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„Man nimmt mich gar nicht wahr.“

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Captains Winzer des Jahres Jörg Bretz im Interview. Über seine Liebe zur Sorte Blaufränkisch, sein Leben als Unbekannter unter Lokalgrößen und warum die Österreicher ihr Potential verkennen.

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Captain: Zuerst Gratulation, unser kleiner aber feiner Stammtisch hat Sie zum Winzer des Jahres gewählt..

Bretz: Fein, ich habe erst gestern davon gehört. Ich bin gerade in Deutschland und habe selbst noch nicht auf die Seite geschaut. Ich muss erst mal einen Computer finden, wo ich das kann.

Captain: Acht Jahre im Holz. Warum?

Bretz: Ich habe vor zwanzig Jahren in Italien gearbeitet und dabei auch Weine getrunken, die lange Zeit im Fass gelegen sind, so rund vier bis fünf Jahre. Und ich glaube, dass es Sorten gibt, die eine länger Reifezeit verdienen, wie etwa der Blaufränkische oder der Blauburgunder. Auch der Veltliner. Ältere Weine haben mehr Potential und sind viel bekömmlicher. Sie passen besser zum Essen. Meine Sorten sind auch so gewählt, dass meine Weine ein komplettes Menü begleiten können.

Captain: Sie arbeiten vor allem mit Sorten der Region, der Chardonnay gehört da nicht dazu.

Bretz: Stimmt, der Chardonnay ist mir passiert. Ich habe den Boden gesehen und musste die Trauben haben. Da war eben auch Chardonnay dabei. 2002 habe ich ihn mit dem Veltliner cuveétiert, der Wein kommt jetzt auf den Markt.

Captain: Wie kann man ihre Philosophie zusammenfassen.

Bretz:Einfach. Ich will kein großer Weinmacher sein. Ich will Weine machen, die zum Essen passen. Ich will Weine machen, die ausgetrunken werden. Die Flasche muss leer sein.

Captain: Die Weine, die wir getrunken haben, wurden ja aus gekauften Trauben gekeltert. Jetzt haben Sie auch eigenes Land. Wie viel und wo?

Bretz: Ich habe 1,5 Hektar bei Jois im Burgenland. Eine gute Lage nahe am Neusiedler See mit Schiefer und Kalkböden. Leider sind die Reben nicht so alt, wie ich sie gerne hätte, also zwischen 8 und 15 Jahre. Deswegen wird es auch weiterhin Zukäufe von ausgewählten Bauern geben, die so arbeiten, wie ich es gerne habe.

Captain: Was kann Blaufränkisch?

Bretz: Blaufränkisch kann quasi alles, wenn man die Sorte erkennt und von ihrem Potential weiß. Natürlich müssen auch Klima und Böden passen. Blaufränkisch vermittelt zarte grüne Töne und eine frische, elegante Note. Gleichzeitig aber hat Blaufränkisch auch genügend Tannine um kräftig zu wirken. Ich vergleiche Blaufränkisch gerne mit Nebbiolo, beide sind Alleskönner und Einzelgänger zugleich. Zugänglich. Aber keine Schmeichler.

Captain: Sie leben in Höflein in der Region Carnuntum, dort lagern auch ihre Fässer. Doch ihre Weine machen Sie im Burgenland. Sie lagern ihre Weine länger als jeder andere Winzer in Österreich. Und vermutlich auch in Deutschland. Wird man als Außenseiter belächelt?

Bretz: Ich glaube, ich werde schlicht nicht wahrgenommen. Ich habe ja auch keine Mengen, so etwa 10.000 Flaschen im Jahr. Die Winzer hier interessieren sich nicht dafür, wie ich den Wein mache, die haben alle ihr Konzept und sind sehr erfolgreich damit. Warum sollten sie sich mit einem derartig ausgefallenen Konzept überhaupt beschäftigen?

Captain: Das klingt etwas bitter. Was macht der österreichische Weinbau falsch?

Bretz: Im Keller und im Marketing sind die Österreicher spitze, da können die Deutschen noch lernen, vor allem beim Marketing. Die Österreicher haben aber meiner Meinung nach das ganze Potential ihrer Weingärten noch nicht entdeckt. Ich glaube, es wird zu viel ausgedünnt und die Böden erfahren zu wenig Beachtung. Österreich hat exzellente Böden.

Captain: Wie kommt man an Ihre Weine?

Bretz: Ganz altmodisch anrufen oder neumodisch eine E-Mail schicken.

Weine von Jörg Bretz hier. Im Augenblick noch Blaufränkisch 1997 (25,00 Euro), Blaufränkisch Reserve (acht Jahre im Fass, 80,00 Euro). Beide Weine trinkreif und eine enorme Freude. Dann Blaufränkisch 2000 Reserve (60,00 Euro), aus einem heißen Jahr mit viel Kraft und Blaufränkisch 2002 Reserve (etwa 30,00 Euro), aus einem etwas schwächeren Jahr. Weiters noch Blauburgunder 2001, 2002 und 2003, die weiße Cuveé Buschberg (Chardonnay und Veltliner) 2002 und der Weißburgunder 2002. Die Preise muss Bretz noch festlegen.

 

Datum: 5.12.2009 (Update 6.12.2009)
 

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