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Ligurien: Hilfe, wir sind umzingelt!

Das Castello Finale Ligure. Foto: Daniele Bonizzoni
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Wir befinden uns in Liguren, das ist Küste und ein bisschen Hinterland zu beiden Seiten von Genua.

Links geht es bis nach Monaco und rechts bis über La Spezia hinaus. Die Gegend ist keine ausgeprochen angesehene Weinregion. Pompöse Anbaugebiete rundum belagern den schmalen Streifen mit seinen 5.000 Hektar Rebflächen: Provence, Piemont, Emilia Romagna und die Toskana.

Keine großen Winzer hier.

Die Winzer hier bohren dünne Bretter, Kiefernbretter. Kaum einer bewirtschaftet größere Flächen. 70% aller Weinbauern ernten ihre Trauben von weniger als einem Hektar eigener Fläche. Zudem gibt es viele Hanglagen oder Terrassen, was den Weinbau nicht unbedingt leichter macht.

Ja, da mag der eine oder andere Moselwinzer jetzt müde lächeln – in Italien ist Weinbau eben ein bisschen einfacher.

Bevor euch jetzt aus lauter Mitleid das Weinen kommt, sei gesagt, dass im Schatten der Premium-Gebiete auch hier ganz nette Tropfen auf Flaschen gezogen werden, wie man im Weinsprech so sagt.

Fruchtiger Pigato.

Ligurien ist das Zuhause manch seltener Sorte, die es nur hier gibt. Man sagt autochthone Sorten zu solchen Gewächsen. Eine davon ist die kräftig-fruchtige Pigato-Traube, eine Mutation des Vermentino, der auch Malvasia genannt wird. So verwirrend kann Wein sein.

Das Weingut Cascina delle Terre Rosse liegt auf einer Hochebene in 300 Metern Seehöhe im westlichsten Teil Liguriens, der bezeichnenderweise Finale Ligure heißt. Seit 1970 macht man hier schwer auf bio. Zwischen 25.000 und 35.000 Flaschen verlassen pro Saison das Weingut. Ist nicht viel.

Das Klima hier ist Mittelmeer total. Salzige Winde trocknen die Reben, die Sonne brennt unbarmherzig herunter und die Nächte verpassen den Trauben sanfte Kälteschocks. Dieser Stress ist gut für die Pflanzen, damit sie charaktvervolle Früchte entwickeln.

Balsamische Kieferntöne.

Wir schenken uns den Pigato namens Apego in die Gläser und versuchen, die Aromen zu erschnüffeln.

Hm, da ist erst mal nicht so viel. Ein wenig balsamische Töne und würzige Noten von Kiefern. Aber dann kommt er: florale Töne – fast wie verwelkte Blüten, vollreife gelbe Früchte, Fischkräuter. Und im Mund?

Hier ist vor allem die milde Säure, die auffällt. Ein zartbitterer, balsamischer Schmelz legt sich auf die Zunge. Die ausgesprochene Trockenheit des Weins lässt ihn gut schlürfen. Ein Weißwein für Rotweintrinker. Warum? Wenig Säure, viel kraftvolle Frucht und Würze. Der hat Charakter, ohne Zweifel.

Das ist der perfekte Wein für Fisch. Oder für einen Tisch mit allem möglichen drauf. Antipasti, mal mild, mal scharf, wenig gewürztes Fleisch und Gemüse. Ein Wein für (fast) alles.

 

Datum: 13.1.2015 (Update 21.7.2015)