Vor kurzem berichteten wir von unserer Verkostung des Mehdorn-Rosé La Cabane gemeinsam mit BER-Untersucher Martin Delius.
Das war sozusagen unser kleiner Rosé-Untersuchungsausschuss.
Das Urteil: ziemlich mau. Zugegeben, der Wein war schon viel zu alt für einen Rosé, das haben wir auch angemerkt. Der Fairness halber nehmen wir uns jetzt Mehdorns Rotwein an: Le Rouge Minervois von HHM La Cabane.
Romantisch: „die Hütte“.
HHM steht für Hélène und Hartmut Mehdorn. La Cabane heißt „die Hütte“. Eine Firma gleichen Namens findet sich im Städtchen Auigez Vives im Anbaugebiet Minervois. Der Geschäftsführer (Président) heißt Christian Vuillequez. So nannte sich auch die heutige Madame Mehdorn, bevor sie 1973 ihren Hartmut ehelichte.
Es gibt vermutlich kein eigenes Mehdorn-Weingut, wohl aber eine Parzelle mit Rebstöcken. In der Presse steht, Hélene hätte ihrem Mann einen Weinberg zum Geburtstag geschenkt. So wird es sein. Die Vinifizierung erfolgt vermutlich in einem lokalen Weinbaubetrieb.
Genug jetzt mit dem investigativen Journalismus, wir sind ja nicht bei BAMS oder SPIEGEL.
Grenache und Syrah.
Das Etikett wirkt aufgeräumt, da hat sich einiges getan. Die letzte Flasche, die wir kosteten, war aus dem Jahr 2010 und leider potthässlich. Mal sehen, ob uns jetzt auch der Inhalt überzeugt. So ein Weinprojekt ist ja keine Großbaustelle.
Der Le Rouge von HHM La Cabane wurde aus den gebietstypischen Rebsorten Grenache und Syrah gekeltert.
Grenache ergibt in der Regel kräftige, also alkoholreiche Weine, enthält aber ganz wenig Farbe, kaum Tannine (Gerbstoffe) und ist in einer Cuvée (Rebsortenmischung) generell zuständig für die Weichheit.
Den Rest besorgt der tiefdunkle Syrah mit seinen Aromen von dunkelroten Beeren, Pfeffer, Nelken und teerigen Noten und einer kräftigen Ladung Tannine, die ein Wein braucht, um seinen Charakter zu entfalten.
Bevor wir jetzt zur Verkostung schreiten, noch eine Info am Rande: wir haben direkt vor diesem Rotwein auch den aktuellen Rosé von HHM La Cabane probiert – Jahrgang 2013, also absolut jugendlich. Das Ergebnis war leider ebenso enttäuschend wie der damals verkostete 2010er: alkoholisch und gar nicht frisch. Also nichts, was man von einem Rosé haben will. Abgehakt.
Campari, schwarze Schokolade, Kirsche.
Nun also Le Rouge von Hobbywinzer Hartmut Mehdorn:
In der Nase ein herrlicher Duft von Vanillepudding. Laktische Noten, Würzigkeit, ganz klar Nelke. Keine spezielle Frucht aber Mon Chéri – also Kirschpraline.
Im Mund harte Bitterstoffe, Campari, schwarze Schokolade. Das klingt rau, ist es auch, schmeckt aber ganz und gar nicht unangenehm. Nein, eigentlich sehr sympathisch. Dann noch Kirsche am Gaumen. Extrem adstringierend – also zusammenziehend. Das muss man mögen.
Kerl von Wein.
Das ist ein sehr männlicher, fast schon cholerischer Wein. Sorry, diese Anmerkung MUSSTE einfach sein, weil sie diesen kraftvoll zupackenden Wein auf den Punkt bringt. Der will gar nicht jedem gefallen, hat seinen eigenen Charakter und wurde vielleicht auf Anweisung genau so vinifiziert, wie er jetzt schmeckt. Vielleicht hätte ihm der Ausbau im Eichenfass ganz gut getan. Der Winzer hat sich jedoch für den Edelstahltank entschieden.
Ein Kerl von Wein, der allerdings noch sehr jung ist – wir tranken den Jahrgang 2013. Gut möglich, dass er nach zwei Jahren Lagerzeit netter und gemütlicher wird. Ein bisschen wenigstens.
Wenn man dazu etwas essen möchte, empfehlen wir scharfe Wurst, also Chorizo oder Merguez.