Denn mousse ist französisch und heißt Schaum. Ok, in Rheinhessen gibt es auch eine Winzerfamilie namens Weinmann. Warum soll dann ein Schaumweinhersteller nicht Monmousseau heißen? Erst recht, wenn er aus dem crémantverwöhnten Anbaugebiet Loire kommt.
Loire? Das ist doch dieser Fluss mit den Schlössern und Weißweinbergen rundherum. Dass es dort aber eine enorme Bandbreite von Rotweinen gibt, wissen manche vielleicht noch nicht.
Na gut, dann ändern wir das.
Was könnte es für einen besseren Ausgangspunkt geben als das Weingut Monmousseau, das sich auch gerne als Felsenkellerei bezeichnet. Das klingt gut, und hat auch seinen Grund, wenn man sich die Bilder von dort ansieht. Wie ein Wespennest klebt es an den Tuffsteinwänden des Tals der Cher. Das ist ein Nebenfluss der Loire. Das Weinbaugebiet dort heißt Touraine.
Der Tuffstein von dort wurde in früheren Zeiten, als es der Monarchie in Frankreich noch gut ging, zum Bau der berühmten Loire-Schlösser benutzt. Da es derer viele gibt, gruben Arbeiter tiefe Stollen in die Hänge, um den Stein abzubauen. War das geschehen, überließ man die Stollen sich selbst.
Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein Weinhändler namens Alcide Monmousseau aus dem nahen Örtchen Montrichard ankam, und diesen einen besonders tiefen Stollen entdeckte. Und auf die Idee kam, dort einen Weinkeller einzurichten. Das ganze Jahr über ist es hier 12 Grad kühl, die Luftfeuchtigkeit ist optimal. Monmousseau legte los. Nach ein paar Jahren hatte er dort ein 15 Kilometer langes Tunnelnetzwerk eingerichtet, in dem Wein gemacht und gelagert wurde.
Sein Neffe Justin-Marcel Monmousseau übernahm Anfang des 20. Jahrhunderts die Anlage und setzt der tollen Idee seines Onkels noch eins drauf. Denn er fand heraus, dass die Böden der Touraine denen der Champagne ähnlich sind. Und dass ähnliche Rebsorten in beiden Gegenden gut gedeihen.
Warum also keinen richtig guten Schaumwein machen, so wie in der Champagne? Das dachte sich der Neffe. Nach gerade mal fünf Jahren hatte er Tropfen in der Flasche, die sogar zu königlichen Diners in Schweden eingeschenkt wurden.
Noch etwas zum Thema Crémant: Die Winzer in der Champagne sind eifersüchtige Gesellen. Deshalb darf kein Schaumwein Champagner heißen, der nicht dort auch gemacht wurde. Aus diesem Grund nennt man seit 1994 im übrigen Frankreich, Belgien und Luxemburg alle Schaumweine, die nach der Champagner-Methode hergestellt werden aber von woanders kommen, Crémant.
Wie jener, den ich gerade vor mir stehen habe. Der versucht aber auch gar nicht, einen Champagner zu imitieren. Die Rebsorten sind nämlich andere – roter Cabernet Franc (70%) und roter Pineau d’Aunis (30%). Das ist eine Rebsorte, die fast nur in den Loire-Gebieten Touraine und Anjou angebaut wird.
Schon im Glas macht dieser Schaumwein Spaß, so wundervoll steigen die Perlen durch den lachsrosafarbenen Tropfen empor.
In der Nase ist sofort Rotweinkino angesagt. Tolle Würze (das macht der Cabernet Franc) und rotes Obst, hauptsächlich Erdbeere und ein wenig Himbeere. Auch am Gaumen sind die beiden Früchte sehr präsent. Dazu kommen ein paar dezente Hefenoten, ein frisch angeschnittener gelber Apfel und ein Brioche, gerade aus dem Backofen gezogen.
Das ist ein ganz wunderbarer Schaumwein, der so völlig anders ist als die meisten. Wer beim Aperitif mit etwas Besonderem angeben möchte, der schenke diesen Tropfen aus.
Auch als Essensbegleiter macht dieser Crémant de Loire eine gute Figur. Ich empfehle grüne Heringe vom Grill, gewürzt mit Rosmarin, Thymian, Limette und Ingwer. Oder eine Putenbrust mit Tomatensugo.