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Müller-Thurgau: Noch zu retten?

Hermann Müller, der Züchter des Müller-Thurgaus. (Foto: Wikipedia)
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Ab und an mag der Maat einen Hauch von gepflegter Müller-Thurgau. Nur will ich nichts gegen Schoppenweine sagen, die häufig aus ihr gekeltert werden. Und nichts gegen Zechweine oder sonstiges Süffiges. Und erst recht nichts gegen die Winzer, die Müller-Thurgau immer noch anbauen. Denn Anbau, das bedeutet grundsätzlich Arbeit, und davor habe ich Respekt.

Aber sind wir mal ehrlich: Nichts ist in Deutschland so out wie der Müller-Thurgau. Da hilft auch marketinggerechtes Umbenennen nicht. Denn heute kennt man den Müller-Thurgau häufig nur unter dem hübschen Namen Rivaner. Man schämt sich offenbar, Müller-Thurgau in den Weingärten stehen zu haben, also nannte man ihn um. Rivaner hört sich nun mal schöner an. Und liest sich griffiger. Der Rest ist gleich.

Rivaner läuft. Müller-Thurgau nicht.

Diese Beobachtung teilt ein Düsseldorfer Weinhändler, den ich spontan gefragt hatte, wie er denn Weine aus Müller-Thurgau bei sich im Laden verkaufe. „Als Rivaner: gut!“, so seine Antwort. „Es darf nur nicht Müller-Thurgau drauf stehen. Dann wollen die Leute ihn nicht.“ Ich habe keine weiteren Fragen.

Dabei ist es noch gar nicht so lange her, da war der Müller-Thurgau eine nachgefragte und folglich häufig angebaute Sorte im Nachkriegsdeutschland; eine Sorte, die mit ihrer Anspruchslosigkeit in Sachen Boden und Pflege wie gerufen kam für den damaligen Zeitgeist. Man wollte schmackhaft, einfach, süss. Und günstig. Der Müller-Thurgau gehorchte und stand bei Fuß wie ein deutscher Schäferhund am Jägerzaun. Kein rumzicken, sichere Erträge liefern, große Erträge. Und artig sein. Wie paradiesisch für die Winzer!

Spiel nicht mit dem Schmuddelkind

Dumm nur, dass sich innerhalb von nur wenigen Jahren der Konsumentengeschmack gedreht hat. Nun ist nix mehr mit Müller-Thurgau. Er wird nicht mehr ernst genommen. „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern!“ könnte da gut zu passen.

Der Riesling kam mit aller Macht zurück; im Schlepptau auch die Burgundersorten. Blöd nur, dass Riesling und Spätburgunder richtige Diven sind. Sie zicken, wollen nicht immer, und schon gar nicht überall. Mit denen hat es der Winzer nicht mehr so einfach. Doch der Konsument verlangt mittlerweile echte Qualität, Herkunft, Boden, Terroir. Und keine Austauschbarkeiten.

Fast panisch reißen Winzer bis heute ihre Bestände an Müller-Thurgau als den Böden. Und dennoch scheint der Müller-Thurgau, nach Jahren seines Daseins als Schwarzer Peter, wieder eine zarte Renaissance zu erfahren.

Da gibt es zum Beispiel schon seit Jahren, weitgehend unbemerkt, einen so genannten „Internationalen Müller-Thurgau-Preis“, ausgerichtet vom Verein „Bodenseewein e.V.“, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Jahr für Jahr den Besten aller Müller-Thurgau heraus zu filtern. Trotz der sinkenden Akzeptanz.

Mich spricht das an, denn es interessiert mich, was diese gepeinigte Rebsorte zu leisten vermag. Zumindest möchte ich einen Eindruck bekommen: Wie schmecken diese ausgezeichneten Weine?

Danach der Erstplazierte, der Müller vom Kaiserstühler Winzerverein Oberrotweil. In der Nase mit leichten Nuancen von Zitrus, etwas Gras und Moos. Im Mund einen Hauch mehr Kraft. Ordentlicher Abgang. Kein Überflieger, sondern klassische Sommerweine und Speisebegleiter für die leichte Küche für wenig Geld. Kühl getrunken, top.

 

Datum: 26.11.2011 (Update 18.9.2014)
 

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