X
Newsletter
X
X
Login
Passwort vergessen?


Konto erstellen

Maremma: Pump Up The Volume…

Kommentare
Ähnliche Weine
Ähnliche Artikel
Erinnert ihr euch noch an diesen Song von M.A.R.S.? Hier ist er. Passt irgendwie zu diesem Wein aus dem jungen Toskana-Anbaugebiet namens Maremma.
Anzeige

Eines der jüngsten Weinbaugebiete Italiens ist die Maremma. Dort gab’s bis in die 1990er Jahre fast keinen einzigen Weinberg.

Wer in der Maremma Winzer fragt, wie in dieser Gegend früher Wein gemacht wurde, bekommt eine erstaunliche Antwort: „Gar nicht. Traditionen gibt es bei uns keine.“

Teil der Toskana, aber erst seit kurzem Weingebiet.

Moment, sind wir nicht in Italien, dem Land, in dem fast hinter jedem Haus ein Weinberg liegt?

Schon, aber die Geschichte der Maremma, dieses heißen toskanischen Küstenstriches auf Höhe der Inseln Elba und Giglio (ja, die mit der umgekippten Fähre) ist eine besondere.

So lasst mich erzählen…

Drei berühmte, mitunter große Weine kommen aus der Toskana: Chianti Classico, Vino Nobile di Montepulciano und Brunello di Montalcino. Alle drei kommen aus Gegenden, die ein wenig nördlicher liegen als die Maremma.

Die Geschichte der Supertoskaner.

Mitte der 1990er Jahre war die Welt allerdings verrückt nach einer Neuerfindung aus der Toskana – den sogenannten Supertoskanern. Das sind Weine, die in den 70ern auftauchten und bis heute nicht nach den strengen Vorgaben des italienischen Weingesetzes gemacht werden. Sie enthalten internationale Rebsorten wie Merlot oder Cabernet Sauvignon und werden in neuen Eichenfässern ausgebaut. Den Traditionalisten unter den Winzer rollt es bei dieser Vorstellung die Zehennägel nach oben.

Allerdings: diese Tropfen gingen damals (und sie tun das teilweise bis heute) weg wie geschnitten Brot – für irre hohe Preise.

Konkurrenz aus Übersee.

Doch dann gerieten diese teuren Superweine in Bedrängnis. Ende des Jahrtausends drängten immer mehr vollmundige und günstige Weine aus den riesgen Anbaugebieten der neuen Welt auf den Markt. Weine, die den Supertoskanern in ihrer Art nicht unähnlich waren: kräftig und trotzdem leicht zu trinken. Diese Konkurrenz, vor allem aus Australien und Chile, machte den Italienern ganz schön zu schaffen.

„Das können wir auch, das können wir besser“, sagten die Italiener schließlich. Aber wo? Schließlich brauchen solche Weine bestimmte Bedingungen, wenn sie günstig und in großen Mengen hergestellt werden sollen. Die Winzer begaben sich also auf die Suche nach einem warmen und trockenen Gebiet mit nährstoffreichen Böden. Und fanden so eine Ecke direkt vor der Haustüre – in der Maremma. Etablierte Kellereien aber auch Quereinsteiger und Verrückte kauften dort Land, das billig zu haben war.

Neue, schwere Weine.

Einige verwendeten dort gleich die selbe Rebsorte, die im Rest der Toskana dominiert: Sangiovese. Die Weine wurden schwer, dicht und alkoholstark. Andere Winzer experimentierten mit anderen Rebsorten.

Wie zum Beispiel Massimo Lanzini. Er übernahm nach dem Tod seines Onkels Vasco Sassetti dessen exzellentes Weingut in Montalcino, einem der traditionellen Weinbaugebiete der Toskana. Jetzt besitzt Lanzini auch in der Maremma ein paar Weinberge.

Dort bringt er in der Region Montecucco einen Wein in die Flasche, der zu je einem Viertel aus Sangiovese, Merlot, Syrah und Alicante besteht. Sangiovese für die Tradition, Merlot und Syrah für den vollen, internationalen Geschmack und Alicante für die dunkle Farbe. Der Wein reift in Holzfässern zu je 500 Litern.

Würze, die mich schwach macht.

Im Glas leuchtet dieser Wein in mittelkräftigem Rubinrot. Sein Duft schmeichelt unserer Nase außerordentlich: kräftige, vollreife rote und dunkle Früchte aber auch Kirsche und Brombeere. Dabei bleibt es nicht: saftiger, frisch geschnittener Rosmarin und ein Hauch von dunkler Olive und schwarzem Pfeffer geben diesem Wein ordentlich Drive.

Das setzt sich am Gaumen fort. Dieser Wein hat Volumen, ohne breit und unelegant zu wirken. Seine selbstbewusste Säure macht ihn schlanker als er ist. Die 14 Volumenprozent Alkohol sind gar nicht zu spüren. Da ist zunächst Schwarzkirsche – sehr reif, aber keinesfalls zu viel des Guten. Dann eine frische Brombeere, die Süße und Säure mitbringt. Und weiter geht’s: schwarze Oliven und ein Zweig frisch geschnittener Rosmarin steuern eine Würze bei, die mich einfach schwach werden lässt. Aaaaaah…

Als Essenspartner empfehle ich geschmorte Kalbsbäckchen oder einen Gänsebraten.

 

Datum: 23.7.2015 (Update 30.7.2015)
 

Ähnliche Weine

 

Ähnliche Artikel