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Weingüter, um die so ein Hype gemacht wird, stimmen mich immer misstrauisch.
Seit Mas d’Auzières im Languedoc (Südwestfrankreich) 2003 sein erstes Rotweinchen abfüllte, überschlagen sich internationale Kritiker mit Komplimenten.
„Brillant“, „reinstes Vergnügen“ und „hält die Weinwelt in Atem“. Vielleicht traut sich ja einfach keiner mal zu sagen, is nich so doll.
Die meisten Jubillanten himmeln außerdem die Winzerin Irène Tolleret an. Der ehemaligen Geschäftsfrau und jetzt Önologin werden neben Talent folgende Schlagwörter aus der PR-Kiste angehängt: Charme, bezauberndes Lächeln, aufgehender Stern, Frau zum Verlieben.
Dafür kann ich mir nichts kaufen. Also besorgte ich mir eine Buddl und ziehe sie in meiner Kombüse auf. Les Éclats aus dem Jahr 2009 gilt – wieder mal – als bemerkenswerter Tropfen.
Handarbeit.
Syrah mit 20% Grenache und 10% Mourvedre bestimmen die Aromen in dieser Cuvée und entsprechen auch ungefähr der Bestockung im Weinberg. Handlese, Ausbau im Edelstahltank. Das soll die Frucht erhalten.
In der Nase zeigen sich deutlich dunkle Beeren im Trockenzustand. Gedörrte Brombeeren und Korinthen zum Beispiel. Danach kommen mediterrane Kräuter – Thymian, Rosmarin, Salbei, gemischt mit trockenem Unterholz.
Solche Aromen werden gerne unter dem Begriff „Garrigue“ abgehandelt. Das ist eine Art Krüppel-Vegetation von niedrigen Sträuchern und anderen hitzefesten Pflanzen, die sich nach Abholzung und Überweidung vor Ort noch halten können.
Darunter sind duftende Heidekräuter wie Thymian, Salbei, Mastix und Rosmarin. So kommt der Aromenmix zusammen. Auch wenn Garrigue immer wieder bemüht wird, um nicht ganz einfach zu beschreibende Aromenbilder zu malen, kommt das hier ganz gut hin.
Kein Schmeichler.
Am Gaumen ist der Wein schlank und recht trocken. Eher intensiv als elegant. Nicht wuchtig, nur irgendwie sperrig. Kein wirklicher Schmeichler. Das macht ihn schon mal sympathisch. Zu der Frucht kommt eine Portion Schokolade und ein balsamischer Touch. Der Hauch von Eukalyptus tut gut.
Éclats heißt auf Deutsch Splitter und verweist wohl auf die Bodenstruktur unterhalb des Kalksteinbergs Pic Saint-Loup nördlich von Montpellier. Die neun Hektar steiniger Hügel auf circa 140 Meter Höhe mit etwas kühleren Nächten sind wohl mitverantwortlich für die angenehme Kühle des Éclats.
Für mich schreit so ein Wein nach Gegrilltem. Deshalb werfe ich erst mal etwas Fenchel, Paprika und Zucchini auf den Rost. Dann kurz ein paar Spieße mit Lammfilet und etwas Oregano und Thymian ins Feuer. Ob das Gargut die Aromen annimmt, ist fraglich. Aber es duftet entzückend. Und so machen es ja auch die Griller am Mittelmeer seit Menschengedenken. Alte Gewohnheiten gibt man nicht so schnell auf.
Hält sogar Chilipaste aus.
Der Éclats passt mit seiner trockenen Frucht und den Gewürzen bestens zu dem zarten Lamm. Aber das ist noch keine Kunst. Als nächstes wandert ein texanisches T-Bone Steak in die Glut. Das Fleisch hat viel Eigengeschmack. Um seiner Herkunft gerecht zu werden, bekommt es einen Hauch Tex-Mex mit einer Chillipaste. Die Schärfe ist natürlich starker Tobak für den schlanken Südwestfranzosen. Aber sie ist ja nur angedeutet, und da hält der Éclats ohne Weiteres gegen.
Als letztes kommen ein paar Merguez-Würstchen auf den Grill und werden erst wieder runtergenommen, als sich ein paar schwarze Stellen eingebrannt haben. Röstaromen und würziger Kreuzkümmel sind schon ein anderes Kaliber als nur feines Filet.
Aber der Éclats punktet wieder. Mit seiner Dichte kann er mit der nordafrikanischen Mischung umgehen, selbst der balsamische Ton passt gut dazu. Und überhaupt, mit etwas Luft hat sich der Wein fein harmonisiert. Gar nicht mehr sperrig. Am besten ist der lange Abgang. Alle Aromen bleiben brav auf der Zunge.
Ich schmecke ihnen versonnen nach und finde im Übrigen, dass Irène Tolleret wirklich eine faszinierende Frau ist.
Wir finden über die franz. Regionen abseits von Bordeaux und Burgund sollte ohne hin viel mehr berichtet werden. Leider haben wir Weine dieser Regionen bisher in unserem Weinleben auch noch nicht allzu ausführlich probiert…deshalb freuen uns Tipps wie der heutige!
Languedoc: Drei mal so viel Anbaufläche wie alle deutschen Weingebiete zusammen!!! Da geht noch was…
Friert die Frau im Feld und hält sich an nem Stein fest,
fließt für Wein das Geld bevor es uns das Aug nässt. 😉
http://www.youtube.com/watch?v=XjO0ziDUnIU