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Der Captain und 2010. Das wird keine Freundschaft mehr. Mit 2008 hat sich der Captain einigermaßen ausgesöhnt. Wiewohl er bei den Rotweinen nicht viel Gutes getrunken hat. Der Captain rät auch, die einfachen Rieslinge und Silvaner aus diesem Jahr langsam zu leeren. Viel besser werden die nicht mehr.
2010 war – so denkt der Captain – ein noch viel schlechterer Jahrgang als 2008. Und zwar fast überall in Europa. Ausnahmen gibt es, dort war im Herbst der Wettergott gnädig. Solche Ausnahmen findet man im Bordelais (Bordeaux), an der Rhone, in Südfrankreich. Und mitunter auch in Portugal. Sonst war das Jahr eher zum Mäusemelken.
Was aber nicht heißt, dass gute Winzer nichts draus machen können. Der Captain wurde von einigen guten Weinmachern heftig dafür angefahren, dass er ihnen den Schneid nicht zutraut, aus den Trauben dieses Jahres noch etwas Passables hinzukriegen. Was heißt passabel? Mehr als passabel! Richtig gut!
Und so wartet der Captain auf die ersten 2010er Weine, die es offiziell zu kaufen gibt. Fassproben interessieren ihn wenig, er will den Wein, wie er zum Konsumenten kommt. Denn das Schiff ist kein Schiff für Weinfreaks, die an Proben nuckeln. Nein, das Schiff ist für jene Matrosen vom Stapel gelaufen, die ein wenig Abenteuer im Weinmeer erleben wollen, die gute und preiswerte Weine trinken wollen. Ohne endlose Vorträge, ohne Hirnwixereien, die einem den Weingenuss verderben. Das soll an dieser Stelle wiederholt gesagt werden.
Das populistische Weinverständnis
Das verlangt ein populistisches Weinverständnis, das die selbsternannten Weineliten nicht teilen, denn sie sind die Gralshüter der Weindeutung. Und ihnen wird, weil sie sich ja um die Gunst und Aufmerksamkeit der Winzer nahezu verzweifelt bemühen; ihnen wird zu 2010 allerlei Lobendes einfallen. Man hat ja viele Worte, um dünne Säfte zu umschreiben. Etwa: „gastronomischer Jahrgang“. Oder „lebendig“. Als wären Weine aus einem guten Jahr generell mal tot.
Schluss mit der Polemik; dem populistischen Weinverständnis des Captain kommt entgegen, dass der erste Wein aus 2010 ein Moscato d´Asti ist. Der kann auch in einem schlechten Jahr ganz gut ausfallen. Hat der Bauer, in diesem Fall die Familie des verstorbenen Giacomo Bologna (eine wahre Größe des Piemont) doch auch alle önologischen Möglichkeiten zur Verfügung, groß genug, modern genug, populistisch genug, dem Captain zu gefallen.
Ein Klassiker. Nur diesmal frischer
Und so ist es auch: In der Nase der übliche Klassiker, die Traube satt, sortentypisch bis zum Anschlag. Dazu ein paar schöne Noten nach Apfel und Banane, nach Litschi und Himbeere, nach Sandstein und Mergel. Herrlich. Doch jetzt kommt es: Schon in der Nase deutlich frischer, als der Wein aus dem Jahr 2009. Und auch eleganter, grüner, animierender, weniger breit. Hier hat der Önologe die Nachteile des Jahres zum Vorteil umgekehrt.
Im Mund wird es dann ganz deutlich: Der Wein ist viel spritziger, viel mineralischer und viel mehr vom grünen Apfel geprägt, als all die Jahre zuvor. Das macht ihn aber viel vergnüglicher zu trinken. Schwupps, ist die Flasche weg. Und bei 5,5 % Alkohol (in Österreich nennt man sowas „Tschapperlwasser“) macht das auch kein Kopfweh.
Der Captain leert die Flasche zu einem Nussbrot mit Vacherin. Da kann der Moscato gegenhalten. Vor allem der Apfel gefällt. Ach was: Alles gefällt an diesem Wein, der wenig kostet und einfach der pure Spaß ist. Italien kann man nicht besser erklären.
- Moscato d´Asti 2010 „Vigna senza Nome“ (Weinberg ohne Namen) für 9,90 Euro
Auch wenn der Captain nichts davon hält: Neulich div. Fassproben aus 2010 bei Wachter-Wiesler, und ich könnte nichts Schlechtes darüber berichten, im Gegenteil.