändert.
mann o mann, birnen mit erdäpfel verwechseln ist ja noch herrlich!
entschuldigung, jetzt muss ich mich ausklinken weil für aussichtslose geistige entwicklungshilfe in sachen grundlagen der biologie bin ich hier nicht zuständig.
über eine zulassung im bioweinbau sollte man gar nicht diskutieren, bioregulatoren sind nicht bio.
da gibt es weitaus biologischere wege, die zur verrieselung der gescheine und trauben führen, z.b. das entblättern der traubenzone kurz vor der blüte oder das abstreifen der trauben bei schrotkorngröße oder das halbieren in der veraison, beim halbieren muss man richtig reinlangen und 50 bis 60% abschneiden und nicht nur die spitze.
ich hab jetzt nur die weinbaulichen wege aufgeführt.
Ich verfolge viele Beiträge in verschiedenen Foren, wobei ich so einen Quatsch (entschuldigung, muss raus) bzw. Aufhänger noch selten gelesen hab.
Der Minimalschnitt ist von seiner Idee her eine extensive Bewirtschaftungform, die aufgrund des geringen Arbeitsaufwandes gerade für Fassweinerzeuger sehr interessant ist.
Wenn Winzer teilweise das vierfache an Zeit in Ihren Weinbergen verbringen und akribisch das ganze Jahr arbeiten um im Herbst perfekte, vollreife Trauben zu ernten wird das eher selten hervorgehoben – Qualität kommt von quälen. Es hat auch sehr viel mit disziplin und ehrgeiz zu tun, eher weniger mit nichtstun. Große Weine entstehen nicht durch Nichtstun!
Marketing und Selbstdartsellung ist heute wichtiger denn je. Das weiss ich! Man liest auch viele Dinge kopfschüttlend. Aber sich durch solche Aussagen versuchen von der „Masse“ abzuheben ist ein riesengroßer Witz. Noch viel schlimmer ist, das in solch einem qualifizierten Blog bzw in der Presse so etwas vom „Redakteur“ gefressen und wiedergegeben wird, im besten Fall gehypt wird.
Ich frage mich, was dass soll? Wo soll die Reise noch hingehen. Wieviel quatsch reden wird noch belohnt.
Ich kanns mir nicht verkneifen….am besten fahre ich (als zweitgenannter Winzer) nächstes Jahr mal 4-6 Wochen länger in Urlaub, lasse die Zügel los, sodass die Natur wieder ihre absolute Balance selber finden kann.
„Rank Rebe, Rank – Die Geschichte eines einzigartigen Weinbergs…. Dann könnte doch im nächsten Jahr diese Überschrift über einem Artikel über mich stehen, oder?
Mehr muss man dazu wirklich nicht sagen, weil es wirklich der Wahrheit entspricht.
Ein kleiner Exkurs zur biologischen Funktion des Schwermetalls Kupfer (gilt für die meisten Metalle):
Ohne Kupfer keine Pflanzen und Tiere völlig richtig! Es gibt sogar Böden in denen Kupfergabe für Pflanzen als Dünger wirkt, weil sie extrem wenig Kupfer enthalten. Das sind aber garantiert keine bereits bewirtschafteten Weinberge.
Das Problem: Ein bisschen mehr als Spuren von Kupfer: Auch keine Pflanzen und Tiere mehr! Für Sie persönlich kein großes Problem: Menschen sind im Vergleich mit anderen Lebewesen sehr tolerant für Schwermetallaufnahme. Ein Problem aber für den Weinberg: Den töten Sie über Jahrzehnte bis Jahrhunderte mit den weit über den für das Leben nötigen Kupferkonzentrationen, die in der Landwirtschaft verwendet werden, sicher ab. Zuerst die Bodenorganismen und das auch die Weinreben. Und wenn der Weinberg dann futsch ist, dann für immer. Kupfer ist eben ein Element, das kann nicht abgebaut werden. Hätten Sie den Weinberg mit 2,4,5-Trichlorophenoxyessigsäure (Agent Orange) ruiniert, dann könnten Sie in Jahrzehnten bis Jahrhunderten wieder nutzen, Chemikalien werden wieder abgebaut, Metalle nicht. Und das sind keine hypothetischen Gefahren, es gibt bereits einige Biowinzer die mit mangelnder Bodenfruchtbarkeit wegen überhöhter Kupferkonzentrationen kämpfen. Ach ja und das sind Konzentrationen die Millionen- bis Milliardenfach über natürlichen Kupferkonzentrationen liegen.